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Tausche Stuhl gegen Bier!

Die Görlitzer Kneipe Bierblume will sich erneuern, Geld soll dabei keine Rolle spielen.

Von Maximilian Helm
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Diana Klaus-Metzner und Alexander Klaus in ihrem Biergarten. Das Mobiliar kann eine Erneuerung gebrauchen, finden sie.
Diana Klaus-Metzner und Alexander Klaus in ihrem Biergarten. Das Mobiliar kann eine Erneuerung gebrauchen, finden sie. © André Schulze

Auch wenn es unglaublich klinge, "das meiste wird tatsächlich geklaut", sagt Diana Klaus-Metzner. Sie spricht von Möbeln. Gemeinsam mit ihrem Mann Alexander betreibt sie die Bierblume in der Görlitzer Altstadt. Dort gibt es selbst Gebrautes - im Jahr 2020 nennt sich so etwas "Craft-Bier Brauerei". Echtes Handwerk eben.

Im April 2018 zog das Paar um auf die Neißstraße, eröffnete die Kneipe und drängte sofort nach draußen. Im Hinterhof und auf der Straße entstanden Sitzgelegenheiten, die alle Vorbeigehenden auf ein Glas Bier einladen. Das ist nun zwei Jahre her. Und der Bestand seitdem dezimiert. "Besonders vorn auf der Straße gibt es Leute, die einfach mitnehmen, was nicht angekettet ist", sagt Klaus-Metzner. Doch auch die Witterung habe einigen Bänken und Stühlen arg zugesetzt.

Also startete das Paar im März den Aufruf: Ihr bringt uns Möbel vorbei, im Gegenzug bekommt ihr euer Lieblingsbier. Wie viel, das entscheidet die Hausherrin mit einem kritischen Blick zwar immer noch individuell, trotzdem hätten bereits mehrere Görlitzer reagiert und Tische, Bänke und Stühle in die Neißstraße gebracht.

Ein Stück Wohnzimmer

Es ist nicht das erste Mal, dass das Ehepaar auf dieses Prinzip setzt. Auch der Gastraum mit der hohen, gewölbeartigen Decke besteht zum großen Teil aus Spenden. "Die Idee war, dass jeder ein Stückchen Wohnzimmer mit einbringen kann und sich möglichst wohlfühlt", so die Hausherrin.

Das geht nicht ohne Kompromisse. "In einer Ecke stehen zwei große Ledersessel, so etwas würde ich mir ehrlich gesagt nie kaufen", sagt Klaus-Metzner. Doch die beiden Spender kämen jede Woche und bestünden auch darauf, auf diesen Plätzen sitzen zu dürfen. Und das sei schließlich das Wichtigste.

Es ist ein guter Zeitpunkt für die Umgestaltung, schließlich ist auch die Bierblume von den Schließungen vieler Lokale wegen des grassierenden Corona-Virus' betroffen. Zwar gibt es in der Bierblume einige Speisen für den "Bierhunger", wie Klaus-Metzner es nennt, als Restaurant zählt das trotzdem noch nicht. Der Chefin ist es lieber so: "Das Problem ist, dass die Leute nach dem Essen aufstehen und gehen." Schlecht für eine Kneipe.

Gebraut wird trotzdem umso fleißiger, denn nun muss der Außer-Haus-Verkauf des Bieres die Familie ernähren. An bekannter Stelle, nur eben aus dem Fenster. Auf dem Brett steht ein Schild: "Bitte laut läuten". Bezahlt werden soll gern mit EC-Karte - oder eben doch einem formschönen Holzstuhl.

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