Suche nach dem Hoffnungsschimmer

Es ist die eine Nachricht, auf die viele hoffen. Die Neuigkeit, auf die die Menschen aber noch einige Monate warten müssen: Dass ein Impfstoff gegen Covid-19 gefunden ist. Weltweit wird derzeit an knapp 80 Impfstoffkandidaten gegen die durch das Coronavirus ausgelöste Lungenerkrankung geforscht. Das britische Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK), das auch in Dresden eine Produktionsstätte hat, ist dafür nun eine ungewöhnliche Kooperation eingegangen. Am Dresdner Standort steht aber nicht allein der neue Impfstoff im Fokus, um Menschenleben zu retten.
Das gab es in der Unternehmensgeschichte noch nicht, sagt Jens Vollmar, Leiter des Fachbereichs Impfstoffe bei GKS. Vor einigen Tagen bestätigte der Konzern, bei der Entwicklung eines Covid-19-Impfstoffs mit dem französischen Pharmaunternehmen Sanofi zusammenzuarbeiten. „Es ist beispiellos, dass so etwas passiert, aber in dieser Pandemie ist Zusammenarbeit das Gebot der Stunde.“ Die Partner bündeln ihre Kompetenzen. Das soll die Entwicklung beschleunigen. Sanofi stellt das S-Protein des neuen Corona-Virus Sars-CoV-2 als Antigen zur Verfügung. GSK steuert sein Adjuvans bei. Dieser Wirkstoffverstärker ist gerade bei einer Epidemie von großer Bedeutung. „Zum einen verstärkt es die Immunantwort auf das Antigen“, erklärt Vollmar. Zum anderen kann durch den Zusatz des Adjuvans eine größere Menge des Impfstoffs hergestellt werden, weil weniger Antigene benötigt werden.
Die Entwicklung steht erst am Anfang. Wenn alles klappt, soll in der zweiten Hälfte 2020 mit klinischen Studien der Phase I begonnen werden. Dann erhalten erstmals Probanden die Impfung. Wenn diese Tests erfolgreich sind, schätzt er, dauert es bis in die zweite Jahreshälfte 2021 hinein, bis der Impfstoff verfügbar wäre. Solch eine Entwicklung kann normalerweise bis zu zehn Jahre dauern. Aufgrund der gegenwärtigen Situation weltweit müsse diese Zeit nun auf zwölf bis 18 Monate verkürzt werden.
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Dazu braucht es Zusammenarbeit auf breiter Basis, vor allem mit den zuständigen Behörden. „Oberste Priorität ist aber weiterhin, dass der Impfstoff absolut sicher sein muss.“ Deshalb würde auch nach der Zulassung, wie auch bei anderen Impfstoffen üblich, die Feldwirksamkeit und Sicherheit in weiteren Studien ständig überwacht.
An welchen der Standorte im GSK-Netzwerk die Herstellung des Adjuvans stattfindet, ist derzeit in der Prüfung. „Wir sehen unsere Aufgabe in der Pandemie aber nicht nur darin“, sagt Jacqueline Schönfelder, Leiterin des Dresdner Standorts. In der hiesigen Niederlassung wird vor allem der alljährliche Impfstoff gegen Influenza hergestellt. In diesem Jahr rechnet GSK mit einer deutlich steigenden Nachfrage nach dem Grippeimpfstoff. „In den nächsten Monaten kann damit verhindert werden, dass Influenza-Erkrankte jetzt dringend benötigte Krankenhausbetten belegen“, erklärt die Leiterin. Sie ist dankbar, dass ihre 750 Mitarbeiter auch in diesen Zeiten engagiert ihrer Arbeit nachgehen. „Damit wir weiterhin dringend benötigte Impfstoffe herstellen können, ist die Sicherheit unseres Teams enorm wichtig.“ Ein firmeninterner Krisenstab koordiniert die dafür notwendigen Maßnahmen.
Das Paul-Ehrlich-Institut hat jetzt die ersten klinischen Studien für einen Corona-Impfstoff-Kandidaten des Mainzer Unternehmens Biontech zugelassen. Jens Vollmar betont, dass es in Zukunft nicht nur einen Impfstoff gegen Covid-19 geben wird und muss. „Wir brauchen Hunderte Millionen Impfdosen, um das Virus aufzuhalten.“ Um das zu gewährleisten, ist der Einsatz vieler Produzenten notwendig. Sollte ein Impfstoff zugelassen werden, bedeutet das nicht automatisch, dass alle Hersteller einfach genau diesen produzieren. „Es gibt verschiedene Technologien und Herstellungsmethoden, die sich nicht einfach von einem auf das andere Unternehmen übertragen lassen“, erklärt er. Deshalb wird weiterhin weltweit geforscht – bis zur guten Nachricht, dass ein Impfstoff gefunden ist. Und ein zweiter, ein dritter – genug, damit in jedem Land geimpft werden kann.
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