Von Katja Mielcarek
Ungewohnt viele Zuschauer hatten jetzt die Hunde, die auf dem Horkaer Trainingsplatz des Hundesportvereins Kynos Ost-Sachsen e.V. trainieren. Hier fand ein öffentliches Training statt. Nachdem die Leiterin des benachbarten Tierheims von einem ihrer Hunde angefallen und schwer verletzt worden war (SZ berichtete), hatten Nachbarn Befürchtungen geäußert, in der Hundeschule des Lebensgefährten würden Kampfhunde abgerichtet werden.
„Deshalb wollten wir einige Missverständnisse und Vorbehalte in der Nachbarschaft ausräumen“, erklärte Matthias Bauer, Betreiber Hundeschule und Vorsitzender des Vereins. Doch unter den rund 40 Zuschauern waren die Nachbarn nicht zu finden.
Die erste Phase des Trainings ist der so genannten „Unterordnung“, dem Gehorsam der Hunde, gewidmet. Die Tiere müssen einzeln und in der Gruppe bei Fuß gehen, Sitz oder Platz machen und dürfen sich weder von Artgenossen noch Menschen aus der Ruhe bringen lassen. „Das sollte jeder Hund lernen“, findet Claudia Hecker aus Niesky. „Hunde, die die Unterordnung nicht durchlaufen haben, dürfen bei uns nicht an der Schutzhund-Ausbildung teilnehmen“, betont Bauer. Anfragen gebe es aber immer wieder.
Bei diesem zweiten Teil des Trainings geht es deutlich rauer zu. Ein Helfer, ausstaffiert mit entsprechender Schutzkleidung, wird wuchtig von einem Alano aus der Zucht von Bauer angesprungen. Rufen und Peitschengeknalle stacheln den Hund zusätzlich an, bringen ihn in seinen Trieb, wie Bauer es nennt.
Das Tier verbeißt sich in den Schutzarm, lässt sich auch durch Schläge mit einem flexiblen Stab nicht dazu verleiten loszulassen. „Der Angriff richtet sich nicht gegen den Menschen, sondern auf das Beutestück, nämlich den Armschutz“, beruhigt Bauer die Zuschauer. Sobald der Helfer den Schutz loslässt, läuft der Hund mit seiner Beute weg, kümmert sich nicht mehr um den Menschen. Später lässt er sich von ihm knuddeln. Alanos seien von ihrem Wesen her als Schutzhunde ebenso geeignet wie die sieben Rassen, die Polizei und Rettungswesen derzeit einsetzen, ist Bauer überzeugt.
Auch das Selbstvertrauen der Hunde wird während der Ausbildung gestärkt. „Ein Hund, der Angst hat, kann auch für den Menschen gefährlich werden“, sagt Matthias Bauer. Deshalb werden die Hunde mit fallenden Kartons, und einem Riesen-Sack konfrontiert, der plötzlich von der Decke kracht.
Die meisten Zuschauer sind beeindruckt. „Ein Hund sollte nicht beißen lernen“, findet jedoch ein Ehepaar aus Niesky. „Wir kontrollieren den Trieb des Hundes, wir stacheln ihn nicht an“, entgegnet Matthias Bauer.