Titelverteidiger machen sich nicht zum Affen

Radeburg. Der große Karnevalsumzug durch die Radeburger Straßen ist zweifelsohne der Höhepunkt der närrischen Saison in der Faschingshochburg. Die Ausklangveranstaltung im „Hirsch“ am Faschingsdienstag wird von den Umzugsteilnehmern indes mit nicht viel weniger Spannung erwartet. Schließlich werden bei dieser die von der Jury während des Umzugs ermittelten Platzierungen der Gruppen bekannt gegeben.
Angesichts der vielen aufwendig und fantasievoll gestalteten Bilder eine eigentlich nur schwer lösbare Aufgabe. Und so hat in den vergangenen Jahren manche Entscheidung durchaus Widerspruch hervorgerufen. Zwar investiert keine Gruppe Zeit und Geld, um bei der Wertung gut abzuschneiden, Anerkennung und Ansporn sind vordere Plätze aber allemal.
Am Sonntag waren wieder viele Anwärter auf die begehrten Podestplätze zu sehen gewesen: ob nun die Seepferde der Gruppe von Conny Ottlinger, das Schlaraffenland der Frauen und Männer um Holger Prochaska, die Steampunks von Jens Meister, das (T)Raumschiff der Besatzung um Markus Nicklich, die leuchtenden Quallen der Gruppe Lothar Lucke, die Weltreisenden um Raiko Richter oder die Affen von der Insel des Schreckens des Vorjahressiegers Michael Mösch, um einige zu nennen. Sie alle hatten das Kreuzfahrt-Motto der Saison aufgegriffen und umgesetzt, wenn auch mitunter sehr frei interpretiert.

Die Frauen und Männer um Michael Mösch griffen dabei wie zwei weitere Umzugsgruppen auch gleich noch ein Thema auf, das in den vergangenen Monaten in Radeburg für reichlich Diskussionsstoff gesorgt hatte: die komplette Neugestaltung des Marktplatzes der Zille-Stadt.
In manchen Augen das reinste Affentheater. Und so nannten die Jurypreis-Gewinner des Vorjahres ihr Bild dann auch: „Mit Kreuz- und Quer-Bau zur Markt-Insel des Schreckens. Affenschande durch Affenbande.“ Dass sie damit erneut ganz oben auf dem Podest landen würden, hatten sie allerdings nicht erwartet. „Aber natürlich sind wir sehr froh darüber“, ergänzt Michael Mösch.
Zu den Zwischenrufen bei der Bekanntgabe des Siegers am Dienstagabend kurz vor Mitternacht sagte der Radeburger: „Natürlich sind sicher einige enttäuscht. Vielleicht würde es ja auch reichen, die Top Fünf gemeinsam zu nennen.“
Denn dank der vielen tollen Bilder sieht er vor allem einen Sieger: „Den Karneval in RaBu.“ Und was könnte den Ausschlag für den ersten Platz gegeben haben? „Wir haben unsere Lauf-Choreografie etwas geändert, sodass einige frei agieren und Fez mit den Zuschauern machen konnten.“

Die Gruppe um Raiko Richter, die mit ihrem Umzugsbild den zweiten Platz belegt, gibt es in dieser Zusammensetzung zwar erst seit 2018, entstanden ist sie allerdings durch das Zusammengehen von Mitgliedern zweier bis dahin erfolgreicher Gruppen. Der erste Platz beim ersten Start war daher keine riesige Überraschung.
Im Vorjahr liefen sie außerhalb der Wertung mit, weil sie den Wagen des Prinzenpaares gestalteten. Diesmal reisten die 25 Frauen, Männer und Kinder nun um die Welt. Tragbare Luftschiffe, Erdkugeln und Kontinente bildeten ein farbenprächtiges Bild. Nicht zu vergessen die Zeitmaschine auf dem Wagen. Alles zusammen rund 1.000 Stunden Arbeitsaufwand.
Seit vielen Jahren immer auf vorderen Plätzen bei der Umzugswertung, konnte die Gruppe um Conny Ottlinger wie im Vorjahr erneut den Bronzerang belegen. „Für mich ist das in Ordnung. Einige aus der Gruppe sehen das aber vielleicht nicht ganz so entspannt. Denn sowohl der Wagen, auf dem Neptun thronte, als auch die wie fast immer sehr bunten und voluminösen Kostüme haben wieder sehr viel Zeit erfordert.
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