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Streit um Streuobstwiese verzögert Bäckerei-Neubau

Göda. Die Agrofarm muss für die Zufahrt Land abgeben. Als Ausgleich möchte sie eine andere Fläche nutzen. Die steht aber unter Naturschutz.

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Von Madeleine Siegl-Mickisch

Den Stollen fürs zurückliegende Weihnachtsfest hatte Bäcker Fehrmann eigentlich schon in einer neuen Backstube am Gödaer Ortseingang backen wollen. Doch bis heute hat sich auf der Fläche an der B6 gegenüber der Tankstelle nichts getan – obwohl Bäckermeister Fred Fehrmann seine Pläne für den Neubau bereits im Herbst 2006 im Gemeinderat vorgestellt hatte. Die weitere Planung gestaltete sich aber schwieriger als gedacht. So wurde für die Zufahrt eine separate Linksabbiegespur auf der B 6 gefordert.

Mittlerweile blockiert der Streit um eine Streuobstwiese das Vorhaben. Die liegt auf der anderen Seite der B6. Die Agrofarm Göda, die ringsum die Felder bewirtschaftet, möchte das rund 1800Quadratmeter große Stück künftig als Acker nutzen, und zwar als Ausgleich für die Fläche, die ihr durch die Straßenerweiterung verloren geht. Aber die Streuobstwiese steht als Biotop unter Naturschutz. „Für mich sind Bäume gleichwertig“, sagt Gödas Bürgermeister Peter Beer, den es ärgert, dass offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen wird. Denn stehen Bäume an Straßen, würden sie viel weniger Schutz genießen. So sind in der Gemeinde in den letzten Jahren viele Bäume verschwunden, zwischen Göda und Buscheritz steht kein einziger mehr. Allein im letzten Herbst beantragte das Straßenbauamt, 28Bäume zu fällen. „Wenn wir nicht zustimmen, werden wir für die Verkehrssicherungspflicht verantwortlich gemacht“, begründet Beer, warum der Gemeinde nichts anderes übrig bleibt, als Ja zu sagen. Auf der anderen Seite würden Unternehmen wegen einer Streuobstwiese mit ein paar Apfelbäumen „unendliche Hindernisse in den Weg gelegt“.

Für Günter Wenzel, den Chef der Agrofarm, ist der Konflikt um die Streuobstwiese jedoch nur die Spitze des Eisberges. Er beklagt seit längerem den Verlust von landwirtschaftlicher Fläche. Allein für den Straßenbau habe sein Unternehmen in den letzten Jahren 50 Hektar Land hergeben müssen. Dagegen nimmt sich das Stück, um das es jetzt in Göda geht, winzig aus. „Aber es geht ums Prinzip.“ Der Acker sei nunmal die Existenzgrundlage für die Landwirte, ließe sich aber leider nicht vermehren. Daran ändere auch die finanzielle Entschädigung nichts, über deren Höhe außerdem noch zu reden sei.

Dennoch sagt Wenzel, dass er zu Kompromissen bereit sei. Doch die dürften nicht nur zu Lasten der Landwirtschaft gehen. „Ich will doch, dass die Leute hier Arbeit haben.“ Und meint damit auch die Bäcker, die dringend auf die neue Backstube warten, weil es in der alten viel zu eng zugeht.

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