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Teure Kläranlage

Für Aufregung und Verwirrung sorgt dieser Tage eine Tabelle in den Abwasserunternehmen der Städte und Gemeinden. In der Tabelle sind die Schäden aufgelistet, die an der Gemeinschaftskläranlage Meißen-Zadel beim Hochwasser aufgetreten sind.

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Von Peter Redlich

Für Aufregung und Verwirrung sorgt dieser Tage eine Tabelle in den Abwasserunternehmen der Städte und Gemeinden. In der Tabelle sind die Schäden aufgelistet, die an der Gemeinschaftskläranlage Meißen-Zadel beim Hochwasser aufgetreten sind. Wer bezahlt das?

Saftige 5,8 Millionen Euro Schaden hat das Hochwasser an der Gemeinschaftskläranlage in Meißen- Zadel angerichtet. Und genau diese Summe steht in einer Tabelle, die den Schaden, anteilig nach der Kapitalbeteiligung an der Anlage, auf Meißen, Coswig, Radebeul, Weinböhla, Niederau, Diera-Zehren, Klipphausen und Taubenheim aufteilt. Radebeul beispielsweise hätte demnach 910 795 Euro für die Reparaturen aufzubringen, Meißen 2,18 Millionen Euro und Coswig, 1,78 Millionen Euro.

Zwar geht derzeit der Abwasserzweckverband von einer 90-prozentigen Förderung der Wiederaufbausumme aus. „Aber selbst wenn ein Zehntel hängen bleibt, muss das jemand bezahlen“, befürchtet Michael Viebig, Geschäftsführer der Radebeul Wasserversorgungs- und Stadtentwässerungs GmbH. Bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder die Stadtkämmerer der Gemeinden und Städte müssen die Summe in ihren Haushalten verarbeiten oder die Bürger bekommen eine Abwassergebührenerhöhung.

„Weder noch“, verspricht Hartmut Gottschling, Geschäftsführer der Abwasserzweckverband Gemeinschaftsanlage Meißen. Gottschling: „Zum einen gibt es Versicherungen. Zum anderen werden wir die Kosten aus eigener Kraft tragen.“ Doch das wiederum versteht Viebig nicht. Denn im Wirtschaftsplan des Abwasserzweckverbands für 2003 sind keine derartigen Mittel eingestellt. Viebig: „Und der Plan wurde so am 18. November bestätigt.“

Vorerst über die Runden mit einem Kassenkredit

Weniger sorgenvoll betrachtet Coswigs Betriebsleiter für Wasser und Abwasser, Jörg Morgenstern, die Angelegenheit: „Es gibt noch eine ganze Reihe von Ungewissheiten, die aber auf keinen Fall noch dieses Jahr auf uns zukommen. Erst nächstes Jahr wird feststehen, wie viel Förderung der Verband für die Reparaturen bekommt, und repariert wird noch mindestens bis zum Sommer 2003.“ Erst 2004 werde man genau auf die Noten schauen müssen, sagt Morgenstern. Die derzeitigen Kosten, so sieht es der Coswiger, würden über einen Kassenkredit gedeckt. Der treibe zwar die Zinsbelastung hoch, aber das sei vorübergehend das kleinere Übel. Eine Ansicht, die der Chef der Kläranlage ebenso betrachtet. „Die Gebühren gegenüber den Städten und Gemeinden werden nicht erhöht. Wir werden versuchen, die Kosten über die Betriebskosten und mittels eines Kassenkredites abzuwickeln.“ Frühestens Ende 2004 werde klar sichtbar, was wirklich bezahlt werden muss.

Das Klärwerk läuft vorerst noch immer im Notbetrieb. Gottschling: „Derzeit können wir die Anlage praktisch nur im Handbetrieb und mit wesentlich erhöhtem Aufwand fahren. Die elektronische Steuertechnik muss komplett erneuert werden.“ Und einige Firmen, die diese Technik anbieten, hätten Lieferzeiten, die weit ins Frühjahr reichen. Die Elektrotechnik der ersten Klärstraße werde Weihnachten wieder funktionsfähig sein, sagt der Geschäftsführer. Für die zweite Klärstraße hoffe man, dass sie Ende Januar 2003 wieder Abwasser reinigt. Mehr könne zurzeit keinesfalls gesagt werden.

Die gesamte Schlammbehandlungsstrecke der Kläranalage sei noch zugesetzt und müsse bis Jahresende gereinigt werden. Hartmut Gottschling: „Dann werden wir eine Begutachtung vornehmen und den ganzen Schaden bemessen können.“ Mindestens bis Sommer 2003 würden die Reparatur- und Erneuerungsarbeiten noch andauern.