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Theater-Projekt ebnet Weg für junge Leute

Flinken Schritts laufen die Jugendlichen über die kleine Probebühne im Burgtheater. Erst stampfen die Füße gleichmäßig auf den Boden, dann schleichen sie auf leisen Sohlen. „Schneller - und jetzt auf den Zehenspitzen.

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Flinken Schritts laufen die Jugendlichen über die kleine Probebühne im Burgtheater. Erst stampfen die Füße gleichmäßig auf den Boden, dann schleichen sie auf leisen Sohlen. „Schneller - und jetzt auf den Zehenspitzen. Vergesst nicht, Euch zu vernetzen“, spornt Heike Ostendorp ihre Mistreiter an und hebt selbst das Tempo. Unverzüglich reagieren die Mädchen und Jungen auf das Kommando der Schauspielerin, manchem huscht ein Lächeln über das Gesicht. Ein kleiner Schritt - schließlich beobachteten die neuen Teilnehmer des Bautzener Theaterprojekts dieses Geschehen vor drei Monaten noch mit ein bisschen Skepsis.

Erstes Projekt 2008

Damals, am 1. Dezember vergangenen Jahres, betritt der frische Jahrgang jugendlicher Langzeitarbeitsloser das neue, unbekannte Terrain auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“. Das erste Innovationsprojekt wurde im Juli 2008 mit der Theaterpremiere erfolgreich abgeschlossen. Das Konzept stammt vom Fachkräftenetzwerk Oberlausitz. Unterstützt wird es durch das Amt für Arbeit und Soziales sowie das Deutsch-Sorbische Volkstheater. Neben dem Theaterspiel an zwei Tagen stehen Bewerbungstraining und Praktika in Unternehmen und Institutionen auf dem Stundenplan der 18- bis 24-Jährigen aus dem Landkreis Bautzen.„Ich war von Anfang an begeistert“, sagt Isabel Janetz. Die 18-Jährige ist eine der 14 jungen ALG II-Empfänger, die nun gemeinsam mit Heike Ostendorp und Marcus Staiger ein neues Theaterstück - die Kabarettshow „Das Volk bin ich“ von Walter Brunhuber - einstudieren. Dafür trainieren sie ihre Szenen, mal einzeln, mal gemeinsam. Ganz oben auf der Agenda stehen gruppendynamische Arbeiten. Deshalb trennen sich jetzt die Wege der Schauspielschüler. Ein Teil geht auf die eine Seite der Bühne, der Rest positioniert sich gegenüber. Ein Ruf hallt durch den Raum, dann hebt der erste seine Hand und wirft einen imaginären Stein durch die Luft. Die Übung schult Körper und Stimme - und noch viel mehr. „Ziel ist es, das Selbstbewusstsein zu stärken, Engagement zu lernen und Perspektiven wieder zu sehen. Unser erster Jahrgang hat uns gezeigt, wie es funktionieren kann“, sagt Gabriele Winckler vom Fachkräftenetzwerk Oberlausitz. Mehr als die Hälfte der ebenfalls 14 Vorgänger haben sich auf einen neuen Weg begeben - mit einer Lehre, dem Abitur oder einem Berufswechsel.

Wie in eine Großfamilie

„Wir lernen, einen freien Kopf zu bekommen, Disziplin und Toleranz auch gegenüber Charakteren, die man vielleicht nicht mag. Es ist ein bisschen wie in einer Großfamilie“, sagt Isabel Janetz, während ihre Kollegen wie von fremder Hand geführt marionettenhaft zusammenklappen. Sie kann sich zurücklehnen. Bei der Roboter-Choreografie steht die Großdubrauerin nicht im Rampenlicht. Stattdessen wird sie als Putzfrau ins Geschehen eingreifen. Doch mehr wird an dieser Stelle nicht verraten. Premiere des Stücks ist am 25. Mai.