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Sächsische Justiz fasst Terrorverdächtigen von Paris

Ein Bosnier soll am Anschlag 2015 auf das „Bataclan“ beteiligt gewesen sein. Es gibt eine Verbindung zum Granatenfund Anfang des Jahres in Dresden.

Von Karin Schlottmann
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Zufallstreffer: Bundespolizisten fanden im Februar am Dresdner Hauptbahnhof in einem Auto mehrere Handgranaten.
Zufallstreffer: Bundespolizisten fanden im Februar am Dresdner Hauptbahnhof in einem Auto mehrere Handgranaten. © xcitepress/ce

Dresden. Spezialkräfte der GSG 9 der Bundespolizei sowie Beamte des Bundeskriminalamtes haben in der vorigen Woche einen 39-jährigen Bosnier festgenommen, der in Verbindung mit dem Terroranschlag in Paris stehen soll. Das teilte die Staatsanwaltschaft Dresden am Donnerstag mit. 

Bei dem blutigen Massaker islamistischer Terroristen am 13. November 2015 in der Konzerthalle „Bataclan“ in Paris sowie in Cafés und Restaurants waren insgesamt 130 Menschen ermordet worden, mehr als 350 erlitten schwere Verletzungen. Am Stade de France hatte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Es handelt sich um einen der schwersten Anschläge der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Europa.

Ausgangspunkt der Festnahme waren die Ermittlungen der Dresdner Staatsanwaltschaft gegen zwei mutmaßliche Waffenhändler, die der Polizei im Februar dieses Jahres mehr oder weniger zufällig ins Netz gegangen sind. Die beiden Bosnier, darunter ein zur Tatzeit Minderjähriger, hatten ihren Mercedes-Geländewagen am Dresdner Hauptbahnhof im Halteverbot abgestellt. Sie befanden sich offenbar auf der Durchreise.

Bundespolizisten, die die Männer für mögliche Schleuser hielten, durchsuchten den Wagen und fanden hinter der Kofferraumverkleidung eine geringe Menge Drogen sowie eine große Anzahl von Handgranaten. Die Polizei sprach damals von 17 Sprengkörpern. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der Fund der gefährlichen Gegenstände tatsächlich sehr viel größer war. Bei der Durchsuchung des Fahrzeugs hatte die Polizei den Bereich für mehrere Stunden abgesperrt.

Bei den Ermittlungen gegen diese beiden Beschuldigten stieß die Staatsanwaltschaft auf den Namen eines dritten Bosniers. Zunächst bestand der Verdacht, er sei an dem Handel mit Kriegswaffen beteiligt gewesen. Dazu fanden die Behörden bisher keine Belege. Allerdings fanden sie heraus, dass gegen ihn ein Europäischer Haftbefehl der belgischen Justiz vorlag. Der dortige Untersuchungsrichter wirft ihm Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Zusammenhang mit den schweren Anschlägen von Paris vor. Welche Rolle er genau bei den Attentaten gespielt haben soll, ist bisher nicht bekannt.

Nachdem die Staatsanwaltschaft Dresden und das Bundeskriminalamt seinen Wohnort herausgefunden hatten, nahmen GSG-9-Beamte Adis A. in der Nacht zum 20. Juni in der Wohnung einer Bekannten in Bad Dürrenberg (Sachsen-Anhalt) fest. Er wird demnächst nach Belgien ausgeliefert.

Die beiden Bosnier, die vor vier Monaten in Dresden mit einer Ladung Kriegswaffen im Fahrzeug gefasst wurden, sitzen seit ihrer Festnahme im Februar in Untersuchungshaft. Ihnen wird Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen. Mutmaßungen, die Handgranaten hätten bei einem konkreten Anschlag eingesetzt werden sollen, haben sich nicht bestätigt. Mit einer Anklage gegen sie wird in den nächsten Wochen gerechnet.