Von Peter Ufer
Fast hätte Dresden sie verloren. Aus der „Tonne“ war ein Fass ohne Boden geworden. Nachdem die Geschäftsführerin reif für die Insel war und mitten in der Ostsee einen neuen Job annahm, kam auch das vorläufige Aus für den 1977 gegründeten Klub. Die neue Führungsriege sah sich einem finanziellen Desaster gegenüber, das sie nicht in den Griff bekam. Es folgte die Insolvenz. Das war im Jahr 2000.
Im Februar 2001 der Neustart. Bis Ende Juni veranstaltete der neue Jazzverein in den Tonne-Gewölben im Waldschlösschen-Areal neben seiner Beteiligung am Dixielandfestival und den Schülerkonzerten insgesamt 47 Konzerte. Doch im Gewölbe weit ab vom Stadtzentrum etablierte sich der Klub nicht wirklich. Es folgte der Auszug und eine Sommerpause, dessen Anfang das Ende gewesen wäre. Wäre.
Wenn nicht ein paar Dresdner Unentwegte irgendwann der Philosophie erlegen wären, dass mit System gerettet werden kann, woran keiner mehr glaubt, wäre der Klub verloren gegangen.
Ende 2002 legten zwei der Jazz-Enthusiasten, Mathias Bäumel und Helmut Gebauer, eine verblüffende Bilanz vor. Im Keller des Kulturrathauses fanden seit vergangenem April 38 Konzerte statt. Es erklangen Dixieland, Blues, Mainstream und Free, es gab Grenzüberschreitungen und unheimlich viel gute Atmosphäre.
Der Immobilienexperte würde schwärmen: Lage ist alles. Schließlich residiert der Klub jetzt unter der Dresdner Kö. Der Konzertbesucher würde von dem kleinen, aber feinen Gewölbe erzählen. Der Jazz-Fan mag erkennen, dass aus dem einstigen Programm-Sammelsurium wieder Jazz-Höhepunkte wurden. Als Beispiel sei an die Konzerte mit dem Pianisten Alexander von Schlippenbach, der Tenorsaxofonistin Ellery Eskelin, dem Trio Blue Box oder dem Trompeter Cuong Vu erinnert. Der Ökonom bekäme die These bestätigt, dass auch Kultur in der Krise gewinnt, wenn sie sich auf ihre Kernkompetenz beschränkt. Alles zusammen dürfte den Erfolg ausmachen.
Der Philosoph Gebauer sieht das Programm für 2003 als „Schichtenmodell“. Dass er darin gleich Sponsoren integriert, spricht für seine Weitsicht. Die experimentelle Reihe Jazz-Manufaktur wird von der Arzneimittelfirma Apogepha unterstützt, Radeberger fördert die Reihe alte und neue Meister und dem Projekt JazzDD hilft die Sparkasse. Ein guter neuer Boden.