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Toller Start in den Görlitzer Kultursommer

Das große Picknick des Vereins Philharmonische Brücken war ein voller Erfolg. Und macht Lust auf mehr.

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Von Ines Eifler

Die Sonne steht noch hoch überm Demianiplatz, da breiten schon die Ersten ihre Decken aus, öffnen Tupperdosen mit frischen Erdbeeren und Weintrauben, es gibt Brot und Käse, ein Sektkorken knallt. Kinder erobern die Blumenuhr oder folgen begeistert den Riesenseifenblasen, die „Farbenfalter“ Mike Nelde in die Luft steigen lässt, während Operntenor Jan Nowotny auf der Bühne vorm Kaisertrutz wunderbar passend eine Arie aus dem „Land des Lächelns“ anstimmt. Bald ist die Wiese zwischen Theater und Museum voller Menschen, vor allem voller junger Familien.

Die Idee eines Picknicks mitten in der Stadt, zu dem Vera Tacke mit dem Verein Philharmonische Brücken am Dienstag aufgerufen hatte, nehmen die Görlitzer so selbstverständlich an, als hätten sie an sonnigen Nachmittagen mitten in der Woche nie etwas anderes getan, als im Gras zu sitzen und es sich gut gehen zu lassen.

Zu ihnen gehört zum Beispiel Katja Heinrich mit ihrem kleinen Sohn, die vorher gar nichts von dem Picknick wusste, sondern eigentlich nur zum Bioladen Ecke Luisenstraße wollte. „Aber als wir gesehen haben, dass hier was los ist, sind wir spontan rübergekommen.“ Die 35-Jährige lacht. „Ich weiß zwar nicht, was das hier ist, aber jetzt machen wir Seifenblasen und fühlen uns wohl.“ Andere haben die Aktion gezielt angesteuert. Wie Anna Olbrich, die mit ihrer vierjährigen Tochter und einer Menge von Freunden hergekommen ist. „Ich finde das alles eine wunderschöne Idee. Die Stimmung ist toll!“ Überhaupt sei es großartig, dass sich so viele Leute ungezwungen an einem Ort treffen, der sonst kaum genutzt werde, und hier „Flagge zeigen“ für Kultur.

Mit Jan Nowotnys Auftritt beginnt nämlich ein ganz und gar bunt gemischtes Programm aus Beiträgen von Profis, Laien und Künstlern so dazwischen. Da sind die beiden Zauberer aus dem Görlitz/Nieskyer „Ententrainer“-Team, die rote Tücher in Eier verwandeln, die Sendung mit der Maus zitieren und den Kindern vor der Bühne damit ziemlich viel Spaß bereiten. Da tanzen zwei Tänzer der Görlitzer TanzTheaterCompany ein Stück aus „Schmetterlingsdefekt“, das am Mittwoch zum letzten Mal aufgeführt wird, allerdings in Zittau. Da sind Jugendliche und Erwachsene, die mit und ohne Mikrofon singen, trommeln oder Akkordeon, Querflöte, Gitarre und andere Instrumente spielen. Und den Leuten auf der Wiese ist es ganz egal, ob vorn alles glatt läuft oder die Technik gerade mal streikt. Da ist die Frau im Rollstuhl, die nicht auf die Bühne möchte, aber dafür auf der Wiese ihre selbstkomponierten Lieder singt und dazu Gitarre spielt. Da gibt es junge Künstler, die der Verein Second Attempt zum Programm des Kulturpicknicks „beigesteuert“ hat und die am Rand der Wiese Graffitis sprühen. Und schließlich erklingt auch noch der luftige Sommer-Ohrwurm „Nice Neiß“ von Yellow-Cap-Schlagzeuger Lars Friedrich, der damit den Wettbewerb „Görli Dancing“ gewonnen hat.

Erst spät am Abend packen die Leute ihre Decken ein und gehen so langsam ihrer Wege. Und Vera Tacke ist hochzufrieden. Dass so viele Leute gekommen sind, dass so viele Görlitzer etwas zum Programm beigetragen haben, großteils ehrenamtlich, und natürlich auch, dass das Wetter so gut mitgespielt hat. „Vielleicht können wir an einigen Stellen noch nachbessern“, sagt sie, „aber der Grundentwurf stimmt. Ich denke, wir können das Picknick etablieren und im nächsten Jahr wieder veranstalten.“