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Trainer mit zwei Gesichtern

Spitzkunnersdorf. Heiko Kropp bereitet die erfolgreichste Mädchenmannschaftder Region auf die Landesliga vor.

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Von Marcel Pochanke

An diesen Moment des 26. August 1989, um 13.16 Uhr, erinnert sich Heiko Kropp genau: „Es war ein Zweikampf. Mit einem Schlag war meine Zeit als aktiver Fußballer, aber auch meine Tätigkeit als Zimmermann beendet.“ Dem damals 19-Jährigen war dasvordere Kreuzband gerissen.

Fünfeinhalb Jahre später war er Bezirksmeister und Pokalsieger. Dies nunmehr als Trainer der Frauenmannschaft seines Spitzkunnersdorfer TSV 1861, die er zusammen mit seinem Bruder André Kropp aufgebaut hatte und bis heute hauptverantwortlich betreut.

Heiko Kropps Geschichte ist exemplarisch für viele Trainerlaufbahnen im Amateurfußball. Sportverrückte, die Sport vor allem als Spaß und eine ehrgeizige Form der Lebensqualität verstehen, sehen sich durch eine Verletzung aus dem Geschehen gerissen und übernehmen Ehrenamtsaufgaben, um ihrer Leidenschaft verbunden zu bleiben. Zusätzlich zur Damenmannschaft, die sich spontan bildete, weil vor allem Spielerfrauen nicht länger nur ihren Männern zuschauen wollten, betreut Kropp auch die B-Mädchen als Nachwuchsschmiede für die ehrgeizigen Ziele, die die Spitzkunnersdorfer Damen noch haben. Schließlich soll endlich einmal das Abenteuer Landesliga angepackt werden.

Verständnisvoller Freund

Die sportliche Qualifikation dafür hat man seit Jahren gewissermaßen abonniert, aber vor allem wegen der erhöhten Kosten habe man sich „lange davor gedrückt“, so Kropp. Mit Hilfe neuer Sponsoren wolle man sich dort langfristig etablieren. Und auch die strukturellen Voraussetzungen dafür scheinen gegeben.

Aber welche Voraussetzungen muss man eigentlich mitbringen, um als Mädchentrainer erfolgreich zu sein? Es ist die Mischung zweier Wesenszüge. Aline Schneider, aktuelle Kapitänin der B-Mädchen, schätzt ihr Trainergespann: „Ich denke, dass wir viel Glück hatten mit ihnen. Sie helfen uns viel, unterstützen uns von draußen. Vor allem werden sie nie ausfällig, wie man es oft bei den Gegnern erlebt.“

Heiko Kropp, das ist schnell zu spüren, setzt auf Gemeinschaft und Vertrauen. Kommt jemand neu in die Mannschaft, bietet er ihr zuerst das Du an. Das lockert auf, und der Spaß an der Sache steht schließlich im Vordergrund. Dazu gehört auch, dass man sich jederzeit an ihn wenden kann. Dann werden Lösungen gefunden, „etwa, wenn eine in der Schule schwach ist, und eine Mitspielerin helfen kann“, so Kropp.

… aber auch harter Hund

Hart zu sein heißt zuallererst immer Härte gegen sich selbst. Wenn die Mädchen sehen, mit welcher Begeisterung und Beharrlichkeit Kropp seine Aufgabe vorlebt, muss er sie später selten zum Einsatz ermahnen. Auch wenn man vielleicht nicht ganz so straff wie bei den Männern trainiere: Die Fitness sei ganz entscheidend, und tatsächlich murrt niemand, wenn Kropp die Mädchen in die Runde schickt. „Bevor wir auswechseln, kriechen die anderen oft schon auf allen Vieren.“

Die Spitzkunnersdorfer Mädchen sind denn auch mit Leidenschaft dabei und vertrauen Cheftrainer Heiko Kropp, so wie er sich auf sie verlassen kann. Dass er und seine Co-Trainer regelmäßig zu den Spielen fahren und die Mädchen auch zum Training abholen, ist dabei seit Jahren schon selbstverständlich.

Als Heiko Kropp zu Beginn seiner Trainertätigkeit die Spitzkunnersdorfer D-Junioren betreute, waren keine Mädchen dabei. Anders als heute sei das damals noch nicht üblich gewesen, erinnert er sich. Mittlerweile profitiert er jedoch von der Ausbildung, die junge Mädchen teilweise schon ab sechs Jahren in den Jugendabteilungen der Vereine genießen. Bis zum Alter von zwölf Jahren können sie bei den Jungs mitspielen. Es finden sich aber auch 30-Jährige zum Training ein, die vorher noch nie Fußball gespielt hatten, nun aber doch der Versuchung unterlagen. Dem ist der gute Ruf der Spitzkunnersdorfer Frauenfußball-Abteilung zuträglich, immerhin ist man der erfolgreichste Verein in der Region entlang der Neiße.

Heiko Kropp spricht mit großer Bescheidenheit über seine bisherigen Leistungen. Direkt gefragt, ob er Stolz empfinde, wenn er die Erfolge seiner Mannschaften betrachtet, antwortet er knapp: „Ja.“ Und im zurückliegenden Punktspiel schlugen die Spitzkunnersdorfer Mädchen immerhin ihren Gegner aus Meißen mit 19:4.