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Corona-Lockerungen: Tanzen wir auf dünnem Eis?

Die Bundeskanzlerin hat Recht: Uwe Peter über Merkels Regierungserklärung zur Corona-Krise und über ihre Kritiker.

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SZ-Redakteur Uwe Peter
SZ-Redakteur Uwe Peter © Michael Kappeler/dpa/SZ

Wir bewegen uns auf dünnem Eis, ja, sogar auf dünnstem Eis. Dieses Sprachbild, das Angela Merkel benutzt hat, um den Ernst der Lage zu beschreiben, trifft den Kern wohl ziemlich genau. Ich selbst hätte nicht geglaubt, dass ich diesen Satz jemals schreiben würde, aber: Merkel hat recht.

Ja, wir bewegen uns wieder. Vorerst nur ein bisschen, langsam, und mit viel Bedacht. Das ist den meisten Menschen anzumerken, denen man draußen begegnet. Und all diese Vorsichtigen tun genau das Richtige. Weil sie ahnen oder wissen, dass wir wieder einbrechen können. Und weil keiner genau weiß, wie tief und kalt das Wasser unter dem dünnen Eis ist. Diese Vernunft hat in diesem Land derzeit zum Glück eine klare Mehrheit. Weil die Menschen an ihrer Gesundheit hängen, und an der ihrer Angehörigen. Ja, und auch an ihrem Leben.

Dass es Kritik gibt an der einen oder anderen Beschränkung, ist in so einer Lage normal. Für nicht wenige geht es sogar um die Existenz. Aber wir im Osten können uns zumeist auch noch ganz gut an Zeiten erinnern, wo uns viele – heute selbstverständliche Grundrechte – vom Staat vorenthalten wurden. Dahin zurück will wohl keiner. Auch, weil wir gerade spüren, wie weh es tut, wenn sie fehlen.

Es mag ja schwer fallen zu glauben, dass eine Regierung, die uns diese Rechte gerade einschränkt, das zu unserem Wohl tut. Und doch: Wer jetzt fordert, dass wir auf dünnem Eis endlich wieder tanzen sollen, hat nichts vom Wesen einer Pandemie verstanden. Krisenzeiten waren immer Hoch-Zeiten für Verschwörungstheoretiker, gefährliche Spinner und sonstige Aluhut-Träger. Dazu gehören auch solche, die jetzt verlangen, Schutzmaßnahmen in die private Verantwortung der Bürger zu überführen. Sicher, die Mehrheit könnte und würde damit verantwortungsvoll umgehen. Eine Minderheit – das haben die letzten Wochen gezeigt – kann und will das aber nicht.

In Zeiten einer Pandemie würde das aber dazu führen, dass eine dumme Minderheit über das Leben einer vernünftigen Mehrheit bestimmt. Und zwar über unser Leben im ganz ursprünglichen Sinne des Wortes. Wollen Sie das? Ich nicht.

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