SZ +
Merken

Stühle für die Menschlichkeit

Die Hainewalder Gaststätte „Kaiserkrone“ will mit Möbeln ein Zeichen für Solidarität mit Flüchtlingen setzen.

Teilen
Folgen
© privat

Von Mario Sefrin

Hainewalde. Die Stühle in der Hainewalder Gaststätte „Kaiserkrone“ zeigen Menschen aus Asien, Afrika, dem arabischen Raum und aus Bayern. Sie lassen selbst die Konterfeis von Ex-Formel 1-Rennfahrer Michael Schumacher oder von Arthur, dem Engel, in den Hintergrund treten, obwohl die Menschen auf ihnen keinen Promistatus haben. Und doch sind die vier Sitzgelegenheiten, zu denen sich der Stuhl mit Mutter Theresa gesellt, Gaststätten-Inhaberin Simone Stegner sehr wichtig. „Ich möchte einfach Solidarität mit den Menschen aus aller Welt zeigen, die derzeit als Flüchtlinge nach Deutschland kommen“, sagt die Chefin der „Kaiserkrone“. Auch wenn sie sich selbst nicht als besonders politisch interessierten Menschen bezeichnet – der derzeitige Umgang mit Flüchtlingen und Asylsuchenden in Deutschland beschäftigt sie sehr. „Ich schäme mich für viele Meinungen, die man derzeit in Deutschland zum Flüchtlingsproblem hört. Das regt mich auf, dass so viele dagegen sind“, sagt die Wirtin. „Man muss doch die Flüchtlinge wie Menschen behandeln“, ist sie überzeugt. Und um ihre Meinung auch sichtbar zu machen, hat sie nun die besonderen vier Stühle in ihrer Gaststätte stehen, versehen mit einzelnen Aussagen wie „Er ist wie du – anders“ oder „Nicht nur du – jeder ist anders“. Ihr sei es wichtig gewesen, zu zeigen, dass es auch andere Deutsche gibt und dass Flüchtlinge willkommen geheißen werden, sagt Simone Stegner. Man solle sich doch bitte auch daran erinnern, dass es gerade in der Oberlausitz nach dem Zweiten Weltkrieg viele Vertriebene und Flüchtlinge gegeben habe.

Und dass in ihrer hölzernen Parade der Mitmenschlichkeit auch ein Bayer Platz gefunden hat, erklärt Simone Stegner ebenfalls mit einem Rückblick in die deutsche Geschichte. „Vor der Wende und dem Untergang der DDR sind viele Menschen aus der Region nach Bayern ausgereist. Ich denke, viele haben das auch getan, um ihre damalige Lebenssituation zu verbessern und nicht, weil sie politisch verfolgt wurden.“ Nichts anderes würden die Menschen machen, die heute in Deutschland einen Asylantrag stellen. Doch das sorge nun oft für Ablehnung. Ein im Internet gezeigtes Bild von ihren neuen Stühlen hat jedenfalls einhellige Zustimmung geernet.

Vielleicht hat ja der Umstand, dass Stühle mit Promigesichtern eine Art Markenzeichen der „Kaiserkrone“ sind, es Simone Stegner erleichtert, ihre Meinung so offen zu zeigen. Immerhin zieren 68 von 73 Stühlen, die in der Gaststätte zu finden sind, Gesichter von bekannten Personen. Neben den eingangs erwähnten sind da auch beispielsweise der Dresdner Comedian Olaf Schubert, Modemacher Wolfgang Joop oder die Mitglieder der Zittauer Rockband Jenix auf Stühlen der Gaststätte verewigt. Geschaffen werden die kleinen Kunstwerke vom Holzgestalter Jürgen Spottke aus Wilthen. „Ich überlege mir, wer auf die Stühle kommt und Herr Spottke schnitzt dann das Relief auf die Lehnen und bemalt es“, erzählt Simone Stegner.

Sie will sich nun übrigens weiter für Flüchtlinge und Asylbewerber engagieren. „Ich habe angeboten, bei der Freizeitbetreuung von Flüchtlingen zu helfen, diese zum Beispiel mal zu einem Ausflug einzuladen“, sagt die Wirtin.

Dazu hat Simone Stegner auch schon Kontakt zum Zittauer Asyl-Netzwerk aufgenommen, in dem sich Verbände, Vereine und Privatpersonen für Flüchtlinge einsetzen und diesen helfen. Für Simone Stegner ist klar: „Jeder kann etwas tun.“