Von Kerstin Fiedler
Schon am zweiten Tag nach der offiziellen Übergabe sind die Toiletten in der Grundschule Baruth fast zur Normalität geworden. Nico und Max aus der ersten Klasse haben sich schnell daran gewöhnt. Denn in den vergangenen Wochen mussten sie in einen Container gehen, wenn sie „mal mussten“. Seit Montag nun sind die Toiletten saniert und können genutzt werden.
Es ist eine lange Geschichte, die Schulleiter Michael Biskop erzählen kann. Denn die Toiletten in der Grundschule sind so alt wie das Schulgebäude selbst, das von 1951 bis 1953 gebaut wurde. „Handwerker, die hier mal etwas reparieren mussten, hofften, dass nie irgendetwas an den Leitungen passiert“, erzählt er. Mittlerweile schmunzelnd, denn nun sind die Jungs- und Mädchentoiletten saniert. Rund 70 000 Euro hat das gekostet. Der Malschwitzer Bürgermeister Matthias Seidel (CDU) ist froh, dass die Maßnahme mit gut 75 Prozent vom Förderprogramm für den ländlichen Raum unterstützt wurde. „Das Thema beschäftigt mich, seitdem ich Bürgermeister bin“, sagt Seidel. Und das ist er mittlerweile seit acht Jahren. Die Grundschule ist 2007 in das Gebäude gezogen. Vorher stand es einige Jahre leer. Bis 1992 wurde es als zehnklassige Polytechnische Oberschule genutzt, danach bis zum Jahr 2000 als Außenstelle der Mittelschule Malschwitz. Es gab Pläne, sie zu einer zentralen Mittelschule für die Region zwischen Weißenberg, Hochkirch und Malschwitz auszubauen. Doch die scheiterten schließlich, weil sich die beteiligten Gemeinden nicht einigen konnten. Also zog die Grundschule nach einer kurzen Sanierung dort ein, denn gerade die Lage des Hauses ist für die Jüngeren sehr schön. Aus dem ehemaligen Grundschulgebäude wurde der jetzige Kindergarten.
Denkmalschutz spricht mit
Vor vier Jahren war die Sanierung der Toiletten schon einmal geplant. Doch da kam etwas anderes dazwischen. Die Fußböden mussten erneuert werden, weil es in einem Klassenzimmer stark roch. Das war wichtiger, und so wurde das Geld dafür genutzt. Doch irgendwann hatten die Eltern genug und machten sich stark dafür, dass nun endlich auch bei den Toiletten etwas geschieht. Eine Vor-Ort-Begehung mit dem Ortschaftsrat verstärkte die Forderung. Doch dann kam noch ein anderes Vorhaben ins Spiel, das die Sanierung der Sanitäranlagen verzögerte. Seit 2012 versucht die Gemeinde Malschwitz, die Mittel-, jetzt Oberschule an den Kreis zu übergeben. Im Schulamt des Landkreises sieht man das zwar positiv. Doch eine Entscheidung zur Übergabe ist immer noch nicht getroffen. Dabei soll nämlich die Grundschule in das jetzige Schulgebäude nach Malschwitz ziehen. In Baruth soll dann das Gebäude als staatliche Oberschule saniert und erweitert werden. Doch so lange wollte Matthias Seidel nun nicht mehr warten.
Bei der Gestaltung der Toiletten wurde jedoch bereits daran gedacht, dass später hier mal größere Schüler lernen könnten. „Wir konnten bei der Farbauswahl sogar mitreden“, freut sich Michael Biskop. Mitreden wollte aber auch der Denkmalschutz. Und so sind die eingebauten Fenster den ursprünglichen nachempfunden und auch aus Holz. Sogar die Türen und die Schließzylinder an der neu entstandenen Behindertentoilette sehen aus wie die alten aus den 50er Jahren. Die Behindertentoilette kann auch von den Kindern genutzt werden, ist aber vor allem auch für die Lehrer. „Noch haben wir kein Kind mit einer Behinderung“, sagt Michael Biskop.
An der Grundschule Baruth lernen zurzeit 112 Schüler. Die zweite und die vierte Klasse wird zweizügig geführt. Dazu kommt eine sogenannte Daz-Klasse, Deutsch als Zweitsprache, mit zehn Asylbewerberkindern. „Vier Kinder werden schon in den normalen Unterricht integriert und erhalten nur noch Zusatzstunden“, sagt Michael Biskop. Die Schüler sind zwischen sechs und zehn Jahren alt, drei von ihnen wechseln im nächsten Jahr an eine Oberschule. Wie es allerdings mit dieser Klasse weitergeht, weiß der Schulleiter noch nicht. Er freut sich erst einmal auf den Sonnabend, wo auch die Toiletten beim Tag der offenen Tür zu besichtigen sind.