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Toter Dänemark-Wolf stammt aus Milkel

Im November ist das Tier in einem dänischen Nationalpark gefunden worden. Warum der Wolf starb, scheint nun geklärt.

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Von Katja Schlenker

Jetzt ist es sicher: Der tote Wolf, der Mitte November 2012 im dänischen Nationalpark Thy in Nordjütland gefunden worden ist, stammt aus Sachsen. Dies haben genetische Untersuchungen am Senckenberg Institut für Wildtiergenetik in Gelnhausen und der dänischen Universität Aarhus ergeben. Demnach kommt der männliche Wolf aus dem Milkeler Rudel und ist dort vermutlich im Jahr 2009 geboren worden, informiert Projektleiterin Vanessa Ludwig vom Kontaktbüro „Wolfsregion Lausitz“. Die Obduktion hat außerdem ergeben, dass das Tier einen Tumor am Hals hatte. Dieser ist der Grund dafür, dass der Wolf verhungert ist. Offenbar unbemerkt ist der Wolf quer durch Deutschland, über die Grenze bis in den Norden Dänemarks gewandert. Auf der circa 720 Kilometer Luftlinie langen Strecke muss er mehrere Autobahnen und große Wasserläufe wie den Nord-Ostsee-Kanal überquert haben. Bevor der tote Wolf im November vergangenen Jahres gefunden worden ist, ist im Oktober ein Wolf im dänischen Thy Nationalpark fotografiert worden. Beide Male handelt es sich vermutlich um den gleichen Wolf.

Ungewöhnlich ist es nicht, dass ein junger Wolf durch die Region streift. Wenn ein Tier zwischen einem und zwei Jahren alt ist, verlässt es das Territorium seiner Eltern. Es sucht nach einem eigenen Revier und einem Partner, mit dem es sich paaren kann. Wie weit die jungen Wölfe sich von ihren Eltern entfernen, ist unterschiedlich. „Während viele Jungwölfe versuchen, in der Nähe ihres Geburtsrudels eine Familie zu gründen, wandern andere über sehr weite Strecken ab und können so neue Gebiete besiedeln“, sagt Vanessa Ludwig.

Dennoch ist der junge Wolf aus dem Milkeler Rudel etwas Besonderes. Seit fast 200 Jahren ist er der erste Wolf, der in Dänemark nachgewiesen worden ist. Aber er ist nicht allein, weite Strecken zurückzulegen. Ein Jungwolf aus dem Nochtener Rudel hat über 800 Kilometer Luftlinie zurückgelegt. Im Jahre 2009 ist er für eine Pilotstudie des Bundesamts für Naturschutz ausgewählt worden. Damals ist untersucht worden, wie Wölfe abwandern und sich in Deutschland ausbreiten. Um das junge Tier zu verfolgen, hat er einen GPS-Halsbandsender angelegt bekommen. Bei seiner Wanderung ist der Wolf bis an die Grenze zwischen Weißrussland und Litauen gelaufen. Dort ist sein Sender ausgefallen.

Momentan leben dreizehn Wolfsfamilien in der Lausitz. Das Territorium des Nieskyer Rudels erstreckt sich von Rietschen bis in die Königshainer Berge. Bisher gibt es in zehn Rudeln Welpen, darunter im Milkeler und im Nieskyer Rudel. Ist der Wolf früher noch in ganz Europa verbreitet gewesen, leben hier heute schätzungsweise noch 20 000 Tiere in zehn Rudeln.