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Trabi ohne Grenzen

Waltersdorf. Bis heute übernachteten 100 Trabi-Fans aus der ganzen BRD in der Jugendherberge. Die SZ spürte zwei besondere Teams auf.

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Von Angelika Dornich

Die Jugendherberge „Gut drauf“ war jetzt Fahrerlager der 7. Trabi-Rallye. 45 der legendären und wieder begehrten Zweitakter machten von Sonnabend bis heute früh hier Station. Von hier aus gingen die Teams auf Tour. So ins Völkerkundemuseum Herrnhut, nach Oybin, wo es eine Rallye-Hochzeit gab (SZ, 12. Juni, S. 18), nach Görlitz und Zgorzelec und gestern nach Jablonec (Gablonz), Zwickaus Partnerstadt. Veranstalter der Trabi-Rallye ist die WVD-Mediengruppe Chemnitz.

Das Ost-West-Team

Von Anfang an, also seit 2000, fährt Willy Salzinger aus Velbert (Ruhrgebiet) bei der touristisch und sportlich ausgerichteten Wettfahrt mit. „Meinen Trabi habe ich seit 1991. Es war Liebe auf den ersten Blick“, erzählt der 48-Jährige. Er hatte sich damals in Berlin mal „in so ein Ding gesetzt“ und aus „Just for fun“ dann selbst eins vom Baujahr 1989 für 1 000 DM gekauft. „Es war mein erster Neuwagen“, lacht Salzinger. Bis vor vier Jahren sei er generell damit gefahren. Dann reichte es seiner Frau – sie kaufte ihm einen Viertakter. „Als Projektleiter war ich viel unterwegs und lag mal auf der Autobahn mit Anzug und Schlips unter dem Auto, weil es nicht weiter wollte“, erklärt er. Die Kontaktplatte war kaputt. „So habe ich meine Frau rangeordert, um mir das Ersatzteil zu bringen.“ Seine Garage sehe mittlerweile genauso aus, wie die der Trabibesitzer zu DDR-Zeiten. Man deckt sich zum Beispiel bei Trabi-Treffen ein, obwohl es auch ein gutes Ersatzteile-Netz gibt. Über Inter-Trab, das Internationale Trabant-Register e. V., dem Salzinger angehört, kann man Kooperationspartner erfahren. Tanken ist auch kein Problem. „Ich habe immer einen Fünf- Liter-Ölkanister im Auto und mische selbst. Hier im Osten gibt es auch noch Zweitaktersäulen.“

Mittlerweile hat er um die 230 000 Kilometer mit seinem Trabi zurückgelegt, war 1996 sogar auf dem Nordkap. Bei der ersten Rallye war er Beifahrer. Das war nicht so sein Fall: „Ich fahre lieber selbst.“ So wurde er auf die perfekte Copilotin Luba aufmerksam. Sie war damals mit dem Trabi „Hallo Leipzig“ dabei. Der Beifahrer hat eine ganz wichtige Rallye-Funktion: Er (oder sie) gibt anhand des Bordbuches den Weg vor. „2002 habe ich mir Luba ins Auto gelockt. Sie sagt mir, wo’s lang geht.“ Deshalb musste die 32-Jährige am Montag auch zur „Fahrerbesprechung“. Inzwischen hat Salzinger eine Königin an Bord. Luba Stauch wurde 2003 zur Trabi-Queen gekürt. Die Rallye fasziniert beide immer wieder. „Die Gemeinschaft macht das Ganze aus. Wenn einer stehen bleibt, hält der Nächste an und hilft …“

Die ältesten Teilnehmer

Auch Rudolf Schwermer (73) bereitet die Rallye „einen Mordsspaß“. Er fährt mit seiner Frau Margret (65) zum vierten Mal mit. Bei den derzeitigen Temperaturen ernten die aus Michelstadt, dem Herzen des Odenwaldes, Stammenden aber auch etwas neidvolle Blicke. Sie haben schließlich ein Trabi-Cabriolet. „Das ist ein Schnäppchen aus Berlin. Wir haben es erst im September 2005 gekauft“, sagt der 73-Jährige. Im Mai bestritten die Odenwälder damit bereits die Italienfahrt nach Cesenatico. Schwermers erster Zweitakter war ein Trabi-Kübel in „Forstenausführung“. Er stammte nämlich vom Forstamt Hoyerswerda. Im Winter 2002/2003 ließ ihn der Trabi-Fan bei einer Firma in Sonneberg zum „Schmuckstück“ herrichten. „Doch meiner Frau war alles zu offen“, sagt er.

Beide Teams sind übrigens ganz begeistert von der Oberlausitz. „Wir kommen bestimmt wieder, aber nicht mit dem Trabi“, sagt Salzinger. Hiesige Trabi-Fans fahren diesmal laut Rallye-Sprecherin Annegret Ernst allerdings nicht mit. „Zittauer haben uns aber besucht.“

www.supertrabi.de; www.intertrab.de;

www.trabiqueen.de