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Teenager als Tankstellenräuber?

Ute Jautze sagt erst mal gar nichts mehr. Erneut ist am vergangenen Wochenende ihre Tankstelle an der Bautzner Straße überfallen und ausgeraubt worden. Wieder stehen Presseleute auf der Matte, wollen ein Statement und Bilder von ihr, der Pächterin.

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Von Andreas Rentsch

Ute Jautze sagt erst mal gar nichts mehr. Erneut ist am vergangenen Wochenende ihre Tankstelle an der Bautzner Straße überfallen und ausgeraubt worden. Wieder stehen Presseleute auf der Matte, wollen ein Statement und Bilder von ihr, der Pächterin. Dabei hat sie zurzeit ganz andere Sorgen. „Wenden Sie sich an Total Deutschland“, erwidert sie deshalb.

Vergebliche Verfolgung

Delphine Saucier, die Sprecherin des französischen Mineralölunternehmens, sagt leider auch nichts Substanzielles. Sicherheit der Mitarbeiter habe „oberste Priorität“, betont die PR-Frau. Dabei legen die Fakten gegenteilige Vermutungen nahe, Stationen des Konzerns seien ein lohnendes Ziel für Kriminelle. Von sechs Überfällen, die sich seit Ende Januar in Dresden, Radeberg und Heidenau ereigneten (die SZ berichtete), richteten sich vier gegen Total-Tankstellen.

Zu den Vorfällen im Rondell an der Bautzner Straße hat die Polizeidirektion gestern erste Erkenntnisse mitgeteilt. Demnach wird gegen einen 17-jährigen Dresdner ermittelt, der bereits nach dem Überfall am 6. Februar aufgefallen war. Damals sei er mit seinem Krad in eine Verkehrskontrolle nahe des Tatorts geraten, sagt Sprecherin Jana Ulbricht. Jetzt haben Ermittler den Teenager erneut überprüft und bei ihm Geld und Zigaretten gefunden. Es könnten Teile der Beute sein.

Um 19.50 Uhr am Sonnabend hatte ein maskierter Unbekannter die Tankstelle betreten und die Kassiererin mit einer Pistole bedroht. Mit Bargeld in dreistelliger Höhe und einer nicht näher bezifferten Menge von Pall-Mall-Schachteln sei der Räuber schließlich zu Fuß geflüchtet. Möglicherweise mit einem Komplizen: Ein Autofahrer sah kurz danach zwei Personen wegrennen. Sein Versuch, das Duo zu verfolgen, endete ergebnislos an der Forststraße.

Damit rückt auch ein 13-Jähriger ins Visier der Ermittler. Den Jungen hatten die Polizisten in Begleitung des 17-Jährigen angetroffen – und zumindest erst einmal überprüft. „Kann sein, dass er beteiligt war“, bleibt Jana Ulbricht vorerst vage.

Dresdner Tankstellenbetreibern bleibt vorerst nicht viel mehr, als die Sicherheitsvorkehrungen in ihren Häusern zu verstärken. In der Anfang Februar überfallenen Jet-Station im Stadtteil Bühlau wird beispielsweise ab zehn Uhr abends nur noch der Nachtschalter geöffnet. Außerdem lässt Pächter Andreas Krjukow eine größere Videoüberwachungsanlage installieren.

Ob solche Vorsichtsmaßnahmen auch an der Bautzener Straße etwas nützen, bezweifeln Experten. Mit ihrer Bauweise sei die Tankstelle ein Relikt aus früheren Zeiten, sagt Polizeisprecherin Ulbricht. Dazu kommt, dass das Areal von der Straße schlecht einzusehen ist. „Damit ist das Gebäude anfällig für unliebsame Besucher“, bestätigt Jochen Wilhelm vom Fachverband des Tankstellengewerbes (FTG).

Ähnliche Serie in Heidelberg

Bisher kommentiere man das Thema Tankstellenüberfälle eher defensiv, sagt der FTG-Geschäftsführer. „Schließlich wollen wir nicht noch Trittbrettfahrer animieren.“ Im schwäbischen Heidelberg suche die Polizei derzeit auch nach einem vermeintlichen Serientäter. Für nützliche Hinweise hat die Staatsanwaltschaft jetzt eine Belohnung von 1000 Euro ausgelobt.

Auch die Dresdner Ermittler sind auf weitere Zeugenhinweise angewiesen. Die Ermittler suchen insbesondere nach Personen, die zum Zeitpunkt des Überfalls in diesem Teil der Neustadt unterwegs waren und möglicherweise die Flucht des Tankstellenräubers ab der Forststraße beobachtet haben.

Kontakt Polizeidirektion: 4832233.