Wächst die Malter zu?

Auf der jüngsten Ortschaftsratssitzung in Seifersdorf ist das Thema wieder aufgekommen. „Eine Seifersdorferin ist von Malter nach Dippoldiswalde gewandert und auf der ganzen Strecke hat man kaum einen freien Blick auf die Talsperre“, berichtet Uto Böhme (Wählergemeinschaft), der Ortsvorsteher von Seifersdorf. Er hat daraufhin die Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) gebeten, sich wegen dieses Themas an die Landestalsperrenverwaltung zu wenden. Körner will das Thema bei einem ohnehin geplanten Gesprächstermin mit Vertretern der Landestalsperrenverwaltung ansprechen, wie sie mitteilt.
Die Verkehrssicherung für die Bahn klappt
Böhme beschäftigt das Thema schon lange. Er besitzt Aufnahmen aus den 1950er- und 1960er-Jahren, als Wanderer oder Bahnfahrer noch einen weitgehend freien Blick auf die Talsperre hatten. „Dann hat das mit dem Bewuchs mehr und mehr zugenommen. Ganz schlimm ist es seit 2002. Mit dem damaligen Absenken des Wasserspiegels ist der ganze frühere Uferbereich zugewachsen“, berichtet Böhme.

Die Meinungen zu dem Thema sind unterschiedlich. Böhmes Ortsvorsteherkollegin aus Malter, Claudia Glöß (Unabhängige Bürger), beobachtet das Baumwachstum auch. Sie sagt aber: „Ich kenne die Malter nur so. Mir gefällt das Grün.“ Und Mario Kretschmann (Freie Wähler), der Ortsvorsteher von Paulsdorf, sagt: „Hier in Paulsdorf haben wir kaum Uferbereiche, die davon betroffen sind und uns den freien Blick nehmen würden.“ Er erinnert sich aber gut, dass es früher mehr Stellen gegeben hat, durch die Wanderer, Radfahrer oder eben auch Bahnfahrer das Gewässer auch im Sommer sehen konnten.

Mirko Froß, Betriebsleiter der Weißeritztalbahn, zeigt Verständnis für die Landestalsperrenverwaltung. Sie muss solche Bäume entfernen, die den Bahnbetrieb stören könnten. Das nennen Juristen Verkehrssicherungspflicht. „Das klappt. Damit haben wir gar keine Probleme“, sagt Froß. Weitere Bäume zu schlagen, ist ein schwieriges Thema. „Teilweise stammen die ja aus der Zeit, als die Talsperre gebaut wurde, sind also über hundert Jahre alt. Da muss eine Fällung erst genehmigt werden und ob das eine gute Idee ist, solche alten Bäume zu fällen? Durch einen frischen grünen Wald zu fahren, ist für die Fahrgäste auch nicht schlecht“, sagt Froß. "Der neue Bewuchs aus den letzten Jahren ist natürlich ein anderes Thema."
Auch Marlen Alexander, die Geschäftsführerin der Weißeritztal-Erlebnisgesellschaft, könnte sich zwar vorstellen, dass es die Talsperre für Wanderer oder Radfahrer attraktiver machen könnte, wenn sie besser zu sehen wäre. „Aber unsere Badegäste und auch die Camper haben einen direkten Zugang zum Wasser, sind also nicht beeinträchtigt“, sagt sie. Es kam auch schon vor, dass ihre Gesellschaft beispielsweise in Seifersdorf Sträucher beseitigt hat, die den Badebetrieb zu stören begannen. „Das haben wir genau mit der Landestalsperrenverwaltung abgesprochen“, sagt sie.
Sicherheit geht vor Aussicht
Die Talsperre Malter ist Eigentum des Freistaats Sachsen und wird von der Landestalsperrenverwaltung bewirtschaftet. Dazu gehört auch die Pflege des Uferbereichs, wo die Bäume wachsen. Diese Aufgabe nehmen die Mitarbeiter sehr genau. So ist an jedem Baum rings um die Talsperre eine Nummer zu sehen, mit der das Gewächs in einer Datenbank geführt wird.
Es gehören aber nicht alle Grundstücke an der Talsperre dem Freistaat Sachsen und damit der Landestalsperrenverwaltung, teilt deren Sprecherin Katrin Schöne mit. "Baumpflege an den in unserem Zuständigkeitsbereich befindlichen Gehölzen führen wir nur dann durch, wenn es aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht erforderlich wird oder die Bäume eine Gefährdung für den Betrieb der Talsperre darstellen", stellt sie weiter klar.
Das Freischneiden bestimmter Sichtschneisen gehöre nicht zu den Aufgaben der Landestalsperrenverwaltung und sei aus naturschutzfachlichen Gründen auch nicht erlaubt. Dort wo es die Verkehrssicherung oder die Sicherheit der Talsperre erfordern, wird die Landestalsperrenverwaltung auch künftig ihren Pflichten nachkommen und die Bäume schneiden, versichert die Sprecherin.
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