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Tierische Problembürger

In Kromlau und Gablenz gibt es einige Besorgnisse. Sie fordern Gemeinde und Experten gleichermaßen.

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Bald soll die Sanierung der Rakotzbrücke starten. Doch in dem bogenförmigen Bauwerk aus Basaltsteinen wiesen Experten der Unteren Naturschutzbehörde bei Untersuchungen das Vorkommen von Fledermäusen nach.
Bald soll die Sanierung der Rakotzbrücke starten. Doch in dem bogenförmigen Bauwerk aus Basaltsteinen wiesen Experten der Unteren Naturschutzbehörde bei Untersuchungen das Vorkommen von Fledermäusen nach. © Archivfoto: Sabine Larbig

Von Sabine Larbig

Kromlau/Gablenz. Seit Monaten wird das Wahrzeichen des Kromlauer Parks, das Rakotz-Ensemble, saniert. Schon bald sollen die Arbeiten an der Bogenbrücke starten. Doch nun haben sich ungeahnte Schwierigkeiten ergeben: in der Brücke wohnen Fledermäuse.

Dass die nachtaktiven Tiere zwischen den Basaltsteinen leben, ergaben Expertenuntersuchungen vor Ort. Dabei wurde Kot entdeckt und ein Tier gesichtet. Da Fledermäuse geschützt sind, müssen ihre Quartiere erhalten werden.

Fledermäuse in der Rakotzbrücke

Eine Auflage der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Görlitz liegt der Gemeinde Gablenz bereits vor. „Wir müssen eine Kammer im Brückenkörper so sanieren, dass die Tiere dadurch jederzeit in ihre Quartiere raus- und reinkommen“, erläuterte Bürgermeister Dietmar Noack jüngst in der Gemeinderatssitzung. Wenn das erledigt sei, würden Kammer und Quartier vom Fledermausexperten des Kreises kontrolliert – so wie später auch kontinuierlich der Fledermausbestand.

Der gesetzlich festgelegte Schutz der Tiere durch Erhalt ihrer Quartiere kostet die Gemeinde rund 5 000 Euro. Eine Zusatzausgabe, der die Räte mehrheitlich zustimmten. Und noch etwas Ungewöhnliches fanden die Fledermausexperten bei ihrer sorgfältigen Kontrolle: einen Geocaching-Punkt auf der Rakotzbrücke. „Dort sind wegen der Sanierungsarbeiten schon 200 Leute rumgelaufen. Doch keiner hatte ihn entdeckt“, verkündete Noack erheitert.

Wildschweine im Park

Weniger erfreulich sind dagegen weitere tierische Probleme der Gemeinde, bei denen der Kromlauer Park einen Schwerpunkt bildet. Hier gibt es Füchse, Marder, Waschbären, Rehe und vor allem viele Wildschweine. Die Rotten zerwühlen seit Jahren riesige Flächen im rund 200 Hektar großen Park. Da er seiner Größe wegen nicht einzäunbar ist und in dem öffentlichen Gelände mit Wander- und Reitwegen die Jäger aus Sicherheitsgründen auch nicht ohne Weiteres die Tiere schießen dürfen, waren und sind die Wildschweine eine Plage. Gesetzt wird im Park daher auf große Treibjagden sowie punktuell errichtete (Matten-)Zäune, die unter anderem Einrichtungen und Bauwerke vor der Zerstörungswut der Tiere schützen.

Borkenkäfer in den Bäumen

Im Gemeindegebiet aufgetreten ist ebenfalls der Borkenkäfer. Um ihn und seine weitere Verbreitung zu bekämpfen, mussten bereits viele Bäume gefällt werden. Beispielsweise im Bereich Puschkina oder Gora in Gablenz, am Seeweg und im Kromlauer Park. Die gefällten Bäume werden beim Oktoberfest-Feuer verbrannt, um Käfer und Larven zu vernichten. „Wir planen zudem eine Begehung im Gemeindegebiet, um weitere Schäden festzustellen und entsprechende Schritte festzulegen“, erklärte Bürgermeister Dietmar Noack in der jüngsten Ratssitzung.

Biber an der Räderschnitza

Als größte tierische Problembürger stellen sich in der Gemeinde allerdings die Biber dar. Die, wie die Fledermäuse, durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützten Tiere fühlen sich seit einigen Jahren besonders in der Ortsmitte von Gablenz wohl. Dort, an der Lusche entlang der Räderschnitza, fällen die Biber nicht nur Bäume, deren Rinde und Blätter sie abfressen, sondern bauen mit dem Holz ihre Burgen im Teich und stauen den Bach Räderschnitza. Schon lange beschäftigt der Umgang mit den Bibern die Anwohner, die Gemeinde und die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises. Daher legte die Behörde der Gemeindeverwaltung nun einen mehrseitigen Entwurf für einen Bescheid vor, in dem festgelegt wird, wie künftig mit dem Biber in Gablenz umgegangen werden soll.

Fest steht: Die Biber sollen an die Neiße, in unbesiedelte Gebiete, umziehen. Wie und wann dies passieren soll, darüber wird in der kommenden Woche bei einem Vor-Ort-Termin von Vertretern der Gemeinde und des Bibermanagements des Landkreises gesprochen und beraten.

Hilfe bei tierischen Problemen nötig

Zur Sprache kommen sollen dabei weitere mit dem Biber verbundene Schwierigkeiten, da der Bescheid noch nicht rechtskräftig ist und Änderungen möglich sind. Die hält Bürgermeister Dietmar Noack wegen der umfangreichen, zeitlich begrenzten und schwer umzusetzenden Festlegungen für wichtig. Zu klären sei beispielsweise, ob das Wasser vom Bibergewässer Lusche abzulassen ist – was längere Zeit dauert – oder von der Feuerwehr abgesaugt werden kann. Wissen wollen die Gablenzer ebenfalls, wie Gänge verschlossen und Bauten präpariert werden müssen, damit sie keine neuen Biber anziehen. Noch unklar sei, laut Noack, auch, wer die Tiere für die Umsiedlung fängt und mit welcher Methode. „Wir haben dafür keine Leute“, machte der Bürgermeister in der öffentlichen Ratssitzung ebenso unmissverständlich klar wie die Tatsache, dass Biberumsiedlung und Auflagen teuer werden. Die Gemeinde benötige Fördermittel, weil das Projekt nicht im Haushalt zu stemmen sei. Auch Frank Hoffmann, Rat und Mitglied des Technischen Ausschusses, meint: „Ohne fachliche Hilfe sind die Aufgaben unlösbar.“