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Tagesmutter dringend gesucht

Die Tagesmütter in der Region sind voll ausgelastet.Das wird zum Problem, wenn eine Mutti krank ist. Deshalb suchen sie Hilfe.

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Von Verena Weiß

Ruhig ist es in ihrem Haus nie. Als Mutter hat Gabriele Rönsch beinah einen 24-Stunden-Job. Und jeden Tag kommen noch fünf Knirpse hinzu. Denn die Rabenauerin ist auch Tagesmutter. Seit sieben Jahren betreut sie von morgens bis abends Kinder in ihrem Haus. „Für mich ist das nicht nur irgendeine Arbeit, sondern meine Berufung“, sagt Gabriele Rönsch.

Allerdings wird diese Berufung für die Rabenauerin seit einiger Zeit immer schwieriger. Der Bedarf an Betreuungsplätzen wächst. Alle fünf Tagesmütter in Rabenau sind an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt. Nicht nur dort. Auch die Tagespflegeeinrichtungen in Höckendorf und Dippoldiswalde haben gut zu tun. – Deshalb suchen die Tagesmütter nach Verstärkung. „Wir brauchen dringend eine mobile Betreuung“, sagt Gabriele Rönsch. Ob Mutter oder Vater sei völlig egal. „Wichtig ist, dass die Person bereit ist, auch in Dippoldiswalde oder Paulsdorf einzuspringen“, sagt Rönsch, eben dort, wo sie gerade gebraucht wird.

Gebraucht wird sie in jedem Fall. Denn die volle Auslastung macht es allen Tagesmüttern schwierig, im Notfall flexibel zu reagieren. „Unseren Urlaub können wir immer schon rechtzeitig mit den jeweiligen Eltern absprechen“, sagt Gabriele Rönsch, „aber krank dürfen wir nicht werden.“ Das könne sich kaum eine Tagesmutter leisten, nicht nur in finanzieller Hinsicht. „Wo sollen wir die Kinder sonst unterbringen?“, fragt sie ungläubig.

Auch in den Kitas wird es eng

Aber einmal, erzählt Gabriele Rönsch, habe sie es erwischt. „Ich war mal fünf Tage im Krankenhaus“, erzählt sie, „zum Glück hat die Stadt Rabenau reagiert und konnte die Kinder in die städtischen Einrichtungen aufnehmen.“ Eine optimale Lösung war es trotzdem nicht. Damals wären noch ausreichend Plätze frei gewesen. In Zukunft dürfte es auch in den Kitas eng werden. Umso dringender suchen die Tagesmütter in Rabenau, Höckendorf, Paulsdorf und Dippoldiswalde jetzt Verstärkung.

Jugendamt in der Pflicht

Neu ist die Idee allerdings nicht. Schon einmal ist eine Tagespflegeperson zwischen den Orten gependelt. Sie war immer dann im Einsatz, wenn Not am Mann war, also wenn eine Mutti krank wurde oder jemand für die Urlaubsvertretung einspringen musste. Allerdings wurde diese Stelle auf eigene Initiative der Tagesmütter geschaffen – und bezahlt, wie Rönsch erklärt. „Alle Tagesmuttis haben dafür gesorgt, dass sie jede Woche auf ihre Stunden kommt. Für diesen Einsatz hat sie praktisch unser Geld bekommen. So einen Springer brauchen wir wieder“, sagt Gabriele Rönsch stellvertretend für alle Tagesmütter des ehemaligen Weißeritzkreises, die sich regelmäßig zum Stammtisch treffen, um sich auszutauschen oder aktuelle Probleme zu diskutieren.

Allerdings erweist sich die Suche nach einer solchen mobilen Tagespflegeperson als schwierig. Das Problem sind die Finanzierung und die Flexibilität, die diese Position mit sich bringt. „Es ist wichtig, dass auch der Springer weiß, was er am Monatsende für ein Gehalt bekommt“, sagt Kathleen Schrader, Tagesmutter aus Dippoldiswalde. Sie sieht diese Aufgabe vor allem bei den Behörden. Laut des sächsischen Kita-Gesetzes sei das Jugendamt in der Pflicht. Deshalb wollen die Frauen nun an die Behörde herantreten und um Unterstützung bitten. „Wir unterliegen einfach den Zwängen der Politik“, sagt Gabriele Rönsch, „die Gemeinden tun meist auch schon, was sie können. Deshalb müssen wir jetzt eine Instanz höher gehen.“

Im Jugendamt, so hoffen die Tagesmütter, wird ihnen vielleicht geholfen. Dabei geht es ihnen gar nicht so sehr um ihre eigene Situation. „Alle reden davon, dass wir zum Wohl der Kinder handeln müssen“, sagt Rönsch, „dann sollten wir das tun.“

Wer die Tagesmütter unterstützen will, meldet sich bei Gabriele Rönsch (Rabenau) unter 0351 6504561, Marina Flechsig (Höckendorf) unter 0173 4966061 oder Nicole Heber (Paulsdorf) unter 0151 17607281