Von Udo Lemke
Am Ende ist es so, dass uns die ganze Sache Kopfschmerzen bereitet“, erklärte Großenhains Oberbürgermeister Burkhard Müller (CDU) gestern bei der Vorstellung des Museumsprojektes für den Tag der Sachsen 2014. Die Kopfschmerzen rühren daher, dass die Stadt jede der beiden gestern im Museum Alte Lateinschule präsentierten Varianten mehr als drei Millionen Euro kosten würde.

In der ersten Variante würde das Gebäude der Alten Kelterei bis auf das erste Obergeschoss abgebrochen und ein Ersatzneubau entstehen (siehe Visualisierung), der etwa auf dem Grundriss des ehemaligen Marstalls stehen würde. Gesamtkosten; 5,62 Millionen Euro. Davon würden als Eigenanteil 3,280 Millionen Euro auf die Stadt Großenhain entfallen. Etwa 0,5 Millionen Euro könnten als Zuschuss des Freistaates für den Tag der Sachsen eingenommen werden. Zwar dürfte das Geld nicht direkt für ein neues Museum eingesetzt werden. Aber die Stadt könnte es für die Sanierung der Mittelschule Kupferberg verwenden und das dort eingeplante Geld in gleicher Höhe aus dem Stadthaushalt auf das Museum umlenken. Weitere 1,84 Millionen Euro erhofft sich die Stadtverwaltung aus Programmen zur Förderung der städtebaulichen Erneuerung.
In der zweiten Variante würde die Alte Kelterei mit in das neue Museum integriert. Gesamtkosten: 5,85 Millionen Euro. Abzüglich möglicher Förderungen müsste die Stadt einen Eigenanteil von knapp 3,43 Millionen Euro bezahlen. Das heißt, ein neues Museumsgebäude wäre billiger als die Einbeziehung der Alten Kelterei.
Der Grund: Die Raumstruktur und die Raumhöhen sind für ein modernes Museum nicht geeignet. Zudem gibt es teils von unten nach oben durchgehende Stahlträgersysteme, die heutigen Brandschutzbestimmungen nicht mehr genügend. Außerdem wurden erhebliche Feuchtigkeitsschäden an dem Gebäude festgestellt, wie Matthias Schmieder, im Rathaus für Kultur zuständig, erläuterte. Auf die Frage, ob die Alte Kelterei unter Denkmalpflegegesichtspunkten überhaupt abgerissen werden dürfte, erklärte OB Müller, dass ein informelles Gespräch mit der sächsischen Landeskonservatorin Rosemarie Pollack dies unter Auflagen möglich erscheinen habe lassen.
Der Oberbürgermeister betonte, dass ein wie auch immer geartetes neues Gebäude nicht nur den Bestand des jetzigen Museums Alte Lateinschule aufnehmen, sondern auch Raum für das Kulturzentrum Schloss bieten müsste. Denn dieses braucht dringend Abstellmöglichkeiten für Ausstattungsgegenstände, Küchengeräte, Technik sowie einen Müllraum und eine Hausmeisterwerkstatt. Insgesamt würde das Kulturschloss 368 m² Fläche benötigen. Für das Museum wären 800 bis 1 000 m² für die neue Dauerausstellung bzw. die Sonderausstellungen vorgesehen. Eingeschlossen wären darin etwa 80 m² für Objekte des Schulmuseums Wildenhain, das am alten Standort aufgegeben wird.
Variante eins, also ein Ersatzneubau, hätte eine bogenartige Dachkonstruktion mit drei vollen und zwei angeschnittenen Tonnenbögen. Er würde neben den Ausstellungsflächen auch zwei Seminarräume für museumspädagogische Angebote und die kleine Museumsbibliothek aufnehmen. In beiden Varianten sind 500 000 Euro für die Einrichtung einer neuen, zeitgemäßen Dauerausstellung eingeplant. „Heute muss ein Museum alle Sinne ansprechen und auch neue Medien mit einbeziehen“, insbesondere auch, um junges Publikum zu begeistern, erklärte Museumsleiter Jens Schulze-Forster. Die Sonderausstellungen sollten künftig neben stadtgeschichtlichen auch naturwissenschaftliche Themen betrachten, zudem Technik- und Militärgeschichte. „Es steckt noch sehr viel mehr in Großenhain, als bislang gezeigt wurde.“ Um all dies zu bewältigen, müsste das wissenschaftliche Personal des Museums aufgestockt werden. Das sei auch vorgesehen, erklärte OB Müller auf Nachfrage und verwies auf die Folgekosten des Museumsprojektes. Sie würden sich von jetzt rund 100 000 Euro im Jahr in beiden Varianten etwa verdoppeln. Verdoppeln sollte sich danach auch die Besucherzahl von derzeit 3 300 im Jahr.
Die Vorstellung des Projektes im Stadtrat sei auf ein zwiespältiges Echo gestoßen. Einerseits wurde es als sehr schön, interessant und verlockend empfunden, andererseits sahen die Stadträte die Kosten. „Wir sind in der Vergangenheit immer gut gefahren, wenn wir seriös geplant und kühlen Kopf bewahrt haben“, erklärte der OB. Deshalb soll auf der Stadtratssitzung am 22. März ein Arbeitskreis zum Thema gebildet werden. Und: „Wir wollen bis zum 3. Quartal eine Entscheidung treffen, ob das Museumsprojekt kommt, oder ob es nicht kommt.“