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Tierheim päppelt geschmuggelte Hunde auf

Bundespolizisten finden die Tiere bei einer Kontrolle auf der A 17. Der Transporteur lügt die Beamten nur an.

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Von Daniel Förster

Das Tierheim Pirna-Krietzschwitz hat unerwartet Zuwachs bekommen: Zehn kleine Hundebabys, Welpen der Rassen Mops, American Staffordshire und Spitz, bevölkern jetzt zusätzlich die Auffangstation. Sie alle eint ein gemeinsames Schicksal: Die Vierbeiner sind eigentlich noch viel zu jung, um allein lebensfähig zu sein. Der Tierschutzverein Pirna hat sich nun ihrer angenommen und päppelt die Welpen behutsam und mit viel Liebe auf.

Wenngleich die Tiere vorerst versorgt und behütet sind, ist der Grund für den Aufenthalt im Tierheim traurig: Offenbar sind die Kleinen viel zu früh von ihren Müttern getrennt worden, um sie ins Ausland zu schmuggeln und dort zu verkaufen. Bundespolizisten hatten diesen ungewöhnlichen Fund gemacht. Als sie auf der A 17 bei Breitenau einen Ford mit schwedischen Kennzeichen kontrollierten, fanden sie die zehn Hunde – eingesperrt in Kisten.

Auf Nachfrage der Beamten behauptete der Fahrer, ein 38-jähriger Mann aus Ungarn, dass alle Welpen alt genug wären, um von der Mutter getrennt zu werden. Zudem seien die Tiere geimpft und mit einem Chip versehen. Allerdings konnte der Mann nur acht ungarische Impfpässe vorlegen. Es stellte sich heraus, dass der Mann die Bundespolizisten angelogen hatte.

Als die Beamten die Hunde näher betrachteten, stellten sie fest, dass die Welpen unter zwölf Wochen alt sind – das Alter, bis zu dem sie mindestens bei der Mutter bleiben müssen. Zudem besaß nicht einer der Hunde einen Chip, auch bei den Nummern in den Impfpässen wurden Unstimmigkeiten festgestellt. Noch am selben Abend kamen die Hunde ins Tierheim.

Dort werden sie nun rund um die Uhr betreut. „Sie brauchen ganz viel Nestwärme“, sagt Regina Walther, Vorsitzende des Tierschutzvereins Pirna und Umgebung. Weil das Muttertier fehlt, müssten die Kleinen nun alles von den Menschen lernen.

Da die Tiere zudem nicht geimpft waren, weiß niemand, welche Krankheiten möglicherweise in ihnen stecken. „Viele von diesen Hunden sterben nach einem Vierteljahr oder leiden ein Leben lang an Krankheiten“, sagt Regina Walther.

Derartige Schmuggelfälle sind ihr nicht unbekannt: Solche kleinen Welpen würden oft gleich aus dem Kofferraum heraus verkauft, für 400 bis 500 Euro das Tier, das sei preiswerter als vom Züchter, wo sie oft das Doppelte kosten. Die Vereinschefin ist entsetzt darüber, dass wegen dieser Gier Hundemütter nur noch als Gebärmaschinen missbraucht und Hundefamilien viel zu früh auseinandergerissen würden. „Das ist doch ein enormer Stress für die Hundemutter und ihre Welpen“, schimpft sie.

Regina Walther appelliert daher an die Vernunft der Tierliebhaber, niemals solche viel zu jungen Tiere zu kaufen, das vergrößere nur das Leid der Welpen. Für jedes verkaufte Hundebaby würden zehn neue gezüchtet, teilweise unter erbärmlichen Bedingungen, um sie dann ohne ausreichend Wasser und Futter eingepfercht zu den potenziellen Käufern zu bringen.

Im aktuellen Fall ergab die Kontrolle des Amtstierarztes erstaunlicherweise, dass die Tiere einen recht guten Gesundheitszustand hatten. Lediglich eines musste mit Medikamenten versorgt werden. Der Ungar erhielt eine Anzeige wegen Verstoßes gegen die Tierschutzverordnung.

www.tierheim-pirna.de