Von Christian Spahr
„Steuer, Versicherung, Sprit – alles wird teurer“, sagt Manfred Grimm und seufzt. Der Radebeuler Unternehmer klagt über immens gestiegene Betriebskosten für seine zehn Taxi-Limousinen und Kleinbusse. Nicht nur der Diesel sei teurer geworden, auch die Autos: „Die kosten nicht mehr 30 000 Mark wie vor zehn Jahren, sondern mindestens ein Drittel mehr.“ Wenn es denn reicht. Doch für Krankentransporte, seine wichtigste Einnahmequelle, bekommt Grimm heute kaum mehr als Anfang der 90er Jahre.
Kollegen von Grimm, die sich in der Gemeinschaft „Funktaxi Radebeul“ zusammengeschlossen haben, wollen jetzt höhere Preise durchsetzen. Beim Landratsamt haben sie dafür einen Antrag gestellt. „Das Amt bewertet, ob wir mit den bisherigen Preisen leben können oder nicht“, erklärt Manfred Schneuer von der Funktaxi-Gemeinschaft. „Noch ist nichts beschlossen“, sagt Matthias von Beulwitz, Chef der Straßenverkehrsbehörde. „Es gibt keinen Grund zur Hektik.“ Bevor am Ende der Kreistag entscheidet, können sich erst einmal die Taxifahrer zu dem Vorschlag äußern: Die ersten drei Kilometer sollen statt 1,20 jeweils 1,40 Euro kosten, alle weiteren Kilometer verteuern sich von 1,10 auf 1,20 Euro – so steht es in einem Brief des Amtes.
Taxi-Unternehmer Uwe Beier aus Lommatzsch hat mit seiner Antwort nicht lange gewartet. Er ist alles andere als glücklich über die geplante Preiserhöhung: „Selbst wenn es nur um zehn Cent pro Kilometer geht, verliere ich damit Kunden.“ Da ohnehin alles teurer werde, seien viele Lommatzscher nicht bereit, mehr fürs Taxi zu bezahlen. „Ich lebe zurzeit nicht schlecht“, sagt Beier. In den größeren Städten gehe es allerdings vielen Taxibetreibern nicht so gut. Während Beier in Lommatzsch nur einen Konkurrenten hat, buhlen in Meißen 26 Firmen um Fahrgäste.
Hat Meißen bald höhere Taxipreise als Dresden?
„Ich werde zustimmen“, sagt daher der Meißner Taxibetreiber Martin Baehring, Vorstandsvorsitzender der Interessengemeinschaft Funktaxi Meißen. „Andere haben ihre Preise viel eher erhöht, wir haben immer zu lange gewartet“, findet er. Zuletzt hat der Kreis seine Taxigebühren 2001 erhöht, im gleichen Jahr wie das benachbarte Dresden. Kommt der Radebeuler Antrag durch, hat der Kreis Meißen bald höhere Kilometerpreise als die Landeshauptstadt. Dort sieht Peter Kunath, Vorstandsmitglied der Taxigenossenschaft Dresden, derzeit keinen Anlass für eine Preissteigerung. „Wir wollen nicht noch mehr Kunden verlieren“, sagt er. „Taxifahren ist doch eine Dienstleistung, auf die viele leicht verzichten können.“
So sieht es auch der Coswiger Fahrer Joachim Apfelstaedt. Die sieben Wagen der Coswiger Betriebe stünden genug herum. „Es wird immer schlechter“, sagt Apfelstaedt über sein Geschäft. Der Selbstständige hat kaum einheimische Kunden, die auf der Straße sein Taxi anhalten oder telefonisch eines bestellen. „Ich lebe von ein paar Ausflüglern und regelmäßigen Krankentransporten“, sagt er. Solche Vertragsfahrten, von Krankenkassen bezahlt, sind in der Krise die sichere Bank der Taxifahrer. In den Kleinstädten garantieren sie mehr als die Hälfte der Taxi-Einkünfte – und die Kassen diskutieren nicht über den Preis. Apfelstaedts Kollege Reinhard Vogt bringt es auf den Punkt: „Ein Dialyse-Patient ist für uns wie ein Fünfer im Lotto.“