Nächstes Ziel: Tansania

"Fridays for Future" ist Geschichte. Nun will Tanja Blencke etwas für Afrika tun. Im Herbst soll es nach Tansania gehen - so der Plan der 22-Jährigen. Die junge Zittauerin engagiert sich in Daressalaam, der ehemaligen Hauptstadt des ostafrikanischen Landes, in einem Bildungsprojekt. Im Kigamboni Community Centre (KCC) werden Kinder und Jugendliche unterrichtet, die keine staatliche Schule besuchen, weil ihnen das Geld dafür fehlt. Darüber hinaus absolvieren hier Jugendliche eine Berufsausbildung, zum Beispiel als Schneiderin, und finden Freizeitangebote wie Tanz und Zirkus.
Akrobatik und Jonglage wird Tanja Blencke den jungen Tansaniern näher bringen. Ihr Engagement in einem Kinder- und Jugendzirkus ist dafür eine gute Grundlage. Über die Bundesarbeitsgemeinschaft Zirkuspädagogik kam der Kontakt nach Tansania zustande - vor allem zu Nassoro Mkwesso. Der junge Mann gehört zu den Mitbegründern des KCC. Da seine Frau in Köln lebt, ist er abwechselnd ein paar Monate in Deutschland und in Tansania. Zurzeit ist Nassaro in Deutschland, erzählt Tanja Blencke. In den nächsten Wochen und Monaten wird sie öfter mit ihm Kontakt aufnehmen, denn für den Aufenthalt in Tansania muss noch einiges abgeklärt werden. Die junge Zittauerin wird bei den Vorbereitungen nicht von großen Hilfsorganisationen unterstützt, sie organisiert sich alles selbst. Allerdings ist sie nicht die erste Freiwillige, die dem KCC helfen will. Seit zehn Jahren kommen Jugendliche nach Daressalaam. So kann sich Tanja Blencke auf die Erfahrungen ehemaliger Helfer stützen. Außerdem ist über die Jahre eine eigene Internetseite entstanden, auf der die Freiwilligen Tipps für ihren Aufenthalt finden.
Über Tansania tauschte sie sich auch mit Freunden aus, die das Land bereist haben. So weiß sie schon mehr über das dortige Klima und die Kriminalität. "Der Rest kommt vor Ort", meint die Absolventin des Beruflichen Schulzentrums in Zittau. Dazu gehört auch die Unterbringung vor Ort. Tanja Blencke entschied sich, bei einer Gastfamilie zu wohnen. Alternativ hätte sie ein Hotel buchen können oder zusammen mit den Kindern und Jugendlichen in dem Wohnhaus leben, das vom KCC errichtet wurde, um den obdachlosen Schülern eine Möglichkeit zum Schlafen zu bieten. Bei welcher Gastfamilie sie unterkommt, weiß sie bis jetzt noch nicht. "Ich lasse mich überraschen."
Für Tanja Blencke wird es nicht nur die erste Reise nach Afrika, sondern auch außerhalb von Europa sein. Innerhalb des Kontinents ist sie viel herumgekommen, war zum Beispiel in Italien, den Niederlanden und Schweden. Das erste Mal in Afrika wird gleich richtig lang - voraussichtlich neun Monate von Ende Oktober bis Ende Juli bleibt sie in Tansania. In der Zeit will sie ein weiteres Projekt außerhalb von Daressalaam unterstützen. Wie lange, das kann sie allein entscheiden. "Ich könnte auch schon nach zwei Monaten wechseln", sagt die 22-Jährige.
Drei Projekte standen zur Auswahl. Von einem bekam sie keine Antwort, erzählt Tanja Blencke. Das zweite ist jenes in Daressalaam. Hier reagierte man am gleichen Abend auf ihre Mail. Und das dritte Projekt ist das außerhalb der Ex-Hauptstadt, gut eineinhalb Fahrstunden entfernt.
In der Zirkusgruppe fängt sie nicht bei Null an. Nassoro bietet seit der KCC-Gründung ein Akrobatik-Programm an. Er ist selbst Akrobat und tourte schon mit elf Jahren mit einer Zirkusgruppe durch Südostasien. In der KCC-Gruppe stand bisher die Akrobatik im Vordergrund, Tanja Blencke will mit den Kindern und Jugendlichen auch mehr jonglieren. Die machen die Übungen nicht nur aus Spaß. Die KCC-Akrobatikgruppe wird regelmäßig für Events und Auftritte gebucht.
Mit dem Gedanken, sozial etwas zu bewegen, geht Tanja Blencke nach Tansania. Wenn sich was in Sachen Umwelt anbiete, würde sie sich auch dafür einsetzen, meint die 22-Jährige. Gehörte sie doch zu den Hauptorganisatoren der "Fridays for Future"-Bewegung in Zittau, stellte zum Beispiel die große Demonstration auf dem Zittauer Stadtring mit auf die Beine oder die erste Protestaktion vor den Einkaufsmärkten. Sie kriege noch ein bisschen von den Aktionen mit, habe sich aber zuletzt aus Zeitmangel nicht mehr aktiv eingebracht. Das Bewusstsein für eine bessere Umwelt ist aber geblieben.
Nach dem Abschluss der zehnten Klasse ließ sie sich drei Jahre zur Steuerfachangestellten ausbilden und arbeitete zwei Jahre in dem Beruf. Dann wechselte sie aufs Berufliche Schulzentrum, um ihr Fachabitur zu machen. Denn Tanja Blencke will später Soziale Arbeit studieren. Doch vorher geht sie ins Ausland, das stand seit Langem fest. Damit sie in Tansania helfen kann, sucht sie noch Unterstützer. Mit den Spenden sollen Unterkunft und Flug finanziert werden. "Ich freue mich über Spenden von Menschen, die nicht selber die Möglichkeit haben, solch ein Projekt vor Ort zu unterstützen, dies jedoch gern möchten."
Etwas Zeit, um Spender zu finden, bleibt noch. Dass sie erst im Herbst nach Tansania geht, hängt mit dem Sommercamp von "Applaudino" zusammen. Auch die europäische Jonglier-Convention in England, die sie seit 2016 jedes Jahr besucht, will sie nicht verpassen. Außerdem ist bis zum Oktober noch eine Überquerung der Alpen geplant.
Wer Tanja Blencke helfen will, kann auf folgendes Konto bei der Volksbank Löbau Zittau spenden: IBAN - DE29 855 901 0029 5632 1304; BIC - GENODEF1NGS
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