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Tischlerei Arlt baut Regale und Designermöbel für Dresden

Görlitz. Seit 50 Jahren werden ganz individuelle Küchen, Schlafzimmer, Türen und vielesmehr angefertigt.

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Von Ingo Kramer

Auf die gelbe Bandsäge mit der Aufschrift „Made in Bulgaria“ ist Hans-Werner Arlt gar nicht gut zu sprechen. „Zehn Jahre und mehr musste man zu DDR-Zeiten auf neue Maschinen warten“, sagt der Tischlermeister vom Nikolaigraben. Heute sei die Säge von 1986 längst überholt und diene vor allem zum Feuerholzschneiden.

An den anderen Maschinen der Tischlerei Arlt hingegen wird präzise gearbeitet. Hier entstehen keine Serienprodukte, sondern individuelle Einrichtungen, darunter auch viele Designermöbel für Kunden in Dresden und anderswo. „Die entwerfe ich gemeinsam mit den Kunden“, erklärt Juniorchef Silvio Arlt.

Schlankes Design ist gefragt

Im Moment wollen die Leute vor allem ein schlankes, schlichtes Design und Materialkombinationen aus Holz, Stein, Edelstahl und Glas. Auch farbige Gestaltungen mit sogenannten MDF-Platten sind angesagt. Die sehen ein bisschen aus wie Spanplatten, sind aber homogener. Doch die Tischlerei Arlt baut nicht nur Möbel, sondern ist seit jeher auch im Innenausbau tätig. Dazu gehören Türen, Treppen, Fußböden und Decken. „Jeder von uns drei Meistern hat sein Spezialgebiet“, so Silvio Arlt. Während er Küchen und andere Möbel baut und Matthias Pabst sich vor allem mit dem Türenbau befasst, ist der Seniorchef für Reparaturen und „alles, was sonst noch anfällt“ zuständig. Die Aufgabenteilung macht Sinn, denn so muss sich nicht jeder Meister in jeden Auftrag hineindenken, und auch der Kunde hat einen konstanten Ansprechpartner.

Die Möbelstücke durchlaufen in ihrer Entstehung nacheinander die beiden Etagen der Tischlerei. In dieser Woche etwa ist Silvio Arlt mit einem Echtholz-Regal für die Dachschräge in einem Görlitzer Wohnhaus beschäftigt. Im kühlen, grauen Maschinenraum hat er zunächst den Zuschnitt erledigt und die Bretter auf die richtige Stärke gehobelt. „Sie müssen alle gleich dick sein“, sagt der 38-Jährige. Danach hat er die Bretter über die breite Treppe ins Obergeschoss gebracht. Einen Aufzug gibt es nicht – oben aber dafür einen großen, hellen Werkstatt-raum für die Feinarbeit. Auf dem Parkett des früheren Saales der Gaststätte „Goldener Löwe“ steht hier nicht nur die Bandsäge aus Bulgarien, sondern auch die alten Hobelbänke aus Großvaters Zeiten und ein paar moderne Maschinen.

Hier arbeitet Silvio Arlt weiter am Regal, für das er nach den Kundenwünschen eine Zeichnung gefertigt hat. Zunächst werden die Platten geschliffen. „Bevor es schließlich zusammengebaut werden kann, muss noch die Oberfläche gewachst werden“, erklärt er. Bis zum Wochenende soll das Regal fertig gestellt und ausgeliefert werden.

Doch nicht alles ist so einfach wie ein Regal. Auf ein paar Spezialanfertigungen sind die Arlts noch heute stolz. Die gesamte Inneneinrichtung für das Café Kränzel in der Neißstraße haben sie hergestellt, aber auch Holzjalousien für Einfamilienhäuser in der Rothenburger Straße, Türen und Küche für das nahe gelegene Hotel „Zum Hothertor“ und zuletzt gemeinsam mit der Drechslerei Kiehle die Storchis für den Görlitzer Tierpark.

Neuer Aufschwung ist da

Nach einem Aufschwung bei Sanierungsarbeiten in den 1990ern, einem anschließenden Einbruch dieses Bereiches und schließlich einigen Jahren der Konstanz ist 2007 für die Tischlerei Arlt das erste Jahr eines neuen Aufschwungs. „Zu dritt haben wir gut zu tun, und die Wartezeiten liegen jetzt bei sechs bis acht Wochen“, sagt der Seniorchef. Nun überlegt er, jemanden einzustellen. Das aber ist noch nicht entschieden.

Außerdem gibt es bald einen Führungswechsel. Hans-Werner Arlt wird in anderthalb Jahren 65. Dann gibt er das Ruder an den Sohn ab, und die Familientradition geht im 97. Firmenjahr in die vierte Generation. So viele Jahre wird die gelbe Säge wohl nicht schaffen.