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Theatermacherin mit Faible für Geld

Barbara Hirsch hatte vor fünf Jahren eine Idee. Seither stehen junge Leute auf der Bühne. Und das finden sogar Schweizer toll.

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Von Heike Sabel

Barbara Hirsch sammelt Geld. Nicht als Numismatikerin, Bankerin oder besonders sparsame Frau. Im Gegenteil, sie gibt es gleich wieder aus. Barbara Hirsch sammelt Geld durch Preise und bei Stiftungen – für die Pirnaer Theatermacher. Am Sonnabend kamen wieder 3 000 Euro dazu. Es ist das Preisgeld für den Katharina-von-Bora-Preis, den die Wünschendorferin in Torgau für ihr Engagement erhielt.

Die vor fünf Jahren gegründeten Pirnaer Theatermacher sind ihre Idee. Unabhängig von Begabung und sozialem Hintergrund gibt der Verein Kindern und Jugendlichen mit Theaterarbeit eine Chance. Sie erarbeiten selbst Stücke und bringen sie auf die Bühne. Für manche ein Riesenschritt in ihrer Entwicklung. Das Mädchen, das von einer Pflegefamilie zur anderen gereicht wird, der kranke Junge, das Mädchen, das nicht Bus fahren konnte. Das sind die Bauch-Kinder, sagt Barbara Hirsch. Und wenn sie mit den Kopf-Kindern vom Gymnasium spielen, lernen beide voneinander. Sie alle bekommen ihren großen Auftritt, der am Ende Mittel zum Zweck ist.

Nach und nach spricht sich der Preis von Barbara Hirsch herum, erhält sie viele Gratulationen. Beherzt umarmt eine Freundin Barbara Hirsch auf der Straße und sagt „Herzlichen Glückwunsch, du hast es verdient“. Barbara Hirschs Mitstreiterin Imke Günther begrüßt sie mit: „Katharina Barbara“. Beide Frauen ulken: Das wird unser Jahr. Dabei ist das kein Ulk, denn die jetzige Auszeichnung ist nicht die erste in diesem Jahr.

Im April gab es den David-Schmidt-Sonderpreis „Asyl und Flüchtlingsarbeit“. Die 250 Euro fließen in das Tanzprojekt der Soroptimisten, das sie gemeinsam mit den Theatermachern realisieren. Das Projekt verbindet asylsuchende und nicht asylsuchenden Frauen und Kinder. Einen Monat zuvor war Barbara Hirsch zur Botschafterin des Verbundnetzes der Wärme ernannt worden. Auch das brachte Geld, aber nicht vordergründig.

Der bisher größte und wohl nicht so schnell zu toppende Coup ist die Förderung durch die schweizerische Stiftung Drosos. Ende vorigen Jahres gingen alle Förderungen zu Ende, wurden Verlängerungen abgelehnt. Barbara Hirsch war auf die Stiftung gestoßen und hatte geschrieben. Sie konnte nur gewinnen. Im November schickte sie ihren Brief ab, drei Tage später war der Beauftragte für Ostdeutschland schon in Pirna. Vor dem vielen Geld stand viel Arbeit, die nun weitergeht.

Dazu gehörte ein Gespräch des Stiftungsvertreters mit Theater machenden Kindern und Jugendlichen. Eine Frage: Was wäre, wenn es das Theater nicht mehr gäbe? Schweigen. Dann: „Da wäre die Woche traurig.“ Das bleibt ihnen nun erspart. Und es kann sogar eine Stelle für die Geschäftsführung ausgeschrieben werden. Räume auf der Barbiergasse bezog der Verein kürzlich schon. Vier Jahre Management-Begleitung gehören zur Förderung. Eine Spielstätte soll auch drin sein. Dazu gibt es bereits Absprachen mit der Stadt Pirna, sagt Barbara Hirsch. Pirna verspricht sich für nächstes Jahr ein „erstes Riesen-Theaterfest“. Zwei Tage mit allem Drum und Dran.

Lieber nicht gewinnen

Zunächst arbeitet ab September die Smiles-Gruppe, die älteste der Theatermacher, mit Flüchtlingen zusammen, unter Anleitung einer Sozialpädagogin. Ebenfalls im September startet eine neue Gruppe mit Viert- und Fünftklässlern, die mittwochs im Q 24 proben wird. Auch für das Bürgertheater mit Erwachsenen wird noch einmal Anlauf genommen.

Barbara Hirsch fiebert derweil ihrem nächsten Preis entgegen. Es ist der Deutsche Engagement-Preis. Nominiert ist sie schon, aber gewinnen will sie gar nicht. Denn der Sieger erhält 5 000 Euro. Die anderen stellen sich einem Publikumsvoting, dessen Gewinner 10 000 Euro erhält …