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Wie eine Studentin gegen Corona kämpft

Eigentlich studiert Clara Haubold Medizin in Halle. Nun ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt – um in der Corona-Ambulanz in Meißen zu helfen.

Von Kevin Schwarzbach
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Clara Haubold hilft derzeit in der Corona-Ambulanz in Meißen mit. Eigentlich studiert die 26-Jährige Medizin in Halle.
Clara Haubold hilft derzeit in der Corona-Ambulanz in Meißen mit. Eigentlich studiert die 26-Jährige Medizin in Halle. © Claudia Hübschmann

Meißen. Als Clara Haubold Anfang März realisiert, dass es aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus bald Ausgangsbeschränkungen geben wird, trifft sie eine spontane Entscheidung: Sie packt ihre Tasche und kehrt aus ihrem Studienort Halle vorübergehend in ihre Heimat zurück. "Denn in Halle wohne ich alleine. Die Isolation wollte ich aber lieber bei meiner Familie in Radebeul verbringen."

Zurück im Landkreis Meißen wird Clara Haubold aber schnell klar, dass sie die Corona-Krise nicht vom Sofa aus erleben will. Die 26-jährige Medizinstudentin will helfen. "Ich bin niemand, der gern seine Zeit totsitzt. Ich will mitarbeiten und das Gefühl haben, dass ich etwas gegen die Situation tue", erzählt Haubold. Außerdem will die angehende Medizinerin ihre im Studium erlernten Fähigkeiten anwenden und die Krise aus einer anderen Perspektive kennenlernen.

Zwischen Telefon und Corona-Tests

Clara Haubold trägt sich in ein Online-Portal ein, das während der Corona-Krise Medizinstudierende dorthin vermittelt, wo sie dringend gebraucht werden. Im Landkreis Meißen besteht besonders am Elblandklinikum in Meißen Bedarf. Denn dort wurde schon vor Wochen eine Corona-Ambulanz eingerichtet, in der vor allem Corona-Tests durchgeführt werden. Schon am Tag nach ihrer Registrierung im Online-Portal hat Clara Haubold Kontakt mit Dr. Thomas Peschel, Ärztlicher Leiter des Notfallzentrums am Elblandklinikum Meißen. Einen weiteren Tag später unterschreibt sie einen Vertrag.

Fortan arbeitet Haubold in der Corona-Ambulanz mit. Die 26-Jährige übernimmt Telefondienste, spricht mit Menschen, die glauben, dass sie sich mit Corona infiziert haben und sich testen lassen wollen. Am Telefon klärt Clara Haubold die Symptome ab, vereinbart Tests, koordiniert Termine. Die junge Studentin trägt ihren Teil zum Funktionieren der Corona-Ambulanz bei.

Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer sah sich bereits in der Corona-Ambulanz am Elblandklinikum Meißen um. Mitte März sprach er unter anderem mit Dr. Thomas Peschel.
Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer sah sich bereits in der Corona-Ambulanz am Elblandklinikum Meißen um. Mitte März sprach er unter anderem mit Dr. Thomas Peschel. © Claudia Hübschmann

Dabei hat sie Anfang des Jahres noch nicht daran geglaubt, dass das Coronavirus auch in Deutschland das Leben maßgeblich verändern würde. Obwohl Haubold gute Kontakte nach China hat und sich in der Vergangenheit schon über Pandemien dort informierte. "Ich habe während des Studiums in China gelebt und in dieser Zeit auch eine Ausstellung über die erste Sars-Pandemie besucht", erzählt Clara Haubold. "Als es dann in Wuhan zu einem neuen Ausbruch kam, dachte ich, dass sich das Virus eher auf China beschränken würde, da die Menschen dort auf viel engerem Raum zusammenleben."

Jeden Tag neue Herausforderungen

Doch die Situation spitzt sich Woche um Woche zu, das Virus breitet sich aus, erreicht irgendwann auch Deutschland und den Landkreis Meißen. Und Clara Haubold wird zur Helferin in der Corona-Ambulanz. Dort sind jeden Tag andere Fähigkeiten gefragt. "Die Arbeit befindet sich im ständigen Wandel", erzählt Clara Haubold. "Die Situation sorgt dafür, dass wir zwar etwas vorausplanen können, uns immer aber auch den neuen Entwicklungen anpassen müssen."

Etwa 60 Corona-Tests werden derzeit pro Tag am Elblandklinikum in Meißen durchgeführt. Jeden Morgen trifft sich das Team der Corona-Ambulanz zur Lagebesprechung, jeden Tag werden die neusten Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts berücksichtigt. Womöglich kommt bald noch eine Aufgabe für Clara Haubold und die anderen Studierenden, die in der Corona-Ambulanz helfen, hinzu. Derzeit arbeitet das Elblandklinikum Meißen daran, künftig einen Bluttest anbieten zu können, über den nachgewiesen werden kann, ob man sich in der Vergangenheit bereits mit Corona infiziert hat.

Mittlerweile stehen am Elblandklinikum in Meißen mehrere Testzelte, in denen Abstriche für einen Corona-Nachweis gemacht werden.
Mittlerweile stehen am Elblandklinikum in Meißen mehrere Testzelte, in denen Abstriche für einen Corona-Nachweis gemacht werden. © Claudia Hübschmann

Clara Haubold beschäftigt sich indes auch mit den Problemen, die durch die Corona-Krise für Medizinstudierende entstanden sind. Besonders für all jene, die kurz vor ihrem Examen stehen. "Aus der Politik kamen sofort Aufrufe, dass Studierende in Krankenhäusern mitarbeiten können. Doch ob die Examen stattfinden oder nicht, das wurde nicht entschieden", kritisiert Clara Haubold. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nahm die Länder in die Pflicht, jedes müsste eine eigene Entscheidung treffen. Der Freistaat Sachsen hat das mittlerweile getan, die Prüfungen Mitte April finden statt. In anderen Bundesländern ist es aber teils noch immer ungeklärt.

"Ich finde es einfach nicht fair, wie die Studierenden behandelt werden", sagt Clara Haubold. "Einerseits sollen sie helfen, was sie auch gern machen, aber andererseits werden sie im Unklaren gelassen." Gerade bei den Examen sei das eine höchst unglückliche Situation. Immerhin würden die Studierenden 100 Tage dafür lernen. Wer die Prüfung schaffen wolle, brauche einen strikten Zeitplan und müsse den Stoff regelmäßig wiederholen. "Da trägt es natürlich nicht zur Motivation bei, wenn man nicht weiß, ob die Prüfung am Ende überhaupt stattfindet."

Clara Haubold hat bis zum Examen noch etwas Zeit, sie wird die Prüfung im August ablegen. Das heißt aber auch: Ende April geht es mit dem Lernen los. Dann wird sie auch ihre Arbeit im Elblandklinikum etwas umstellen müssen. "Vielleicht komme ich dann nur noch sechs statt acht Stunden, um den Nachmittag fürs Lernen frei zu haben", sagt die 26-Jährige. "Das wird sich noch klären." Mithelfen will Haubold aber weiterhin, trotz Lernstress – daran besteht für sie kein Zweifel.

Zum Thema Coronavirus im Landkreis Meißen berichten wir laufend aktuell in unserem Newsblog!