Von Annett Liebe
Seit 30 Jahren vermietet Helga Zeise in ihrem Haus am Rostiger Weg Zimmer. Meistens an Monteure, Gastarbeiter, Vertreter. Nach der Wende kamen auch zunehmend Urlauber zu ihr. Doch damit scheint es schon wieder vorbei zu sein. „Für diesen Sommer habe ich vier Buchungen, alles langjährige Stammgäste. Sonst ist gar nichts los“, erzählt die Großenhainerin. Seit sie im Geschäft ist, kann sie sich nicht an so schlechte Zeiten erinnern. „Dieses Jahr ist ganz mies, die Übernachtungszahlen gehen immer mehr zurück.“
Das Problem betrifft nicht nur Helga Zeise. Auch andere Zimmer-, Ferienwohnung- oder Ferienhausvermieter klagen. „Selbst in den Urlaubsgebieten bleiben die Gäste aus. Wer soll denn da nach Großenhain kommen“, meint Wolfgang Degenkolb, der an der Öhringer Straße eine kleine Pension mit einem Einzel-, zwei Doppel- und einem Dreibettzimmer betreibt. Auf Wunsch gibt es auch Frühstück. Doch weil kaum ein Tourist an seine Herbergstür klopft, müssen sich die Degenkolbs mit Monteuren oder Arbeitern begnügen. Und selbst die machen sich langsam rar. „Seit fünf bis sechs Jahren hat das spürbar nachgelassen, weil kaum noch gebaut wird“, sagt Pensionsbetreiber Degenkolb.
Helga Johne hat im ehemaligen Zschauitzer Gut eine Ferienwohnung eingerichtet und gerade das erste Jahr bewältigt. „Toll war es nicht“, kommentiert sie. Einige Geschäftsleute sind gekommen, Biker, die zu einer Motorsportveranstaltung nach Großenhain wollten und Gäste, die zu Familienfeiern in der näheren Umgebung eingeladen waren. „Leben könnte ich davon nicht. Aber wir haben die Ferienwohnung eingebaut, damit das Haus gut ausgenutzt ist. Steht sie leer, dann ist es eben so“, sagt Helga Johne. Nicht mal die Landesgartenschau hätte sich positiv ausgewirkt.
Das kann Dorothee Koitzsch nur bestätigen. Sie ist die Seniorchefin der Parkschänke in Zabeltitz. „Die Gartenschau hat uns höchstens ein paar Kaffeegäste mehr beschert.“ Würde sie nur auf Touristen und Urlauber setzen, hätte sie wohl schon aufgeben müssen. Mit normaler Vermietung sei es heute ganz schwer, noch Gäste zu locken.
Deshalb hat sie sich besondere Dinge einfallen lassen. Zum Beispiel die kulturell-kulinarischen Abende wie „Essen und Trinken mit Wilhelm Busch“, „Märchenmenü“ oder die „Venusabende“, bei der die Chefin höchstpersönlich zum sinnlichen Essen erotische Geschichten erzählt. Oder besondere Veranstaltungen und Arrangements zu Feiertagen. Der Erfolg von außergewöhnlichen Ideen, verbunden mit Sonderpreisen, kann sich sehen lassen. „Aus ganz Deutschland kommen extra deswegen Gäste zu uns“, gibt sich Dorothee Koitzsch zufrieden. Schwung in die Vermietung hätte auch das Internet gebracht. Seit zwei Jahren ist die Parkschänke mit einer Homepage vertreten. „Ich hätte nie gedacht, dass sich das so positiv bemerkbar macht, aber es werden sehr viele Leute per Internet auf uns aufmerksam.“
Andere müssen kleinere Brötchen backen. Helga Zeise zum Beispiel. Sie vermietet jetzt überwiegend an Studenten – ihre Pension spricht sich noch auf die althergebrachte Art herum: Mundpropaganda und Visitenkarten.
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