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Therapeuten mit Wuschelfell

Lutz und Doreen Mesabrowski bauen in Wehrsdorf eine Alpaka-Farm auf. Den Anstoß dazu gab eine Lebenskrise.

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© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Die Hektik bleibt draußen. Wird am Tor des weitläufigen Geheges abgelegt. Sonst gehen die Alpakas auf Abstand. Doch wenn man sich ruhig bewegt, kommen Arani, Malika, Grace und die anderen bald näher. Schauen neugierig mit ihren großen dunklen Kulleraugen. Lassen sich streicheln. Wie eine flauschig-weiche Decke fühlt sich ihr dichtes Fell an.

Alpakas sind eigentlich in den südamerikanischen Anden zu Hause. Seit einiger Zeit aber auch in Wehrsdorf. Dort bauen Doreen und Lutz Mesabrowski eine Farm auf. 16 Fellnasen – wie sie die Tiere liebevoll nennen – haben sie schon und ein Lama. Weitere sollen hinzukommen. Weiden und Stall sind für bis zu 40 Tiere ausgelegt. Hauptziel des neu gegründeten Landwirtschaftsbetriebes ist die Zucht. In Wehrsdorf geborene Tiere werden an Halter und andere Züchter verkauft. Außerdem bieten Mesabrowskis Wanderungen mit den Alpakas an und empfangen gern Besucher auf ihrer Farm. Ob Kindergeburtstag oder Hofführung – es gibt viele Möglichkeiten, den Alpakas nahezukommen. „Es ist spannend zu sehen, welchen Einfluss die Tiere durch ihr Wesen auf die Menschen haben“, sagt Doreen Mesabrowski. Vor allem beruhigend wirken sie.

Ruhig und friedlich

Lutz Mesabrowski bezeichnet den Umgang mit den Alpakas als seine Therapie. „Ich bin immer hektisch und jahrelang meinem Perfektionismus hinterhergerannt. Aber auf der Farm erlebe ich die Welt, wie Gott sie geschaffen hat; ruhig und friedlich. Das ist wunderbar“, sagt der 44-Jährige, der wie seine Frau gläubiger Christ ist. Zu den Tieren kam er durch eine Lebenskrise. Nach seinem zweiten Burn-out hatte er große Sorge, nicht mehr arbeiten zu können, fragte sich, wie sein Leben weitergehen soll, was ihm gut tut, was ihm wirklich wichtig ist. Beim Stöbern im Internet stieß er auf Alpakas und war sofort fasziniert. Während Krankschreibung und Kur las er sehr viel über die Tiere, sah sich dann mit seiner Frau bei Züchtern um. „Anfangs hatten wir nur an fünf Tiere zum Liebhaben gedacht“, erinnert sich Doreen Mesabrowski. Doch das Projekt wuchs schnell. Das Paar baute einen großen Stall, umzäunte Weiden. Vor 13 Monaten zogen die ersten Tiere ein. Dieses Jahr gab es auf der Farm schon vier Geburten.

Es gibt auch einen Hofladen

Das Unternehmen, das den Namen Graceland Alpakas Wehrsdorf trägt, führt Doreen Mesabrowski. „Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich mal ,Bäuerin’ werde“, sagt sie lachend, während sie den Stall mit frischem Heu ausstreut. In den Jahren davor hat sich die 43-Jährige hauptsächlich um die Familie gekümmert. Auch ihre Mutter pflegt sie. Da die beiden Töchter inzwischen 16 und 17 Jahre alt sind und zunehmend ihre eigenen Wege gehen, freut sich Doreen Mesabrowski über die neue Aufgabe. Ihr Mann packt nach seiner Arbeit in leitender Position bei der Firma Scherdel in Seifhennersdorf, die technische Federn für die Autoindustrie herstellt, auf der Farm mit an. „Das tut mir gut, erdet und ist für mich die beste Erholung“, schwärmt er.

Wer die Farm besucht, zu der Alpaka-Silhouetten aus Metall den Weg weisen, kann auch in einem kleinen Hofladen stöbern. Mützen, Schals, Socken und andere Produkte aus Alpaka-Wolle gibt es dort. Das Material stammt noch nicht von den Wehrsdorfer Tieren. Doch das soll sich ändern. Einmal im Jahr werden die Alpakas geschoren. Das Vlies, das dabei anfällt, ist viel weicher als Schafwolle. Je nach Qualität wird es zur Produktion von Bettdecken oder Wolle verwendet. „Man kann sich bei uns auch ein Tier aussuchen und sagen, aus dessen Fell möchte ich eine Zudecke haben“, erklärt Lutz Mesabrowski, während Arani, Grace und die anderen genüsslich Kraftfutter-Pellets aus seiner flachen Hand fressen. Entspannt steht er mit seiner Frau in der Abendsonne auf der Wiese zwischen den Alpakas; Stress und Hektik des Tages sind draußen vorm Tor geblieben.

Infos und Anmeldungen: Telefon: 035936 30557 oder

0170 3187289

www.gracelandalpacas.de