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Tanzen für das historische Schütz-Haus

Das Ambiente hätte stimmungsvoller nicht sein können: Der Saal des rekonstruierten Coselpalais mit festlich gedeckten Tischen, Kerzenschein und Traumblick auf die wiedererstehende Frauenkirche. Die Gesellschaft Historischer Neumarkt lud am Sonnabend zu ihrem ersten Dresdner Ball.

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Von Katrin Saft

Das Ambiente hätte stimmungsvoller nicht sein können: Der Saal des rekonstruierten Coselpalais mit festlich gedeckten Tischen, Kerzenschein und Traumblick auf die wiedererstehende Frauenkirche. Die Gesellschaft Historischer Neumarkt lud am Sonnabend zu ihrem ersten Dresdner Ball. Der nun jährlich geplante Pfingstball soll den Aufbau des Neumarktes begleiten und eine Plattform für Gespräche in entspannter Atmosphäre bieten. Schade nur, dass angesichts der erheblichen Differenzen zum Thema Neumarkt nur wenige diese Chance nutzten. Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) sagte ab und schickte nicht mal einen städtischen Vertreter. Von den Investoren kam nur Sachsenbau Chemnitz-Chef Dieter Füsslein. Stadträte ließen sich aus keiner Fraktion blicken. So blieben die Geschichts-Anhänger zum Großteil unter sich.

Ende Juni Entscheidung

zum Bürgerbegehren

Die Schirmherren Günter Blobel und Alan Russel dankten dem Neumarkt-Verein für sein Engagement. Nobelpreisträger Blobel machte ihm Mut für sein Vorhaben, das ehemalige Schützhaus am Neumarkt 12 und das benachbarte Köhlersche Haus an der Frauenstraße 14 nach originalem Vorbild wieder aufzubauen. Für den Kauf der Grundstücke erhofft sich der Verein einen Options-Vertrag mit der Stadt. „Wir brauchen noch vier bis fünf Jahre, um die benötigten vier bis 4,5 Millionen Euro durch Spenden und Sponsoren aufzubringen“, sagte Torsten Kulke vom Verein. Der Benefizball sei ein Anfang. Die Stadt indes verhandelt parallel mit einem anderen Investor. Der Verein will das wieder aufgebaute Schütz-Haus an die Internationale Heinrich-Schütz-Gesellschaft vermieten, die derzeit in Kassel sitzt. Der Komponist und Kursächsische Hofkapellmeister Schütz (1585 bis 1672) hatte in dem Haus 30 Jahre gewohnt. „Die Rekonstruktion liegt uns auch deshalb am Herzen, weil hier der weitaus größte und wohl auch bedeutendste Teil von Schützens Werken entstand“, sagte Walter Werbeck vom Schütz-Vorstand auf dem Ball.

„Gelänge es, in dem Haus noch erhaltene Instrumente und Schütz-Archiv zusammenzuführen, wäre ein wichtiger Schritt zur Etablierung Dresdens als musikhistorisch bedeutende Barockstadt getan.“ Die Schütz-Gesellschaft regt außerdem an, in der Frauenkirche den Ort des alten Schützgrabes zu markieren. Werbeck: „Wir würden uns auch wünschen, dass die zentrale Wirkungsstätte von Schütz, die Schlosskapelle im Dresdner Schloss, als ein seiner Musik und Zeit angemessener Konzertraum gestaltet wird.“

Ab nächstes Jahr wollen Schütz- und Neumarkt-Gesellschaft einen Schütz-Preis verleihen. Doch die Finanzierung ist ungeklärt. Reimann und Stadt führen derzeit aber erst mal interne Gespräche über den Umgang mit dem Bürgerbegehren Historischer Neumarkt. Es gibt Streit um die Fragestellung (die SZ berichtete). Beide Seiten wollen sich dazu nicht äußeren. Am 26. Juni soll das Thema in den Stadtrat.