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Tiefschlag beim Blauen Wunder

Da die Zuschüsse vom Freistaat für die Fußweg-Sanierung nicht kommen, bezahlt die Stadt den Großauftrag allein. 

Von Peter Hilbert
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Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz auf dem Brückenfußweg, der saniert wird. Er ist betroffen, dass der Freistaat die Stadt auf den Kosten für die Arbeiten sitzenlässt und nichts zuschießt.
Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz auf dem Brückenfußweg, der saniert wird. Er ist betroffen, dass der Freistaat die Stadt auf den Kosten für die Arbeiten sitzenlässt und nichts zuschießt. © Peter Hilbert

Die Stadt drängt darauf, dass das altehrwürdige Blaue Wunder saniert wird. Schließlich ist dieses Dresdner Wahrzeichen bereits über 125 Jahre alt. Bis 2015 war der elbaufwärts liegende Weg instand gesetzt worden. Seit Mitte März wird nun das elbabwärts liegende Pendant saniert.

Begonnen wurde damit, obwohl der Freistaat die Fördermittel für das 1,2-Millionen-Euro-Projekt noch nicht bestätigt hatte. Für vorangegangene Arbeiten am Blauen Wunder waren Zuschüsse von bis zu 90 Prozent geflossen. Bis heute hat die Stadt noch keinen Förderbescheid bekommen, erklärte am Donnerstag Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) bei einem Vor-Ort-Termin. „Es ist uns sehr wichtig, mit der Sanierung des Blauen Wunders voranzukommen, um vor dem Winter mit diesem Bauabschnitt fertig zu werden“, erläuterte er. Deshalb nehme die Stadt das Risiko auf sich, den Fußwegbau vorerst aus eigener Tasche zu bezahlen. „Natürlich hoffen wir noch auf eine Förderung“, sagt der Bauchef.


Fällt eine Spur dauerhaft weg?

So einen Tiefschlag beim Blauen Wunder musste die Stadt bereits Anfang vergangenen Jahres verkraften – allerdings aus einem anderen Grund. Damals war bereits klar, dass im April 2018 Stahlbauer anrücken sollen, um die Stahlkonstruktion instand zu setzen. Doch der Baustart platzte, da die Rechnung der Stadt nicht aufging. Auf die öffentliche Ausschreibung hatten sich nur zwei Firmen gemeldet, deren Angebote aber nicht den Bedingungen entsprachen. Zudem war der dreifache Preis von dem verlangt worden, was die Stadt kalkuliert hatte. Also mussten die Arbeiten verschoben werden. Jetzt kommt zuerst der zweite Fußweg an die Reihe.

© Peter Hilbert

Der alte Gussasphaltbelag ist abgebrochen. Derzeit wird ein Hängegerüst am Fußweg angebaut, da auch die Stahlkonstruktion instand gesetzt werden muss und zudem frische Farbe erhält, erklärt Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz. Verhüllt wird das Gerüst mit zwei Lagen weißer Planen, um die Umgebung zu schützen. Denn bei den Trenn-, Strahl- und Anstricharbeiten darf nichts in die Elbe oder auf die Elbwiesen fallen, die unter Schutz stehen. Zudem dient die doppelte Hülle als Lärmschutz. Bei den Arbeiten werden auch die Geländer instand gesetzt. Sie erhalten einen frischen Anstrich. Die Farbe hat den Blauton, den die Brücke bereits bei der Eröffnung 1893 hatte. Bei Untersuchungen waren Partikel dieser Farbe auf der Stahlkonstruktion gefunden worden. Quadratische Musterflächen Farbe sind am Blasewitzer Brückenende zu sehen.

Der Fußweg bekommt wie zuvor eine feste, wasserdichte Schicht Gussasphalt. Vor Weihnachten soll die Sanierung des Fußwegs abgeschlossen werden.

Obwohl sich Koettnitz bald von seinem Posten verabschieden muss und das Schulverwaltungsamt übernimmt, drängt er darauf, dass die Sanierung des Blauen Wunders zügig weitergeht. „Dieses einzigartige Bauwerk müssen wir so lange wie möglich erhalten.“ Die komplette Instandsetzung wird sich aber bis 2030 hinziehen. Dafür sind über 40 Millionen Euro nötig. Ohne Förderung des Freistaats ist das aber nicht möglich, stellt der Amtschef klar.

Bereits jetzt wird der nächste Schritt vorbereitet. Schließlich hofft die Stadt, dass 2020 die kombinierten Stahlbau- und Rostschutzarbeiten beginnen können, die mindestens dreieinhalb Jahre dauern. Während dieser Zeit fällt eine Fahrspur auf dem Blauen Wunder weg. „Wir werden sehen, ob und wie das funktioniert“, sagt der Baubürgermeister. Entschieden werden soll dann, ob dauerhaft eine Fahrspur wegfällt oder eben nicht.

© Peter Hilbert