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Klimatechnik bald auch fürs E-Auto

Bei TDDK in Straßgräbchen geht es erst einmal um die Bewältigung der Corona-Krise. Doch zugleich plant das Unternehmen für die Zukunft.

Von Reiner Hanke
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Zoltan Gera ist Vizepräsident der TD Deutsche Klimakompressoren in Straßgräbchen bei Kamenz. Das Werk bereitet sich jetzt auf die Elektromobilität vor.
Zoltan Gera ist Vizepräsident der TD Deutsche Klimakompressoren in Straßgräbchen bei Kamenz. Das Werk bereitet sich jetzt auf die Elektromobilität vor. © Matthias Schumann

Straßgräbchen/Kamenz. Gerade an heißen Sommertagen möchte kaum jemand eine Klimaanlage im Auto missen. Für den kühlen Hauch im Cockpit sorgt bei mehr als 14 Automarken auf den Straßen in Deutschland und weltweit Klimatechnik aus Straßgräbchen bei Kamenz von der Firma TD Deutsche Klimakompressoren (TDDK). Dabei handelt es sich um eine Tochtergesellschaft der japanischen Konzerne Toyota und Denso.

Doch bisher liefern die Straßgräbchener nur für Automodelle mit Verbrennungsmotoren. Die sollen aber in absehbarer Zeit Geschichte sein. Solche Meldungen machen die Runde: In Schweden sollen nach dem Jahr 2030 keine Neuwagen mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden. In Dänemark will die Regierung ab 2030 den Verkauf von Dieselfahrzeugen verbieten. Auch in Deutschland gibt es solche Ziele, um den Klimaschutz voranzutreiben .

Wie die Autobauer reagieren, lässt sich in der Kamenzer Nachbarschaft beobachten. Bei der Mercedestochter Accumotive werden Batteriesysteme für die E-Autogeneration gebaut. Dabei peilt das Unternehmen Stückzahlen an, die inzwischen bei einer halben Million solcher Systeme im Jahr liegen.

Am Produkt hängen 1.000 Arbeitsplätze

Die Klimakompressoren aus Straßgräbchen kommen noch zu 100 Prozent in Verbrenner-Modelle. Wie bereitet sich das Werk auf die E-Mobilität vor? Schon der damalige sächsische Ministerpräsident Stanislav Tillich sei ungeduldig gewesen und habe bereits vor zehn Jahren nach dem E-Kompressor gefragt. Nein, man verschlafe den Trend nicht, sondern beobachte die Entwicklung natürlich sehr genau, sagt Zoltan Gera, Vizepräsident von TDDK . Immerhin hängen fast 1.000 Arbeitsplätze an dem Produkt.

Die Produktion von elektrischen Kompressoren laufe derzeit aber noch ausschließlich beim Mutterkonzern Toyota in Japan mit etwa vier Millionen Stück pro Jahr. Das reiche im Moment, sämtliche Bestellungen zu erfüllen, schätzt Zoltan Gera ein. Das E-Auto nehme eben noch recht langsam Fahrt auf. Zum Vergleich: Allein im Kompressorenwerk sind selbst im Corona-Jahr 2020 fünf Millionen Kompressoren für Verbrenner zum Jahresende angepeilt. Sieben Millionen sollten es eigentlich werden. Die Zahl könne aber wegen der Corona-Krise nicht so schnell erreicht werden.

Dessen ungeachtet beginnt TDDK mit der Vorbereitung auf die E-Auto-Zeit. Ein kleines Ingenieur-Team sei dafür vorerst gebildet worden. Zoltan Gera: „Wann der Elektro-Kompressor in die Produktion kommt, lässt sich noch nicht sagen.“

Testanlage wird aufgebaut

Im kommenden Frühjahr werde aber damit begonnen, E-Kompressoren auszuliefern. Die Grundtechnik soll für den Anfang von Toyota kommen. In Straßgräbchen werden kleinere Umbauten an den Kompressoren vorgenommen, um die Technik für die Automarken der Geschäftspartner anzupassen. So werde TDDK eher wie ein Umschlaghafen in der Versandkette sein: „Wir fangen mit Daimler an.“  Ford ist als weiterer E-Kunde im Gespräch. TDDK werde aber eben noch nicht selbst Elektrokompressoren bauen. Investiert werde allerdings in die Qualitätssicherung, in eine Testanlage.

Wenn es nach der Auslieferung mit Geräten Probleme gebe, dann kommen sie bei TDDK auf den Prüfstand, um mögliche Fehler suchen und beheben zu können. „Wir bauen noch nicht selbst - aber Kompetenz auf“, sagt Zoltan Gera. Derzeit gebe es bei den unterschiedlichen Autoherstellern viele Extrawünsche. Es müsse eine Standardisierung vorangetrieben werden und letztlich auch ein entsprechender Markt für E-Autos da sein, um auch in Straßgräbchen in die Großproduktion einsteigen zu können. Erst einmal parallel zum Verbrenner-Kompressor. Zehn Jahre werde der Verbrenner-Kompressor mindestens noch gebaut, so die Prognose.

Tausende Kompressoren für Autoklimaanlagen laufen täglich in Straßgräbchen vom Band. Sie sind alle für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren produziert. Im kommenden Jahr soll dann die Elektro-Ära in Straßgräbchen beginnen.
Tausende Kompressoren für Autoklimaanlagen laufen täglich in Straßgräbchen vom Band. Sie sind alle für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren produziert. Im kommenden Jahr soll dann die Elektro-Ära in Straßgräbchen beginnen. © Matthias Schumann

Dabei werde TDDK von Erfahrungen bei der aktuellen Produktion von Kompressoren für die Verbrenner profitieren. Denn der Unterschied sei nicht so groß. Er liege eher im Antrieb als in der Kompressor Technik. So müsse ein kleiner Elektromotor in die Geräte integriert werden. Auch die Gehäuseteile seien ähnlich und könnten vor Ort gegossen werden, wenn es soweit ist.

Derzeit liegt der Fokus auf der Bewältigung der Corona-Krise. Nach der August-Pause zur Wartung bestimmter Anlagen ist die Produktion inzwischen angefahren und liege jetzt nach dem Lockdown wieder bei 100 Prozent. Zoltan Gera hofft, dass im September wieder 600.000 Kompressoren vom Band laufen. Auch bei den europäischen Herstellern steige jetzt wieder die Nachfrage - wenn auch noch etwas verhalten - nach Klimakompressoren, dem Herzstück der Autoklimaanlage. Auch wenn es mehrheitlich noch im Viertakt-Motor schlägt. 

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