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Superintendent aus Niesky bestätigt neue Pfarrerin in Weißwasser

Blond, schlank, gut aussehend – in ihrem Motorrad-Outfit auf einer ihrer drei BMW’s oder in ihrem Fast-Oldtimer würde die junge Frau kaum jemand für eine Geistliche halten. Doch braucht Birgit Jung die Würde des schwarzen Talars nicht, um Ernsthaftigkeit auszustrahlen.

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Von Thomas Staudt

Blond, schlank, gut aussehend – in ihrem Motorrad-Outfit auf einer ihrer drei BMW’s oder in ihrem Fast-Oldtimer würde die junge Frau kaum jemand für eine Geistliche halten. Doch braucht Birgit Jung die Würde des schwarzen Talars nicht, um Ernsthaftigkeit auszustrahlen. Wer mit ihr ins Gespräch kommt – und das ist leicht – spürt unmittelbar, dass hinter ihrem aufgeschlossenen, oberflächlich wahrnehmbaren Wesen eine tief religiös inspirierte Persönlichkeit steckt. Birgit Jung ist seit anderthalb Jahren „Pfarrerin in Entsendung“ in der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Weißwasser. Diese kirchliche Probezeit endete für sie am 1.Juni mit der Überreichung der Berufungsurkunde. Ein formaler Akt, der gestern mit der Amtseinführung im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes bekräftigt wurde. Nach der Handauflegung durch den Superintendenten des Kirchenbezirks Niederschlesische Oberlausitz, Thomas Koppehl, wird Birgit Jung nun für zehn Jahre Gottes Wort in Weißwasser verkünden. Danach sehen die Kirchenstatuten für gewöhnlich einen Wechsel in eine andere Pfarrei vor. In ihrer Predigt umkreiste die alte und neue Weißwasseraner Pfarrerin denn auch das Reden und Zuhören, und wie Gott dadurch wirkt.

Weißwasser ist nicht ihre erste Pfarrstelle. Bevor sie in die Oberlausitz kam, wirkte sie zwei Jahre im rheinischen Bensberg. Doch Weißwasser ist der Ort, wo sie richtig ist. Regelmäßig erhält sie Zuzugslisten vom Einwohnermeldeamt, erzählt sie im Gespräch mit SZ. Langsam drehe sich das Verhältnis von Alten und Jungen um, die Kirchenaustritte seien rückläufig, die Taufen nähmen zu. „Ich habe das Gefühl, dass sich nach auch wirtschaftlich schweren Jahren hier langsam der Blick hebt. In einer solchen Stadt, in der es vorwärts geht, möchte ich sein“, sagt sie. Außerdem erinnere sie die Sprache und die Art des Umgangs an ihre Heimat Berlin, wo sie regelmäßig ihren christlichen „Motorradclub“ besucht.

Ihre Aufgabe sieht sie darin, Brücken zu schlagen zwischen der etwa 2000 Mitglieder umfassenden Kerngemeinde und der gesamten Stadt. Ihre kommunikative Ader hilft ihr dabei. So gerät ihr ein kurzer Gang durch die Stadt immer öfter zu einem längeren Unterfangen. Sie wird erkannt, wird hier begrüßt, hält dort ein Schwätzchen. Wo das Reden allein nicht reicht, hilft ihr die Musik, Herzen aufzuschließen. Sie singt nicht nur, sondern macht leidenschaftlich Musik, spielt Gitarre, Saxophon und die irische Blechflöte Tinwhistle und bringt ihre Begabungen regelmäßig in den Gottesdienst ein. „Gott ist immer da“, so Jung. Am Sonntag zu ihrer Amtseinführung war sein Wirken ganz besonders spürbar.