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Stunden der Angst im Bautzener Spreetal

In der Bleichenstraßesaßen die Mieter bereitsauf gepackten Koffern.Dann zog sich derFluss wieder zurück.

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Von Heiko Engel

Die Angst vor dem Wasser kam Sonntagabend. „Es hat einfach nicht mehr aufgehört zu regnen“, sagt Antje Nathe. Sie musste mit ihrer siebenköpfigen Familie umziehen, nachdem ihre Wohnung in der Bleichenstraße beim August-Hochwasser vollkommen zerstört wurde. Das jetzige Mietshaus liegt zwar auch nur wenige Meter von der Spree entfernt, doch Nathes wohnen im obersten Stock.

Als in der Nacht von Montag auf Dienstag die Spree immer weiter anschwoll, fuhren Nathes und ihre Nachbarn die Autos erst einmal auf einen etwas höher gelegenen Parkplatz. „Ich habe im Internet ständig nach den Pegelständen geschaut.“ Irgendwann drückte dann das Wasser aus den Gullys.

Der Platz vor dem Haus füllte sich mit Wasser, Sandsäcke verhinderten, dass es bis in die Häuser vordrang. Die Feuerwehrleute kontrollierten ständig den Wasserstand. Am frühen Morgen klingelten sie schließlich bei Familie Nathe und den Nachbarn, um sie auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten. „Wir packten Dokumente und Wäsche zum Wechseln ein“, berichtet Antje Nathe. Doch die Mieter konnten zu Hause bleiben, weil sich das Wasser langsam aus der Bleichenstraße zurückzog.

Antje Nathe behielt ihre Kinder an diesem Tag im Haus. „Man traut sich nicht, sie allein ’rauszulassen.“ Die Familie hatte nach dem August-Hochwasser noch gar keine Zeit, sich richtig einzurichten. Antje Nathe ist von der Wohnung so nah an der Spree nicht sonderlich begeistert. „Aber wir brauchten schnell etwas Neues.“ – Anderswo an der Bautzener Spree hatten Anrainer weniger Glück als in der Bleichenstraße. Laut Stadt wurden 13Personen vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht.

Feuerwehr rückte 14 Mal aus

Trotzdem, Bautzen kam im Vergleich zum August glimpflich davon. Denn die Meldung über einen Dammbruch am Spreebad erwies sich als falsch. Der Damm sei zwar überspült worden und Teile des Freigeländes stünden unter Wasser, so André Wucht, Pressesprecher der Stadt. Schäden am Spreebad gebe es aber nicht. Auch die Meldung über den Einsatz des Katastrophenschutzes in Stiebitz war falsch. Die Ortsfeuerwehr sei zu einem Katastropheneinsatz in Radeberg gerufen worden. Insgesamt rückte die Bautzener Feuerwehr zu 14Hochwassereinsätzen aus.