Von Jenny Ebert
Julia Szonn sitzt lächelnd in ihrem Büro. „Hier könnte ich bis zur Rente arbeiten“, sagt sie und macht eine ausholende Geste in Richtung Verkaufsraum. „Ich gehe voll auf in meiner Aufgabe.“ Seit Mai 1998 leitet sie die Filiale der Heron-Buchhandlung in Weißwasser, ist gleich Leiterin geworden, als das Geschäft der Buchkette aus Cottbus eröffnet wurde. „Das war ein ganz schöner Wurf ins kalte Wasser“, erinnert sich Julia Szonn, die damals erst 22 Jahre alt war, „aber man lernt unheimlich viel.“ Mit ihrer Kollegin, die deutlich älter ist, sei sie sofort klargekommen. „Es ist ja schon ein bisschen komisch, wenn man so jung Chef ist von jemanden, der älter ist und viel mehr Erfahrung hat. Aber wir hatten keine großen Probleme.“ Heute ist das zwei- bis dreiköpfige Team so eingespielt, dass Julia Szonn ganz ohne zu zögern von ihrem „Traumjob“ spricht. „Es ist schön in Weißwasser. Hier ist alles sehr familiär und persönlich.“ So nett, dass sie sich nicht nur den Job bis zur Rente vorstellen kann, sondern auch hier in Weißwasser. „Meine ehemaligen Lehrer und einige Mitschüler kaufen bei mir ein. Das ist toll“, so die 31-Jährige.
Hobby: natürlich lesen
Sehr persönlich scheint auch das Verhältnis innerhalb der Heron-Kette zu sein. Am Schrank im Büro hängt ein ausgeschnittener Zeitungsartikel von Roland Quos, dem Geschäftsführer von Heron. Und darunter – seine Todesanzeige. „Er ist im August gestorben, völlig unerwartet, mit 63 Jahren“, erklärt Julia Szonn und blickt zum Schrank, „da waren wir alle ganz schön traurig. Er war ein guter Chef.“
Wenn Julia Szonn nicht in ihrer Buchhandlung steht, liest sie. Natürlich. „Aber nie hier im Laden. Es ist nicht so, wie viele Leute denken: toller Job, da kann man den ganzen Tag lesen.“ Jeden Tag lesen, ja, aber nur nach der Arbeit. Die Probeexemplare der Verlage stapeln sich. „Man kann nicht alles von vorn bis hinten lesen. Ich lese quer.“ Kinderbücher, Romane, Sachbücher, von allem etwas. Erzählen Kunden, dass ihre Empfehlung ihnen gefallen hat, freut Julia Szonn sich darüber sehr, sagt sie. „Privat lese ich am liebsten Sachbücher. Zum Beispiel über Weltwunder oder von Däniken.“ Wie viele Bücher sie zu Hause hat, weiß sie nicht. „Mehrere hundert auf jeden Fall. Die Regale haben sich schon gebogen“, sagt sie lachend. Ein paar der Bücher sind schon in den Pensionsräumen ihrer Eltern gelandet, die in Rietschen das „Forsthaus“ betreiben.
Außerdem geht Julia Szonn gerne zu Eishockey und Fußball. Oder träumt gemeinsam mit ihrem Lebenspartner von der Zukunft, mit zwei Kindern und eigenem Haus. Oder vom nächsten Urlaub. „Lange kann ich nicht weg sein, dafür ist unser Team zu klein. Aber ein kleiner Höhepunkt im Monat ist schon mein Ziel.“