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Trabi, Stern, Herzchen, Copen

Ein Hoyerswerdaer Auto-wechsle-dich-Spiel von Wendezeiten bis heute mit der Hoffnung auf Ewigkeit

Von Uwe Jordan
 6 Min.
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Trabant und beim Besitzer dessen Nachfolger gleich nach der Wende in Hoyerswerda. Foto: Uwe Schulz
Trabant und beim Besitzer dessen Nachfolger gleich nach der Wende in Hoyerswerda. Foto: Uwe Schulz © Uwe Schulz

Ein himmelblauer Trabant / rollte durch’s Land ...“ trällerte Sonja Schmidt 1971. Rollte? Hundertzwanzig lief er, wenn’s 1988 von Schwarze Pumpe auf der Autobahn nach Eberswalde ging, zur neuen Flamme. Nur wenn ich es übertrieb, gab es ein Kreischen im Motorraum. Dann rollte er wirklich. Aus. Er hatte wieder einmal die Kerze des rechten Zylinders ausgespuckt. Der Zylinderkopf war aus Aluguss und dessen Innengewinde so verschlissen, dass die Kerze beim Wiedereinfügen schräg angesetzt werden musste, hoffend, die Spur einer Rille zu finden, die neuralgischen Halt bieten würde. Sie fand sich erstaunlicherweise immer. Also nichts Ernstes. Heftiger war schon dies: In der Innenstadt von Eberswalde hörte ich beim Einbiegen in die Schwärzestraße zwischen meinen Beinen ein Krrrtsch – und das Wägelchen fuhr stur geradeaus. Die Lederscheibe, die Lenkstock und Lenkgetriebe, befestigt mit vier Schrauben, verband, war gerissen. Wäre das nicht bei Schrittgeschwindigkeit in der Stadt passiert, sondern auf der Autobahn, von der ich gerade kam: Gott befohlen ... Noch längst kein Grund, ihn aufzugeben. Wurde er halt repariert. Schließlich war er unentbehrlich. Als ich nach Eberswalde zog, wurde er auf Weiß umgespritzt, bekam das grüne „o.k.“-Logo auffoliert; „Oberbarnimer Kreisblatt“, die Zeitung, die meine Freundin und ich in der Wende gegründet hatten. Der nun Weiße war Transporter, Reporterfahrzeug, Familienkutsche ... Aber nichts ist von Dauer; auch diese Beziehung war es nicht und wenig später war das „o.k.“ gleichfalls Geschichte.

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