Teigwaren Riesa bauen um

Riesa. Was sich seit längerer Zeit angekündigt hatte, ist nun offiziell: Die Teigwaren Riesa gliedern ihr Nudelcenter aus. Das hat das Riesaer Unternehmen am Montag bekanntgegeben.
Aus dem Nudelcenter werde "eine eigenständige Unternehmung, die ab sofort als Nudelcenter GmbH firmiert und noch mehr als zuvor die Bereiche Gastronomie, Nudelkontor, Museum und die Gläserne Produktion als touristisches Aushängeschild der Region stärken soll", heißt es in der Mitteilung.
Die neu gegründete GmbH soll für die Zukunft auch einen neuen Internetauftritt samt Online-Shop bekommen. Das Nudelcenter bekomme durch die Ausgründung die Möglichkeit, sich unabhängig vom produzierenden Teil des Unternehmens im Tourismusbereich weiterzuentwickeln. Wie Geschäftsführer André Freidler auf Nachfrage mitteilt, schafft die Unternehmensführung damit die Möglichkeiten, beispielsweise die Öffnungszeiten wieder zu verlängern.
Zwei neue Geschäftsführer
Geschäftsführer der neu geschaffenen GmbH ist Jakob M. Hess. Auch an der Spitze der Teigwaren gibt es eine Veränderung: Neben André Freidler tritt mit Mike Hennig ein neues Gesicht an die Stelle der langjährigen Chefin Irmgard Freidler. Sie zieht sich nach zehn Jahren als Geschäftsführerin aus dem operativen Geschäft in Riesa zurück. Auf ihre Tätigkeiten innerhalb anderer Bereiche der Alb-Gold-Gruppe habe das keine Auswirkungen, so André Freidler.
Den Umbau des Unternehmens in Riesa hat Irmgard Freidler laut Teigwaren noch selbst vorangetrieben. "Es war mir wichtig, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen und meinen Nachfolgern einen gut strukturierten Betrieb zu übergeben", teilt sie mit.

Die Teigwaren Riesa könnten sich nun voll und ganz auf die Herausforderungen des Teigwarenmarktes konzentrieren. "Durch zukunftsorientierte Investitionen und Modernisierungen in der Produktion soll die Teigwaren Riesa perspektivisch effizienter und wettbewerbsfähiger aufgestellt werden", heißt es vom Unternehmen. Gleichzeitig wolle man die Bekanntheit der Marke ausbauen - auch über Mitteldeutschland hinaus.
Gewerkschaft äußert Bedenken
Über die Pläne sind die Mitarbeiter des Nudelcenters am Montag informiert worden. Nach SZ-Informationen haben sie nun einen Monat Zeit, einem Wechsel zuzustimmen.
Die Lebensmittelgewerkschaft NGG äußerte sich in einer ersten Stellungnahme kritisch zu der Ausgliederung. Gewerkschaftssekretär Thomas Lißner fürchtet, dass durch die Umstrukturierung die Sozialplanpflicht entfällt; sollte das Nudelcenter also in den nächsten vier Jahren schließen, gäbe es dann keinen Nachteilsausgleich. "Uns ist nicht klar, welchen Vorteil die Ausgliederung haben sollte", so Lißner.
Die laufenden Tarifverhandlungen seien derzeit auf unbestimmte Zeit vertagt worden, nachdem die Geschäftsführung einen komplett neuen Vertrag vorgelegt habe - wohl auch wegen der Ausgliederung. Die Arbeitgeberseite müsse nun ihr Angebot noch einmal konkretisieren. "Bis Ende März herrscht Friedenspflicht. Dafür ist also noch ausreichend Zeit."
Die Befürchtung der Gewerkschaft, das Unternehmen bereite eine Abwicklung des Nudelcenters vor, kann Teigwaren-Geschäftsführer André Freidler nicht nachvollziehen. "Wir haben uns die Frage gestellt: Was muss getan werden, um das Nudelcenter aufrecht zu erhalten, es ging um eine eigene Konzeption und ein eigenes Geschäftsmodell." Für die Mitarbeiter ergäben sich "keine Konsequenzen - außer, dass die Nudelcenter GmbH neuer Arbeitgeber ist". Ziel sei es ausschließlich, das Geschäft in diesem Bereich zu stabilisieren.
Im vergangenen Jahr hatten sich NGG und Teigwaren auf einen Manteltarifvertrag geeinigt. Derzeit wird über einen Entgelt-Tarifvertrag verhandelt. Die Ausgliederung des Nudelcenters ist schon länger Thema im Unternehmen - und ebenso umstritten. Erst im Sommer 2019 hatte die NGG eine Petition dagegen gestartet, die innerhalb kurzer Zeit rund 1.200 Menschen unterschrieben.