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Ersatz-Bootsparade an Talsperre Kriebstein

Die Mittelbachbucht am Stausee war Austragungsort der kleineren Veranstaltung am Sonnabend. Im Großformat fiel diese wegen Corona aus.

Von Elke Görlitz & Erik-Holm Langhof
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Die Siedlergemeinschaft war mit etwa 15 Booten am Sonnabend auf der Talsperre Kriebstein unterwegs. Die Bootsparade war ein kleiner Ersatz für das sonst große stattfindende Korso zum Talsperrenfest.
Die Siedlergemeinschaft war mit etwa 15 Booten am Sonnabend auf der Talsperre Kriebstein unterwegs. Die Bootsparade war ein kleiner Ersatz für das sonst große stattfindende Korso zum Talsperrenfest. © Dietmar Thomas

Kriebstein. Wo Erlebach und Mittelbach in den Kriebsteinsee münden, legen Wanderer gern eine Rast ein. Aber auch die Siedler vom Nordhäuser Weg und vom Weilberg kehren gern in der Mittelbachhütte ein. Die kleine Schänke im Tal nennen Insider „Den Mond“, weil ein solcher aus Metall, zu DDR-Zeiten aus Plastik, seit jeher die Bucht schmückt. Manche sagen „Pampa“ oder „Camp David“, weil David Cox und seine Frau Patrizia hier seit zehn Jahren in der Mittelbachhütte in Küche und hinterm Tresen stehen.

Auch an diesem Wochenende haben sie wieder kaum eine Pause – seit Wiederöffnung nach dem Corona-Lockdown ist das die Regel. Die Mittelbachhütte, wird bei schönem Wetter regelrecht belagert. „Manche Gäste sitzen sogar auf Baumstümpfen“, sagt Patrizia Cox. 

Auch am letzten Juli-Wochenende, dem eigentlichen Talsperrenfest-Wochenende, ist das so. Der Anlass: Eine kleine Bootsparade, die die Siedler vom Nordhäuser Weg Corona zum Trotz organisiert haben. „Wenn es schon kein Talsperrenfest und keine große Bootsparade gibt, dann wenigstens eine kleine“, sagte sich Mitorganisator Reinhard Paintmeier.

Bootsparade hat an Talsperre Kriebstein Tradition

Der Ferienhausbesitzer hat am Kriebsteinsee sein eigenes Segelschiff, das er für den kleinen Ersatz der Bootsparade bereits zwei Tage früher vorbereitete. Wie er erzählt, sei die Siedergemeinschaft bereits zum 49. Mal mit einer Bootsparade auf dem Wasser unterwegs gewesen. „Das ist eine Tradition, die wir eigentlich immer mit dem Talsperrenfest verbunden hatten.“ 

Da dieses nun ausgefallen war, wollten die knapp 15 Bootsfahrer jedoch nicht auch noch auf ihr Korso verzichten. „Auch wenn wir natürlich keine Konkurrenz seien wollen und können.“ Mit LED-Beleuchtung, guter Laune und Spaß ging es eine Runde über die Talsperre. Im Anschluss gab es nicht nur spannende Geschichten aus den letzten Jahren, sondern auch eine kühle Erfrischung.

Reinhard Paintmeier schmückt auf der Talsperre Kriebstein unweit der Lochmühle sein Boot für die kleine Bootsparade.
Reinhard Paintmeier schmückt auf der Talsperre Kriebstein unweit der Lochmühle sein Boot für die kleine Bootsparade. © Norbert Millauer
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© Dietmar Thomas
© Dietmar Thomas

Die Siedlergemeinschaft Nordhäuser Weg entstand im Jahr 1971 und hatte schon damals einen „Bürgermeister“. So nannten sie scherzhaft den Vorsitzenden des Vereins Walter Zschockelt, der in den Anfangsjahren unter anderem Parkplat-; Wege- und Brückenbau vorantrieb und auf Ordnung und Sauberkeit im Naherholungsgebiet achtete. 

„Hier können wir entspannen, das ist für uns wie Urlaub“

Immer lobt der Chronist auch den Gemeinschaftssinn der Siedler: „Ohne großes Dirigieren suchte sich jeder nützlich zu machen. So sahen viele Häusler ihren längst gehegten Wunsch, auf fahrbaren Wegen zu ihren Häusern zu kommen, in Erfüllung gehen. Auch hier zeigt sich, dass man in der Gemeinschaft besser kommt.“

Die Gemeinschaft wird auch heute noch groß geschrieben. Patrizia und David Cox, die die Mittelbachhütte von der Siedlergemeinschaft Nordhäuser Weg gepachtet haben, wohnen selbst in der benachbarten Weilbergsiedlung. Gleich neben ihnen Mitarbeiterin Jaqueline Hänsch. „Hier können wir entspannen, das ist für uns wie Urlaub“, sagt Patrizia Cox.

Häuser der Siedlung Nordhäuser Weg an der Talsperre Kriebstein. Die Gemeinschaft gibt es bereits seit 1971.
Häuser der Siedlung Nordhäuser Weg an der Talsperre Kriebstein. Die Gemeinschaft gibt es bereits seit 1971. © Norbert Millauer

Kein Wunder, dass sie sich danach sehnen, denn 70 bis 80 Personen gleichzeitig werden im „Camp David“ bewirtet. „Manchmal sind wir sonntags auch ausverkauft, denn ich kann nur so viel vorbereiten, wie in die Kühlung passt“, erzählt die Wirtin, die mit Ehemann David außerdem einen Lieferservice, den Bowlingtreff Ehrenberg und die AL-KO-Betriebskantine in Seifersbach betreibt.

Schlachtfest, Oktoberfest und Martinsgansessen

Gefeiert wird am Mittelbach zwischen Weilberg und Nordhäuser Weg aber nicht nur am Talsperrenfest-Wochenende: Schlachtfest, Oktoberfest und Martinsgansessen stehen auf dem Programm. Bei Letzterem muss aber im November kein Gast mehr draußen sitzen. „25 Personen haben in der kleinen Gaststube Platz, da gab es schon mal sechs Durchgänge von Freitag bis Sonntag. 

Die Wirtsleute der Mittelbach-Hütte an der Talsperre Kriebstein: Patrizia und David Cox mit Ihrer Mitarbeiterin Jaqueline Haensch (von links).
Die Wirtsleute der Mittelbach-Hütte an der Talsperre Kriebstein: Patrizia und David Cox mit Ihrer Mitarbeiterin Jaqueline Haensch (von links). © Norbert Millauer

An diesen drei Tagen ist der „Mond“ in der Saison geöffnet. Es gibt Hausmannskost, und ein wöchentlich wechselndes Tagesgericht: Schnitzel mit Letscho, Roulade oder auch mal Forelle. „Bis die Vorräte sonntags alle sind“, sagt Patrizia Cox. 

Und Schluss war wegen des großen Andrangs der vielen daheim gebliebenen Urlauber in dieser Saison auch schon mal halb 2 Uhr. Die hölzerne Gaststätte ist aber auch mal bis Sonntagabend gut besucht, wenn eigentlich schon lange Schließzeit ist. Da richten sich die Wirtsleute ganz nach den Gästen.

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