Von Kathrin Kupka-Hahn und Christian Eissner
Größer und schöner soll es werden, dazu noch barrierefrei und behindertengerecht – das Hotel Bergwirtschaft am Wilden Mann in Dresden. Eigentümer Rolf-Dieter Sauer möchte einen Anbau errichten, in dem bis zu 100 zusätzliche Zimmer entstehen. So sollen sich vor allem Seh-, Hör- und Gehbehinderte ohne Hilfe zurechtfinden. Dadurch könnte aus der Bergwirtschaft eine Herberge für Behinderte, ein sogenanntes Inklusionshotel, werden. „Das Vorhaben ist bei Politik und Sozialministerium gern gesehen. Schließlich wäre es das erste Hotel für Menschen mit Behinderung in Dresden“, sagt Betreiber Rolf-Dieter Sauer.
Den Pirnaern dürfte diese Idee bekannt vorkommen. Das, was Sauer jetzt in Dresden vorhat, lehnt sich fast eins zu eins an das Vorhaben eines Inklusionshotels an, das er in den Pirnaer Tannensälen plante. Und auch die Herausforderungen ähneln sich auf verblüffende Weise. Denn um seine Bergwirtschaft am Wilden Mann zu vergrößern, fehlt dem Geschäftsmann noch das Grundstück. Sauer liebäugelt schon seit einiger Zeit mit dem benachbarten Anwesen, auf dem eine 1885 im Stil italienischer Landsitze errichtete Villa steht. Das Gebäude soll ins neue Hotelkonzept integriert werden.
Auf dem restlichen Teil des Anwesens ist ein Hotelanbau mit großer Tiefgarage geplant. Doch bevor er weiter planen und Bauanträge stellen kann, muss ihm erst einmal das Nachbargrundstück gehören. „Die Verträge für den Kauf müssen nur noch unterschrieben werden“, sagt er. Aber sein Nachbar Thilo Eichler, dem das Anwesen mit der Villa gehört, dementiert das. Zwar habe er vor einiger Zeit ein Vertragsangebot von Sauer erhalten, diesem aber nicht zugestimmt. „Es ist noch vieles offen“, so Eichler. Auch sei der Verkauf des Anwesens für ihn aktuell kein Thema. Jedoch räumt er ein: „Grundsätzlich bin ich für alles offen.“ Scheitert nun der Traum vom Inklusionshotel Bergwirtschaft am gleichen Problem wie zuvor Sauers Vorhaben Tannensäle in Pirna?
In Pirna wollte der Unternehmer ebenfalls ein Vier-Sterne-Hotel errichten – in Verbindung mit dem ehemaligen Kulturhaus „Tanne“. Das sollte mit einem Gastronomiekonzept wiederbelebt werden. Für das Hotel war ein Anbau mit Tiefgarage geplant. Bei den Pirnaern und der Stadtverwaltung kam das Konzept zunächst gut an. „Es klang schlüssig“, sagt Pirnas Rathaussprecher Thomas Gockel.
Vorhaben in Pirna endet mit Klagen
Deshalb wollte die Stadt Sauer die „Tanne“ auch verkaufen. Doch dann traten Probleme beim Kauf der benachbarten Grundstücke auf. Einige davon hätte Sauer für sein Vorhaben gebraucht, jedoch wollten die Eigentümer des benachbarten Gebäudes Tischerplatz 11 nicht an den Investor verkaufen, weshalb das Vorhaben 2012 scheiterte. Sauer plante jedoch weiter und verklagte das Ehepaar, dem das Nachbargrundstück gehört. Es soll den Verkauf mündlich in Aussicht gestellt haben, so der Vorwurf des Investors. „Wir haben nie gesagt, dass wir verkaufen“, versichern die Eigentümer vom Tischerplatz 11 hingegen der SZ. Sie seien nach dem Bekanntwerden der Problematik regelrecht an den Pranger gestellt worden. „Deshalb ist für uns das Thema gegessen. Über Herrn Sauer geben wir keinen Kommentar ab.“
Auch die Stadt Pirna muss nun mit einer Klage von Rolf-Dieter Sauer rechnen. „Diese wurde uns bereits angekündigt“, so Rathaussprecher Thomas Gockel. Sauer wirft der Stadt vor, ihn in Sachen „Tanne“ getäuscht zu haben. Zudem fordert er noch rund 500 000 Euro für seine bereits getätigten Investitionen an dem Gebäude.
Pirna ist nicht der erste Fall, bei dem es Probleme mit Investitionsvorhaben von Rolf-Dieter Sauer gibt. Ähnliche Erfahrungen hat zuvor die Stadt Neuruppin machen müssen. Dort hatte der Unternehmer Mitte der 2000er-Jahre mit mehreren Investoren den Bau eines Gesundheitszentrums mit Hotel geplant, zerstritt sich jedoch mit seinen Geschäftspartnern. Mehrere Verfahren beschäftigten daraufhin die Gerichte. So wurde Sauer im November 2012 wegen versuchten Betruges vom Landgericht Neuruppin angeklagt. Letztlich fällten die Richter am 4. Dezember 2012 die Entscheidung, dass das Verfahren gegen eine Geldbuße von 20 000 Euro eingestellt wird, wenn Sauer die Summe zahlt.