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Wiedersehen unter Tränen

Einige Seniorenpflegeheime in Pirna lockern das Besuchsverbot unter strengen Regeln. Bei manchen Begegnungen kommt es zu bewegenden Erlebnissen.

Von Mareike Huisinga
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Bewohnerin Charlotte Jahn (l.) empfängt an der Terrassentür des ASB Seniorenzentrums Am Schlossberg in Pirna mit dem nötigen Abstand eine Familienangehörige.
Bewohnerin Charlotte Jahn (l.) empfängt an der Terrassentür des ASB Seniorenzentrums Am Schlossberg in Pirna mit dem nötigen Abstand eine Familienangehörige. © Norbert Millauer

Darauf haben viele gewartet. Einige Seniorenpflegeheime lockern jetzt das Besuchsverbot, das wegen der Corona-Einschränkungen verhängt worden war. Mehrere Wochen durften die Angehörigen die Bewohner im Heim nicht besuchen.

Zwar ist ein Besuch in den Räumen des ASB-Seniorenzentrums Am Schlossberg in Pirna immer noch untersagt, aber die Leitung hat sich ein System ausgedacht, damit sich Verwandte und Freunde dennoch wiedersehen können. Die Angehörigen vereinbaren telefonisch im Voraus mit den Betreuungskräften und Alltagsbegleitern einen Termin, wann sie den Heimbewohner besuchen möchten. Treffpunkt ist die Terrassentür des Heims. Zum vereinbarten Zeitpunkt tritt der Angehörige von außen heran, der Bewohner wird von innen zur Tür begleitet. Um eine Ansteckung und auch körperlichen Kontakt zu vermeiden, steht in der Tür ein 1,60 langer Tisch, so dass der vorgeschriebene Mindestabstand gewährleistet ist.

Von diesem Angebot werde rege Gebrauch gemacht, sagt Heimleiterin Silke Kaiser. "Ich habe Freude, aber auch schon Tränen der Rührung auf den Gesichtern während der Begegnungen gesehen", berichtet sie. Das ist nur allzu verständlich. Mehr als vier Wochen durften sich die Verwandten nicht treffen. "Dabei haben wir bereits versucht, alles zu ermöglichen, was machbar ist", sagt Kaiser. So wurde oft telefoniert und die Pflegekräfte regten die Bewohner an, Karten an ihre Lieben zu Hause zu schreiben. Auch Skype-Sitzungen hatte Silke Kaiser angeboten, damit die Bewohner ihre Angehörigen sprechen und sehen konnten. "Einige Angehörige kamen auch zum Heim, stellten sich unten hin, während der Bewohner ans Fenster trat, um sich so zu unterhalten. Einige sind aber schwerhörig, was die Kommunikation sehr einschränkte. Und natürlich ist bei dieser Lösung auch keine Privatsphäre gewährleistet", berichtet Kaiser.

Die aktuelle Regelung sei besser und werde von allen akzeptiert. Auch die Trennung durch den Tisch stößt auf Zustimmung. "Die Angehörigen sind uns dankbar, dass wir somit das Ansteckungsrisiko minimieren, es geht schließlich um die Gesundheit ihrer Verwandten", so Kaiser. Nicht nur die Heimbewohner profitieren von dieser Lösung, sondern ebenso die Angehörigen, die in einigen Fällen auch unter Einsamkeit leiden, ordnet Kaiser ein. "Oftmals handelt es sich um ältere Ehepaare. Auch der im Haus verbliebene Gatte hat in diesen Zeiten vermutlich weniger soziale Kontakte und ist froh, wenn er seine Frau wiedersehen und sich mit ihr unterhalten kann", erklärt die Heimleiterin.

Treffen im Garten

Eine ähnliche Regelung gilt seit Montag auch im Diakonischen Altenzentrum in Graupa. Die Angehörigen rufen in dem Heim an und machen einen Termin aus. Die Bewohner können sie dann im Garten unter Abstandswahrung treffen. "Meistens werden sie von unseren Pflegekräften nach draußen geleitet. Es spielen sich rührende Szenen ab. Der Wunsch nach Begegnung, Treffen und einem Miteinander ist sehr sehr groß", erklärt Katrin Stelzig, Fachbereichsleiterin Altenhilfe der Diakonie Pirna.

Auch in dem Seniorenzentrum Sächsische Schweiz an der Einsteinstraße in Pirna treffen sich die Heimbewohner in selbstständiger Absprache mit ihren Angehörigen im Freien. Dabei werde der Sicherheitsabstand gewahrt, sagt Einrichtungsleiter Rainer Fritzsche. Besuche im Haus seien nach wie vor untersagt. "Es gibt aber Ausnahmeregeln im palliativen Bereich. Dort können Angehörige nach telefonischer Absprache die Bewohner besuchen", erklärt Fritzsche. 

Die Pflegeheime in Trägerschaft der Volkssolidarität Kreisverband Sächsische Schweiz - Osterzgebirge in Sebnitz und Stolpen planen ebenfalls Voraussetzungen zu schaffen, damit sich Angehörige und Heimbewohner im Freien unter Wahrung der geltenden Regeln treffen können. "Aber in den Einrichtungen selber gilt striktes Besucherverbot", sagt Leiter Udo Hennig.

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