Von Peter Anderson
Die Visitenkarte von Mario Aßmann verwirrt. Leiter des Tierschutzcentrums Meißen der Aktion Tier sei er, ist darauf groß zu lesen. Kleingedruckt steht ein Stück abgesetzt „Tierheim Meißen Winkwitz e.V.“ darunter.
Internet-Bloggerin Karin Burger aus Baden-Württemberg sieht darin ein Prinzip. In mehreren Beiträgen auf ihrer Internet-Seite www.doggennetz.de hat sie sich jüngst mit dem Tierschutzcentrum in Meißen beschäftigt. „Die meisten Leute wissen nicht, dass die Aktion Tier kein gemeinnütziger Verein ist“, sagt Karin Burger. Die Aktion Tier könne dadurch nicht die gleichen steuerlichen Vorteile in Anspruch nehmen wie gemeinnützige Vereine. Um diesen Nachteil auszugleichen, arbeite sie mit als gemeinnützig anerkannten Vereinen wie dem Tierheim Meißen-Winkwitz zusammen. Über die Hintertür profitiere sie von deren Spendengeldern. Verschiedene Seiten wie die Stiftung Warentest oder das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen verurteilen das als unseriös.
Als jüngstes Beispiel für diese „Masche“ verweist Katrin Burger auf die Übernahme des Tierheims Zossen bei Berlin durch Mitarbeiter der Aktion Tier. Der Leiter des Tierschutzcentrums in Winkwitz Mario Aßmann habe sich zum Vorsitzenden des Zossener Tierheim-Vereins wählen lassen und sofort eine Satzungsänderung durchgedrückt. Sollte sich der Verein auflösen, würde sein Vermögen demnach an die Aktion Tier fallen.
Winkwitzer wollten einfach helfen
Mario Aßmann kann über diese Vorwürfe nur den Kopf schütteln. Karin Burger wirft er eine Hetzkampagne gegen sein Tierheim und dessen Betreiberverein vor. „Parallel zu Winkwitz habe ich Zossen mit aufgebaut“, sagt Aßmann. Durch Querelen zwischen den Mitgliedern sei der dortige Verein der Tierfreunde „Schützende Hand“ e. V. in eine schwierige Lage geraten. Um die Arbeit der Mitglieder und Helfer zu bewahren, habe er den Vorsitz übernommen, so Aßmann. Als falsch bezeichnet er die Aussage von Karin Burger, in der Satzung werde die Aktion Tier begünstigt. Das stimme einfach nicht.
Tatsächlich erscheint der Vorwurf nicht wirklich plausibel. So sieht die Satzung des stark von der Aktion Tier unterstützten Tierheims in Winkwitz vor, dass dessen Vermögen im Falle der Auflösung an die Stadt Meißen fällt. Von einer „Masche“ der Aktion Tier kann daher kaum die Rede sein. Mario Aßmann verweist darauf, dass die Bereiche des gemeinnützigen Winkwitzer Tierheimvereins und der Aktion Tier strikt getrennt seien. „Wir profitieren von der bundesweit agierenden Aktion Tier und nicht diese von uns“, sagt er. Der in Berlin beheimatete Verein zahle die Gehälter der fest angestellten Mitarbeiter in Meißen. Nur mit dieser Hilfe habe der Standort Winkwitz über die Jahre hinweg stetig ausgebaut und modernisiert werden können. Allein mit Spendengeldern und den sparsamen Zuweisungen der Kommunen hätte dies nicht realisiert werden können, sagt der Leiter des Tierheims.
Finanzamt sieht keine Probleme
Bestätigt wird Aßmanns Position durch die Amtsvorsteherin des Finanzamtes Meißen Bettina Krimmel. „Wenn Mitarbeiter eines gemeinnützigen Vereines von einem nicht gemeinnützigen Verein mitbezahlt werden, hat dies isoliert betrachtet keine negativen Folgen für die Gemeinnützigkeit des Vereines“, schreibt die Behördenleiterin auf SZ-Anfrage. Anders wäre es, wenn Mittel des gemeinnützigen Vereines für Aktionen des nicht gemeinnützigen Vereines verwendet werden würden.
Die Amtsvorsteherin rät allerdings dazu, die Aktivitäten zwischen gemeinnützigem Verein und nicht gemeinnützigem Verein deutlich zu trennen. Seien diese zu eng verwoben, müsste im Einzelfall gesondert geprüft werden, ob das steuerrechtlich ein Problem darstellen könne.