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Studie: Radebeuler fühlen sich sicher

Die Psychologiestudentin Sylke Martini hat über Ängste in der Bevölkerung geforscht. Jugendliche und Betrunkene gelten als größte Probleme.

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Von Henry Berndt

Zu ihrem Diplomarbeitsthema kam Sylke Martini „wie die Jungfrau zum Kinde“, wie sie sagt. Eines Tages ging sie zu ihrem Psychologie-Professor an der Universität in Freiburg und er schlug ihr vor, eine frühere Studie zu wiederholen. Thema sollte die Kriminalitätsfurcht von Menschen aus unterschiedlichen Städten sein, also die Angst, selbst zum Opfer einer Straftat zu werden.

„Er hatte die Vorstellung, im Osten hätte man allgemein größere Ängste“, sagt Martini. „Ich war jedoch davon überzeugt, dass sich diese Einschätzung nicht halten lässt.“

Also machte sie sich an die Arbeit und befragte neben Freiburgern auch Menschen aus ihrer Heimatstadt Radebeul zu deren Ängsten im Alltag. Die anonymen Fragebögen verteilte sie auf dem Wochenmarkt in Altkötzschenbroda.

Ihre inzwischen fertiggestellte 170 Seiten starke Arbeit trägt den typisch wissenschaftlichen Titel „Viktimisierungsfurcht in der Bevölkerung“. Insgesamt 51 der 141 Fragebögen wurden in Radebeul ausgefüllt.

Die Ergebnisse zeigen: Über drei Viertel der hier Befragten fühlen sich in ihrer Heimatstadt „sehr sicher“ oder zumindest „sicher“. Nur knapp 16 Prozent fühlen sich dagegen „ziemlich“ oder gar „sehr unsicher“. Die Unterschiede zu den Ergebnissen aus Freiburg sind nur marginal.

Weiterhin halten fast drei Viertel der Radebeuler ihre Stadt allgemein für hell genug, nur rund 30 Prozent halten sie für zu dunkel.

„Entgegen den Hypothesen gaben die Radebeuler keine größere Angst an“, resümiert Martini. Im Vergleich zu den Westdeutschen war sie in einem Bereich gar geringer: Sie fürchten sich weniger vor herumlungernden Jugendlichen.

Dennoch werden eben jene und Betrunkene in Radebeul als größtes Problem angesehen. Zerstörungen und Graffiti spielen dagegen eine geringere Rolle (siehe Grafik).

Für ihre Diplomarbeit bekam Sylke Martini eine 1,7. Ihr Studium hat sie inzwischen abgeschlossen – mit 42 Jahren nicht gerade im typischen Studentenalter. „Während des Sozialismus konnte ich kein Abitur machen“, sagt sie. Bevor sie 1998 ihr Psychologiestudium begann, machte sie Ausbildungen zur Kleidungs-Facharbeiterin und Steuerfachgehilfin und studierte Kulturwissenschaften in Meißen.

Abseits ihrer Forschungen meint Martini vor allem eines festgestellt zu haben: „Ich finde das Klima unter den Menschen in Radebeul einfach angenehmer als in Freiburg.“ Letztendlich entschied sie sich jedoch für keine von beiden Städten. Inzwischen wohnt sie mit ihrem Partner in Frankreich.