Von Frank Oehl
Die Wochenstatistik des Kamenzer Reviers ist verfälscht. 103 Straftaten – soviel gab es noch nie. „Kein Wunder“, meint Polizeihauptkommissar Heiko Klaus. Er leitete am Wochenende den Einsatz der Bereitschaftspolizei in Straßgräbchen. „62 Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs – die fallen dort natürlich ins Gewicht.“ Mit einer ganzen Hundertschaft sorgte die Ordnungsmacht dafür, dass Platzverweise umgesetzt wurden. Eigentlich wollten die von einem Berliner organisierten Techno-Jünger drei tolle Tage abtanzen – zwar entfernt von Siedlungen, aber halt auch auf fremdem Grund und Boden.
Als die Polizei bereits am Sonnabendvormittag am ehemaligen Militärgelände bei Straßgräbchen eintraf, berief man sich dort auf eine „Geburtstagsfeier“, für die der Eigentümer die Erlaubnis erteilt habe. Aber ach, keiner konnte sie vorweisen. Im Gegenteil, im Laufe des Tages zeigte ein Mitarbeiter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die Musikfans sogar wegen Hausfriedensbruchs an. „Sie waren offenbar mit Gewalt auf das umfriedete Gelände vorgedrungen“, so Klaus. Die Autos der bis zu 150 Festivalteilnehmer standen in der Landschaft, ein Getränkehändler aus dem Brandenburgischen hatte aufgeschlagen, mehrere Diskotheker nutzten die Akustik und die Romantik eines alte Raketenbunkers für die Abtanzanimation. „Sanitäre Einrichtungen waren keine zu entdecken“, so der Einsatzleiter. „Also mussten wir einschreiten.“
Dies geschah zunächst mit einem förmlichen Platzverweis. Der Bierwagen fuhr zurück und auch die Discotheker packten zusammen. „Einige der jungen Leute reisten ebenfalls ab, aber halt nicht alle.“ Am Sonnabendabend war auf dem ehemaligen Militärgelände immer noch ein erkleckliches Häuflein Tanzwütiger zugange. Daraufhin, und weil die Extremistendemo in Hoyerswerda zu Ende war, konnte der Staat nun Entschlossenheit demonstrieren – gegen die verbliebenen 62 Unverwüstlichen. „Die Räumung des Geländes ging aber ohne Probleme ab“, so Heiko Klaus. Er rechnet nun damit, dass die ganze Sache ein Nachspiel haben wird. Hausfriedensbruch ist kein Pappenstiel, aber auch der offenbar ungenehmigte Ausschank ist folgenreich. Um ihn kümmert sich nun das Gewerbeamt.