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Tharandter befragen ihre Bürgermeister-Kandidaten

Andrang beim SZ-Wahlforum. Offen blieb, wo die Stadt in sieben Jahren stehen will.

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Von Lars Kühl

Der große Saal im Vereinshaus Erbgericht in Kurort Hartha war rappelvoll. Die Sächsische Zeitung hatte am Dienstagabend zum Wahl-Forum eingeladen und die Tharandter zeigten, dass sie sich sehr für die bevorstehende Wahl am Sonntag interessieren. Die Stühle reichten kaum, auch die Tische am Rand waren besetzt.

An die 200 Gäste, darunter einige Stadträte und Politiker aus Freital, waren gespannt, wie sich die beiden Kandidaten für den Bürgermeisterposten, Amtsinhaber Silvio Ziesemer (parteilos) und Herausforderer Peter Antoniewski (CDU), schlagen würden. Der marode Zustand des Erbgerichts war nur eines von vielen Themen, die diskutiert wurden. Eine Sanierung stellten beiden Kandidaten in Aussicht.

Die Atmosphäre

Die von einigen befürchtete Schlammschlacht blieb aus. Domokos Szabo, redaktioneller Geschäftsführer der Redaktions- und Verlagsgesellschaft Freital-Pirna, in der auch die SZ-Lokalausgabe Freital erscheint, schnitt die wichtigsten Themen in der Forststadt von Tharandts Selbstständigkeit und der Bürgernähe über die Innenstadtgestaltung, den Umgang mit dem örtlichen Gewerbe bis hin zur touristischen Ausrichtung und der fehlenden Sporthalle an.

Beide Kandidaten antworteten meist nüchtern. Emotionen blieben außen vor, auch mit Schlagfertigkeit konnte keiner so richtig punkten. Dafür schienen sowohl Ziesemer als auch Antoniewski dem Anlass entsprechend gut vorbereitet. Aus dem Publikum gab es keine unsachlichen Zwischenrufe. Bei bestimmten Themen waren aufgrund des Spontanapplauses die Lager von Ziesemer und Antoniewski ziemlich deutlich auszumachen. Letzterer schien entweder mehr Besucher mobilisiert oder einfach mit seinen Antworten öfters den Bürgernerv getroffen zu haben.

Die Standpunkte

Gefragt, warum er denn weiter Bürgermeister sein will, antwortete Ziesemer: „Es ist eine Aufgabe, die mich erfüllt. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es vorwärtsgeht.“ Er habe den Eindruck, dass die Dankbarkeit aus der Bevölkerung spürbar sei.

Bei Antoniewski klang es pathetischer: „Tharandt ist meine Heimatstadt. Und meiner Heimatstadt fühle ich mich verpflichtet. Deshalb bewerbe ich mich.“ Das kam bei vielen Gästen gut an.

Die weitere Selbstständigkeit des Ortes spielte für beide Kandidaten, wie auch schon vorher mehrfach erklärt, eine herausragende Rolle. Immer unter dem Deckmäntelchen der Handlungsfähigkeit.

Ziesemer verwies zudem mehrfach auf das in seiner Amtszeit Erreichte – darunter vor allem neben der Verwaltungsmodernisierung und der Ausstattung der Feuerwehren der Bau des Kindergartens in Kurort Hartha – und das gerade Angeschobene wie die Sanierung des Akademieweges und der geplante Bau eines Sportsaales an der Grundschule Tharandt.

Bei Antoniewski spielte die Verbesserung der Bürgernähe und der Umgang mit dem örtlichen Gewerbe eine größere Rolle: „Wenn ich Bürgermeister bin, muss ich präsent sein.“

Die Zukunft

Wo Tharandt in sieben Jahren stehen wird, dazu ließen sich beide keine detaillierten Prognosen entlocken. Mit dem verabschiedeten Doppelhaushalt für die nächsten beiden Jahre – da waren sich beide Kandidaten einig – wurde vieles, was wichtig ist, bereits auf den Weg gebracht.

Während sich Ziesemer auf sein eingespieltes Verwaltungsteam berufen konnte („Ich kann Ihnen versichern, dass die Mitarbeiter hoch engagiert arbeiten.“), stellte Antoniewski einen Vergleich an: „Als neuer Kapitän kommt man auf ein Schiff, auf dem die Mannschaft schon da ist.“ Da müsse man seine Mitarbeiter erst kennenlernen, um deren Stärken zu fördern und die Schwächen abzubauen. „Aber vor allem miteinander reden.“

Die Nachbarn

Will man an der Selbstständigkeit festhalten, ist es umso wichtiger, den Umgang mit den Nachbarn zu verbessern. Ob Rad- oder Wanderwege oder Zusammenarbeit in der touristischen Vermarktung – viele Projekte funktionieren nur gemeinsam mit Freital, Wilsdruff und Dorfhain. Deshalb muss die Vernetzung stimmen, erklärt Antoniewski.

Dass Tharandt besonders in der Tourismusförderung Nachholbedarf hat, wurde auf dem Wahlforum nochmals deutlich. Begonnene Projekte wie die Gestaltung des Areals um den Schandfleck Deutsches Haus oder die Sanierung der Burgruine können Tharandt dabei – egal unter welchem Bürgermeister – nur gut tun.