Tierpark Meißen vorerst gerettet

Meißen. Fünf Monate hat der Betreiber des Meißner Tierparks Heiko Drechsler eigenen Angaben zufolge auf ein Lebenszeichen der Stadtverwaltung und kommunale Unterstützung gewartet. Im Dezember vergangenen Jahres war ein Gesprächstermin mit Stadträten aufgrund unklarer Absprachen geplatzt. Seitdem ist nichts passiert.
Zwischenrein sah es düster für den Enthusiasten aus. Ursprünglich hätte es schon im März wieder losgehen sollen. Doch dann kam die Corona-Krise. Der Verdienstausfall über insgesamt acht Monate seit dem September vergangenen Jahres hinweg machte dem Dresdner große Sorgen. In normalen Jahren hätte er jetzt mit den Einnahmen über Ostern und dem 1. Mai das Minus aus den traditionell ausfallenden Wintermonaten halbwegs ausgeglichen. Doch aufgrund der Corona-Krise fiel dieses Geschäft komplett weg.
Normalerweise bräuchte es sechs Hände, um den privaten Tierpark zu betreiben. Doch nach Jahren des Streits hat die Stadt ihre finanzielle Hilfe für die Freizeiteinrichtung eingestellt. Von den Behörden geschickte Mitarbeiter erweisen sich oftmals als unzuverlässig.
Nachdem fünf Monate kein Anruf aus dem Rathaus kam, hat der Dresdner Tierpfleger jetzt ein Entschluss gefasst und frühere Pläne revidiert: "Ich kämpfe auch ohne die Stadt weiter", sagte er am Mittwochmittag in einem Telefongespräch der Meißner SZ-Redaktion.
Mut und Hoffnung würde ihm die Hilfe von Landwirten aus dem weiteren Umkreis geben. So habe er fünf Tonnen Getreide und zusätzlich Heu als Spenden erhalten. Der Mitbegründer der Bürgerinitiative "Meißen kann mehr" Walter Hannot sagte Drechsler zufolge zu, mit Helfern die Koppeln zu erneuern und bei finanziellen Engpässen einzuspringen. Eine Dresdner Sanitärfirma wolle kostenlos die Gehege instand setzen. Dank dieser Angebote hoffe er, die Anlage auch ohne kommunale Unterstützung über den Winter bringen zu können, sagt der Tierparkchef.
Über Umwege will er von Plänen der Stadt erfahren haben, den Tierpark Siebeneichen in Zukunft mit Kosten von rund 100.000 Euro ohne ihn als Betreiber weiterzuführen. In einem Ideenwettbewerb waren verschiedene Szenarien durchgespielt worden. Eine Entscheidung steht noch aus.
Über solche Ideen kann Drechsler nur den Kopf schütteln. Tiere und Gehege sind sein Eigentum. Staatliche Tierparks sind ein schwieriges Geschäft. Das zeigen die Beispiele Riesa sowie das Wildgehege Moritzburg. "Man würde viel preiswerter kommen, wenn man mir die jährlichen 60.000 Euro für zwei Teilzeitkräfte zahlen würde", sagt Drechsler.
Um den Arbeitsaufwand zu reduzieren, möchte der Einzelkämpfer den Tierpark in den nächsten Wochen leicht "abspecken", wie er selbst sagt. Die Attraktionen wie die Kängurus würden natürlich bleiben. Bei den Schafen, Eseln und Ziegen - welchen ein großen Arbeitsaufwand verursachen - überlege er, die Gehege zusammenzulegen und den Bestand abzubauen.