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Tiefflieger schocken Lohmener

Erneut haben zwei Tornados für Beschwerden gesorgt. Doch es gibt nicht nur Kritiker.

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© dpa

Von Carina Brestrich

Der Schock saß Sigrid Häsel noch lange in den Knochen: Nach dem Einkaufen hatte die Lohmenerin mit dem Fahrrad noch einen kurzen Abstecher zu ihrer Schwester in die Mühlstraße gemacht. „Wir standen draußen, unterhielten uns“, erzählt sie. Bis plötzlich ein donnerndes, lautes Geräusch die beiden unterbrach. In Bruchteilen von Sekunden waren zwei Tornados über die Köpfe der Damen gerauscht. „Ich bin ja sonst eigentlich nicht so empfindlich, aber das war so intensiv und laut“, erzählt sie. Reflexartig habe sie sofort ihre Hände schützend über den Kopf geworfen: „Ich dachte in dem Moment, über uns stürzt was ein“, erzählt Sigrid Häsel.

Zu Hause habe sie sich erst mal setzen und begreifen müssen, was passiert war: „Die waren so tief geflogen. Das hat einem einen richtigen Schreck eingejagt“, erinnert sie sich. Dass die Bundeswehr mit ihren Kampfflugzeugen hin und wieder übers Elbtal dröhnt, weiß sie aus Erfahrung. So wie dieses Mal habe sie das allerdings noch nie erlebt. „Man bekommt natürlich Angst. Was ist denn, wenn mal was passiert“, fragt sie.

Die Nationalparkverwaltung weiß von den neuerlichen Tieffliegern, die bei ihrem Flug auch über Bad Schandau gedonnert sind. Immer wieder ist das Landschaftsschutzgebiet Kulisse für die Trainingsflüge der Bundeswehr. Die Nationalparkverwaltung selbst ist darüber nicht begeistert. Denn der Lärm, den die Jets im Niedrigflug auslösen, störe die Tiere, verursache Stressreaktionen. Dagegen etwas unternehmen, kann die Nationalparkverwaltung allerdings nur bedingt. So könne sie Anwohner, die sich beschweren, nur an das für diese Fälle zuständige Luftfahrtamt der Bundeswehr verweisen, erklärt Jürgen Phoenix von der Nationalparkverwaltung. Darum habe die Bundeswehr sogar gebeten.

Die wiederum antwortet schnell auf eine Anfrage der SZ. So habe es sich bei dem Flug jetzt um einen Routineflug entlang der Grenze zu Tschechien gehandelt, sagt Hauptmann Maik Bugenhagen vom Luftfahrtamt der Bundeswehr. „Die Tornados flogen von Südwest nach Nordost über den Bereich Lohmen“, bestätigt er. Alle Vorschriften seien dabei eingehalten worden. Das habe die Auswertung der Flugplan- und Radardaten ergeben.

Ausnahmen genehmigt

„Die geringste Flughöhe lag bei 170 Metern über dem Grund, bei einer Geschwindigkeit von rund 740 Stundenkilometern“, erklärt der Sprecher des Luftfahrtamtes. Eigentlich hätten die beiden Maschinen noch tiefer fliegen können. Denn für den Flug lag eine Ausnahmegenehmigung vor, heißt es. Mit dieser dürfen Militärmaschinen für maximal 20 Minuten auf bis zu 150 Meter über dem Boden runtergehen. Ohne müssen die Kampfflugzeuge eine Mindesthöhe von 300 Metern einhalten. Kein Verständnis für die Kritik an den Tieffliegern hat Gunter Fichte aus Klingenberg. Er war bis 2013 selbst Jagdflieger und findet, dass die Flüge wichtig sind. „Es ist ja keine mutwillige Belästigung“, sagt er. Für ihn sei es eher ein beruhigendes Gefühl, dass zum Schutz der Gesellschaft trainiert werde. „Es ist bedauerlich, dass bei der ganzen Diskussion vergessen wird, wozu die Flüge eigentlich da sind“, sagt Fichte. Dass die Piloten die Vorschriften einhalten, werde bei jedem einzelnen Flug genau kontrolliert, etwa über den Flugschreiber oder spezielle Radarfallen. Obendrein dürfe man nicht vergessen: „Es waren Tornados, die beim Elbehochwasser 2002 schnell, sicher und präzise Luftbilder lieferten, um etwa politische Entscheidungen zu treffen.“

Das Luftfahrtamt der Bundeswehr bittet darum, sich für Beschwerden oder Fragen an die Informationszentrale zu wenden: 0800 8620730, oder per E-Mail an:

[email protected]