Von Lars Müller
Großalarm wurde gestern um 11.22 Uhr in Radebeul ausgelöst. Krankenwagen, Feuerwehrautos und Polizeifahrzeuge rasten über die Meißner Straße nach Zitzschewig. Am Übergang Kapellenweg hatte ein regionaler Getränkehändler mit seinem Kleintransporter eine Bahn der Linie 4 Richtung Weinböhla übersehen.
Beim Zusammenstoß wurde das vordere Fahrgestell der Niederflurbahn aus den Gleisen gehoben. Der Zug kam erst etliche Meter hinter der Unglücksstelle zum Stehen, holperte zuvor übers Schotterbett und die Schwellen. In dem Abschnitt führt die Trasse der Trambahn-Linie 4 auf einem separatem Damm eingleisig durch Wiesen und die Beete einer Baumschule.
Zwei Menschen verletzt
Zunächst herrschte Unklarheit über die Zahl der verletzten Personen. Feuerwehrleute sprachen von bis zu drei Menschen, die umgehend in den Krankenwagen betreut wurden. Nach Polizeiangaben forderte der Unfall letztendlich zwei Leichtverletzte. Der Chauffeur sowie eine ältere Frau in der Bahn hatten einen Schock erlitten.
In der Bahn waren nach Angaben von Radebeuls Stadtfeuerwehrchef Roland Fährmann nur zwei Fahrgäste und der Fahrer. Mitgenommen, aber augenscheinlich unverletzt stand der Lenker des Kleintransporters vor seinem an der Front völlig demolierten Fahrzeug. „Ich habe die Bahn gar nicht gesehen, nur den Knall gehört“, erinnerte er sich. „Dabei hatte ich nach links und rechts geschaut, ob die Strecke frei war.“ Obstbäume mit dichtem Laub und gleißende Herbstsonne schränkten die Sicht an dem mit Andreaskreuzen gesicherten Übergang jedoch ein. Die Bahn hatte zudem eine grüne Vollreklame, die zwischen den üppigen Pflanzen kaum auffiel.
„Hier gab es noch nie einen Unfall“, sagt Feuerwehrchef Fährmann. Alle Radebeuler Wehren waren zur Unglücksstelle geeilt. Auch ein Großaufgebot der Dresdner Feuerwehr war vor Ort. „Die Dresdner Kameraden haben einen Vertrag mit den Dresdner Verkehrsbetrieben, dass nur sie entgleiste Bahnen wieder fachgerecht auf die Schienen setzen dürfen“, erklärt Fährmann.
Den Schaden an der Bahn beziffert die Polizei mit 20 000 Euro, den am Transporter mit 10 000 Euro. An der Trasse gingen nach DVB-Angaben mehrere Schwellen kaputt.