Von Reinhard Leue
Einzigartig für Rothenburg und für unser Kreisgebiet ist ein Handwerksbetrieb, der nachweislich seit 250 Jahren besteht und in der Hand der gleichen Familie liegt. In sieben Generationen ist das Geschäft stets vom Vater auf den Sohn übertragen worden. Das ist wirklich Spitze und sucht seinesgleichen – vielleicht sogar im Freistaat Sachsen. Es handelt sich um die Fleischerei Eichler in Rothenburg, die auf diese einzigartige Tradition zurückblicken darf.
Woher will man das aber wissen oder wie sogar urkundlich belegen? Dazu verhelfen die Rothenburger Kirchenbücher, die leider nur bis 1767 zurückreichen. Sonst könnte man der Familie Eichler eine noch längere Sesshaftigkeit nachweisen. Just im Jahre 1767 taucht auf der ersten Seite ein Johann George Eichler als „Bürger und Fleischhauer“, wie man damals sagte, auf. Im Jahre 1768 stirbt mit 64 Jahren ein Christoph Eichler, Biersteuer- und Importsteuer-Einnehmer wie auch Co-Inspektor bei hiesiger General-Akzise als auch Bürger und Oberältester der Fleischhauer in Rothenburg. Er wäre also 1704 geboren worden und hätte sein Handwerk vor und um 1750 ausgeübt.
Im Jahre 1777 findet sich im Kirchenbuch ein Samuel Christoph Eichler, der Erbpacht-Inhaber des Hochgräflichen Callenbergischen Guthes Podrosche, wie auch wohlangesehener Bürger und Meister der Fleischhauerei in Rothenburg ist. Er heiratet in diesem Jahre. Das wären also die Urahnen der Familie Eichler, die schon damals unternehmerisches Talent bewiesen.
Man stelle sich vor, welche Veränderungen und politischen Umwälzungen dieser Handwerksbetrieb miterlebt und überstanden hat, auch Kriege mit ihren Verheerenden folgen wie 1813 bis 1815 und besonders 1945. Dazu kamen Inflationen, Währungsreformen und Hungerzeiten, in denen es fast nichts zu schlachten gab. Zahlte man in der kurfürstlich-sächsischen Zeit bis 1815 mit Thalern und Groschen, ebenso in der königlich-preußischen Zeit, so wurde unter dem Deutschen Kaiser ab 1871 in Goldmark bezahlt, in der Weimarer Republik in Reichs- und Rentenmark, ab 1949 in DM Ost und ab 1990 in DM-West, schließlich heute in Euro.
Dieser Handwerksbetrieb hat auch ohne staatliche Beteiligung die sozialistische Zeit überstanden. Familie Eichler pflegte stets eine enge Verbindung zur evangelischen Kirche. Der heutige Inhaber Christoph Eichler (51) ist ein geachteter Rothenburger Bürger. Er ist Mitglied des Stadtrats. Sein Sohn hat bereits die Gesellenprüfung des Fleischerhandwerks abgelegt und beabsichtigt, später den Betrieb zu übernehmen.