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Terpe rückt näher an das Lausitzer Seenland

Ein Rad- und Wanderweg durch die Terp’schen Brüche soll das Dorf mit dem Sabrodter See „vor der Haustür“ verbinden.

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Terpes Ortsvorsteher Dieter Freißler am Gruben-Hunt, der am Ortseingang von Terpe (von Spremberg her kommend) an die Bergbau-Vergangenheit des Ortes erinnert.
Terpes Ortsvorsteher Dieter Freißler am Gruben-Hunt, der am Ortseingang von Terpe (von Spremberg her kommend) an die Bergbau-Vergangenheit des Ortes erinnert. © Foto: Jost Schmidtchen

Von Jost Schmidtchen

Terpe. Es ist wirklich eine tolle Idee, die sich Dieter Freißler, Joachim Klammer und Detlef Langer da haben einfallen lassen: einen Radwanderweg, der Terpe mit dem Lausitzer Seenland verbinden soll und Stationen von historischem und somit touristischem Wert berührt – den Naturlehrpfad „Spur der Steine“. Alle Ideen-Väter sind Ortsbeiräte im Spremberger Ortsteil Terpe, Dieter Freißler ist Ortsvorsteher.

Die touristische Aufwertung von Terpe mit seinen Wäldern und Auen in der Gemarkung des Dorfes ist nicht neu. Schon nach der Wende erkannte der langjährige Landwirt, Waldbesitzer und Naturfreund Werner Marusch den Wert seiner Heimat aus neuen Sichtweisen, und er kannte auch die geschichtliche Bergbauvergangenheit der Region. Hier, im Gebiet zwischen Terpe und Pulsberg, begann 1877 mit dem Aufschluss der Grube „Gustav Adolph“ der Braunkohlebergbau im Raum Spremberg. Bis 1907 förderte die Grube; mit ihr endete zugleich auch der Tiefbau. Immer schlechtere geologische Bedingungen machten ihn unwirtschaftlich. Ein Gruben-Hunt erinnert heute am Ortseingang (von Spremberg her) an diese Vergangenheit.

Beginn im Jahre 1992

1992 nahm das erste touristische Projekt konkrete Gestalt an. Die im damaligen Jahr gegründete mitgliederstarke Forstbetriebsgemeinschaft Terpe schuf mit Unterstützung des Landkreises Spree-Neiße und des Bergbau-Unternehmens Laubag den Naturlehrpfad „Terp’sche Brüche“. Es war die Zeit, als auch die Rechtsnachfolger der Lausitzer Braunkohle ihr Interesse für eine sinnvoll genutzte Bergbaufolgelandschaft bekundeten. Natürlich im Kleinen – von einem (Lausitzer) Seenland in heutigen Dimensionen war noch keine Rede. So entstand der Seerosengrund inmitten des Waldes mit einer Festwiese und einem Festplatz. Alles an einer Stelle, wo einst in der Grube „Gustav Adolph“ der Braunkohleabbau stattfand. Den Erholungswert dieser Gegend erkannten Radwanderer und Spaziergänger zunehmend. Das größte Fest bis heute ist an dieser Stelle am Himmelfahrtstag das Waldfest. Die Besucherzahlen nahmen noch zu, als im benachbarten Kraftwerk Schwarze Pumpe zu Himmelfahrt das Radwanderwegefest ins Leben gerufen wurde. Nach dem Kraftwerksbesuch steuern viele Besucher den Seerosengrund an.

Auf dieses 30 Jahre alte Projekt können die heutigen Initiatoren zurückgreifen. Noch in den 1990er-Jahren wurde es erweitert: Seit 1992 wird hier von regionaler Prominenz zum Waldfest der „Baum des Jahres“ gepflanzt. Auf zwei Findlingen wird an die Namen der Pflanzenden und die Baumarten erinnert. Mittlerweile gibt es rund 25 dieser Findlinge. Sie stammen alle aus dem benachbarten Tagebau Welzow-Süd.

Terpe hat wendische/sorbische Ursprünge. Sprache und Brauchtum blieben über viele Jahrhunderte erhalten und wurden erst Anfang der 1960er-Jahre fast gänzlich verdrängt. Inzwischen wird zur Revitalisierung des sorbischen Lebens im Rahmen der Vereinstätigkeit aktive Arbeit geleistet. Von der Fastnacht bis zur Kirmes reichen die Veranstaltungen und erfreuen sich großen Zuspruchs. Besucher kommen zu den Festen aus den angrenzenden Städten und Dörfern Brandenburgs und Sachsens. Mit seiner wendischen/sorbischen Vergangenheit und Gegenwart würde Terpe gemeinsam mit den benachbarten Dörfern der Elsterheide den sorbischen Aspekt im Lausitzer Seenland stärken, denn Sorbisch ist für die Lausitz ein Alleinstellungsmerkmal.

Eine Projektdokumentation zeigt, dass die touristischen Aktivitäten den Dorfmittelpunkt von Terpe erreicht haben. Bis zum Seerosengrund ist es entlang der alten Verbindungsstraße nach Pulsberg kein Kilometer, bis zum Sabrodter See sind es gerade mal drei. Was könnte da besser verbinden als die Lausitzer Braunkohle, die Natur und vor allem die Menschen, die sich um Erhalt und touristische Wertschöpfung im Ehrenamt länderübergreifend bemühen?

Was würde der neue Rad- und Wanderweg den Touristen erschließen? An die Braunkohlevergangenheit von Terpe, die mit der Grube „Brigitta“ ihre Fortsetzung fand, wird mit einem Gedenkstein in der Dorfmitte erinnert. Vom Vereinshaus „Alter Konsum“ ausgehend werden entlang der Wanderwege Schautafeln zu den Themen Findlinge, Feldgehölze am Feldrain und Lebensräume in Weiher und Tümpeln informieren.

Dorfteich und Schulteich zeigen schon jetzt heimische Fauna und Flora am Wasser. Am Eingang zum Seerosengrund, so ist es vorgesehen, sollen Feuchtraumbiotope entstehen – als Ersatzmaßnahmen für Natur-Inanspruchnahmen beim Bau der B 97 n (womit die Finanzierung dieser Biotope gesichert ist). Weitere Ideen sind die Darstellung der Geschichte zu den Mühlen in und um Terpe, ein Märchenwald und die Umsetzung eines Dorfbackhauses aus Feldsteinen nach Terpe.

Der Seerosengrund muss baulich saniert werden, auch die dort befindlichen Holzskulpturen. In Spremberg gibt es drei Holzgestalter. Sägekunst wird in und um Terpe gefragt sein. Nicht allzu lange auf sich warten lassen soll der Naturlehrpfad „Spur der Steine“. Träger soll die Stadt Spremberg werden, die Vereine und Genossenschaften aus Terpe sowie der NABU sind zuverlässige Unterstützer und werden es auch bei der Realisierung sein. Der geschätzte Kostenumfang des Leaderprojektes beläuft sich auf etwa 40.000 Euro. In den Haushalt 2021 müsste die Stadt Spremberg die Kofinanzierung einbringen.