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Tharandter bauen neues Wolfs-Quartier

Die Heimstatt der Raubtiere in Moritzburg soll absolut ausbruchsicher sein.

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Von Jörg Stock

Bernd Richter hat kurze Elle. Gleich kriegt er Beton, sagt er. Acht Kubikmeter. Damit werden große, viereckige Holzschalungen ausgegossen. In den Blöcken, die mehr als einen Meter in die Tiefe reichen, stecken später die Stützen für den Zaun aus Holzbohlen. Auch unterirdische Sperren gibt es, Matten aus Stahlgeflecht. „Wir brauchen hundertprozentigen Schutz“, sagt Bernd Richter.

Wer die Fundamente betrachtet, die der Tharandter Bau- und Forstunternehmer unter den Stieleichen und Hainbuchen am Moritzburger Wildgehege installiert, der könnte meinen, dass mindestens ein Tyrannosaurus hier verwahrt werden soll. Mario Marsch feixt. So sind eben die Vorschriften, sagt er. Nach einem Marathon durch die Genehmigungsbehörden verwirklicht der Mann aus Kurort Hartha, Chef des Forstbezirks Dresden, jetzt die Vision vom neuen Wolfsquartier.

Im Wildgehege, das zum Forstbezirk gehört, wohnen bisher vier Wölfe in einem 0,2 Hektar großen Gelände. Dort wurden voriges Jahr drei Welpen geboren von denen zwei überlebten. Moritz und August – so heißen die beiden – sind inzwischen stattliche Jungs geworden. Noch tollen sie in einem vormaligen Luchs-Käfig umher. Doch das kann nur ein Provisorium sein, sagt Mario Marsch. „Sonst kriegen die noch einen Zoo-Koller.“

Die Lösung: Herrichtung des ehemaligen Saugatters an der Straße nach Berbisdorf zum neuen Wolfs-Domizil. Das Gelände ist etwa zwei Hektar groß, war aber Jahrzehnte nicht mehr mit Tieren besetzt. Die historischen Mauern aus Natursteinen sind zum Teil eingebrochen. Hier sollen nun insgesamt drei Teilgehege entstehen, dazu ein über Hochstege erreichbarer Info-Pavillon mit Aussichtsplattform. Kostenpunkt: etwa 800000 Euro.

Die Bauarbeiten liefen Ende 2008 an. Die Errichtung der Sperranlagen erledigt zum Gutteil der Tharandter Bernd Richter mit seinen Leuten. Eine wichtige Aufgabe – allein dafür sind etwa 280000 Euro veranschlagt. Wenn ein Wolf entkäme, zur besten Kaffeezeit in Moritzburg spazieren ginge – nicht auszudenken, sagt Mario Marsch. Er weiß, dass die Anwohner sensibel sind. „Alles, was wir tun, wird genauestens verfolgt“, berichtet er.

Doch sollen die Wölfe auch vor den Besuchern und sich selbst geschützt werden. Keiner kann vorhersagen, wie die Altwölfe auf die beiden jungen reagieren. Sollte es Konflikte im Rudel geben, können Tiere dann ohne Sichtkontakt zueinander in unterschiedlichen Gehege-Teilen untergebracht werden. Zwischen den Teilgehegen verläuft ein Zaun aus schweren Holzpalisaden. Deshalb die dicken Fundamente. Außen herum wird ein leichterer Metallgitterzaun stehen. Dort haben die Fundament-Würfel nur einen halben Meter Kantenlänge.

Die Zäune sollen 2,50 Meter hoch sein. Es gibt einen Übersteig-Schutz, denn Wölfe sind kletterfreudig. Einen Meter nach innen weisend sitzt die Sperre auf der Zaun-Oberkante. Wölfe buddeln auch gern, bis zu zwei Meter tief. Deshalb werden unterm Zaun besagte Stahlgitter eingegraben, immer zwei Stück zusammen und leicht versetzt. Dadurch entsteht ein noch dichteres Maschennetz von 15 mal sieben Zentimetern.

Bernd Richter freut sich, dass er am Wolfsquartier mitwirken kann. Öffentlichkeitswirksame Baustellen hatte der Tharandter bereits mehrfach. So war er nach der Flut im Rabenauer Grund tätig, baute an der Semmelsteig- und an der Arthur-Lohse-Brücke mit.

Hier in Moritzburg wird er noch bis Anfang Mai zu tun haben, schätzt er. Im selben Monat sollen nach Mario Marschs Wünschen schon die Wölfe einziehen und ihre neuen „vier Wände“ testen.